Industrieproduktion auf Talfahrt
Die neuesten Zahlen aus Peking sind ernüchternd: Mit einem Plus von 5,2 Prozent im August wuchs die Industrie so langsam wie seit einem Jahr nicht mehr.
Die Investitionen in neue Anlagen stagnierten nahezu, die Arbeitslosenquote kletterte leicht nach oben. Für eine Volkswirtschaft, die über Jahre zweistellige Zuwächse gewohnt war, ist das ein Alarmsignal.
Immobilienkrise frisst Vertrauen
Noch tiefer sitzt der Riss im Immobilienmarkt. Neue Eigenheime verbilligten sich im August im Schnitt um 0,3 Prozent, im Jahresvergleich gar um 2,5 Prozent. Für viele Haushalte ist das Grund genug, größere Anschaffungen zu verschieben.

Der Konsum lahmt – die Umsätze im Einzelhandel legten mit 3,4 Prozent so schwach zu wie seit Ende 2024 nicht mehr. „Die Menschen horten ihr Geld, statt es auszugeben“, sagt ein Pekinger Ökonom, „das ist Gift für die Binnenkonjunktur.“
Trump-Zölle drücken Exporte
Hinzu kommt die Belastung von außen: Chinas Ausfuhren in die USA sackten im August um ein Drittel ab. Trotz vereinbarter Zollpausen erhebt Washington weiter Abgaben von durchschnittlich 50 Prozent.
In Peking spricht man hinter vorgehaltener Hand von einem „Handelskrieg im Schongang“. Für Unternehmen bedeutet das steigende Unsicherheit bei Planung und Investitionen.
Überkapazitäten als Bumerang
Selbst in strategischen Zukunftsbranchen wie Elektromobilität und grüner Technologie zeigt sich ein gefährlicher Trend: Überproduktion. Viele Hersteller verkaufen ihre Fahrzeuge und Solarmodule zu ruinösen Preisen.
„Die Überkapazitäten sind schlimmer als Trumps Zölle“, warnt ein Brancheninsider. Trotz staatlicher Eingriffe bleibt die Marktbereinigung aus – was den Druck auf Margen und Arbeitsplätze weiter erhöht.
Politik zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Das offizielle Wachstumsziel von „rund fünf Prozent“ ist nach wie vor in Reichweite. Doch Ökonomen zweifeln zunehmend, ob es ohne neue Konjunkturmaßnahmen erreichbar bleibt. Zheng Shanjie, Chef der staatlichen Planungsbehörde, kündigte zwar fiskal- und geldpolitische Schritte an.
Doch Investoren fragen sich längst, ob Peking überhaupt noch die Mittel hat, die Konjunktur massiv anzuschieben, ohne die ohnehin hohe Verschuldung weiter aufzublähen.
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt taumelt zwischen strukturellen Schwächen, politischem Druck und globalen Konflikten. Die große Frage lautet: Wie lange kann Peking das Bild stabiler Wachstumszahlen noch aufrechterhalten, bevor die Realität auch die offiziellen Statistiken einholt?
Das könnte Sie auch interessieren:
