Der jüngste Vorschlag der Grünen, einen verpflichtenden Dienst für alle Bürgerinnen und Bürger einzuführen, hat das Potenzial, der Diskussion um Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt neue Dynamik zu verleihen. Während das gegenwärtig debattierte Losverfahren zur Wiedereinführung der Wehrpflicht von der derzeitigen Regierungskoalition aus CDU/CSU und SPD als eine Form des Kompromisses angesehen wird, könnte ein allgemeiner Pflichtdienst sicherstellen, dass jeder gleichermaßen Verantwortung für das Gemeinwohl übernimmt.
Das aktuelle Losverfahren könnte als unfair betrachtet werden, da es die potenziell betroffenen Personen in eine Lage der Benachteiligung versetzt, wenn sie zum Wehrdienst eingezogen werden. Außerdem besteht die Möglichkeit der Verweigerung. Ein allgemein verpflichtender Dienst böte hingegen jedem die Gelegenheit, diesen Lebensabschnitt frühzeitig und verbindlich einzuplanen. Eine solche strukturierte Verpflichtung könnte nicht nur die Motivation steigern, sich bei der Bundeswehr für den Dienst am Land zu engagieren, sondern auch die Akzeptanz und Anerkennung des Dienstes in der breiten Bevölkerung erhöhen.
Die Einführung eines verpflichtenden Dienstes für alle könnte auch weitere gesellschaftliche Impulse geben. Mit der Verpflichtung entfällt der Spielraum für individuelle Alternativen, etwa ein Studium, eine sofortige Erwerbstätigkeit oder längere Reisen. Dies könnte insbesondere dazu beitragen, das Bewusstsein und die Wertschätzung für gesellschaftliche und staatliche Dienste zu fördern und gleichzeitig den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Wenn Bürgerinnen und Bürger aus allen Schichten denselben Dienst leisten müssen, wird ein gemeinsames Erleben geschaffen, das verbindend auf die Gesellschaft wirken kann.