Der Moment ist unspektakulär – und genau deshalb entscheidend. Eine erste Lkw-Ladung Erz verlässt die Sangdong-Mine und erreicht die Brecheranlage. Kein symbolischer Spatenstich, kein Testlauf mehr. Almonty fördert. Damit endet eine jahrelange Entwicklungsphase, in der der Konzern Kapital beschaffte, Genehmigungen einholte und Infrastruktur aufbaute. Ab jetzt zählt operative Realität.
Für Almonty ist es der Wendepunkt. Für den globalen Wolframmarkt ist es mehr als das.
Der Schritt vom Versprechen zur Produktion verändert das Risikoprofil
Mit dem Start des aktiven Bergbaus verlässt Almonty die Kategorie der Projektgesellschaften. Das ist für Investoren keine semantische Feinheit, sondern eine harte Zäsur. Projektrisiken – Bauverzögerungen, Genehmigungsunsicherheiten, technische Unwägbarkeiten – weichen nun operativen Risiken: Hochlauf, Ausbeute, Kostenkontrolle.
Die Infrastruktur greift. Erz wird gefördert, zerkleinert und durch die Aufbereitungsanlagen geführt. Damit beginnt die Phase, in der sich zeigt, ob die modellierten Gewinnungsraten und Konzentratgehalte in der Praxis erreicht werden. Genau hier entscheidet sich der wirtschaftliche Wert der Mine.
Für den Kapitalmarkt bedeutet das: Die Bewertungslogik verschiebt sich. Weg von Szenarien, hin zu Cashflow-Perspektiven.

Sangdong ist mehr als ein Bergwerk
Die Bedeutung der Sangdong-Mine reicht weit über Almonty hinaus. Bei voller Auslastung soll sie mehr als 80 Prozent der weltweiten Wolframproduktion außerhalb Chinas liefern. Das ist kein Marketingwert, sondern eine strategische Verschiebung.
China kontrolliert derzeit rund 83 Prozent des globalen Wolframmarkts. Der Rohstoff ist unverzichtbar für Hartmetalle, Rüstungsanwendungen, Luft- und Raumfahrt sowie Halbleiterfertigung. In westlichen Industrien gilt Wolfram längst als sicherheitsrelevant.
Sangdong ist damit kein normales Minenprojekt. Es ist ein geopolitischer Baustein. Für Abnehmer aus Europa, den USA und verbündeten asiatischen Staaten entsteht erstmals seit Jahrzehnten eine skalierbare Alternative zu chinesischen Lieferketten.
Finanzierung steht – Verwässerungsdruck sinkt
Parallel zum Produktionsstart hat Almonty die Kapitalstruktur stabilisiert. Rund 129 Millionen US-Dollar flossen zuletzt über eine öffentliche Platzierung zu. In der Folge zog das Unternehmen einen vorläufigen Prospekt zurück – ein Signal, dass die aktuelle Liquidität für den Hochlauf ausreicht.
Das ist für Aktionäre entscheidend. In der Projektphase war Almonty regelmäßig auf frisches Kapital angewiesen. Mit dem Produktionsbeginn sinkt der Verwässerungsdruck. Künftige Finanzierungen – sofern nötig – lassen sich auf einer anderen Grundlage führen: mit laufendem Betrieb statt bloßen Planwerten.

Der Markt richtet den Blick neu aus
Mit dem Übergang in den Regelbetrieb ändern sich auch die Bewertungsfragen. Nicht mehr ob produziert wird, sondern:
- Wie schnell erreicht Sangdong die Zielkapazität?
- Wie stabil sind Ausbeute und Konzentratqualität?
- Wie entwickeln sich die operativen Kosten im Hochlauf?
Erst diese Antworten entscheiden darüber, ob Almonty vom strategischen Hoffnungsträger zum verlässlichen Lieferanten wird.
Klar ist: Das fundamentale Risiko ist gesunken. Geblieben ist die klassische Hochlaufunsicherheit – kalkulierbar, messbar, überprüfbar.
Ein Rohstoff, ein Zeitpunkt, ein politischer Kontext
Der Produktionsstart kommt zu einem Zeitpunkt, an dem westliche Staaten ihre Rohstoffabhängigkeiten neu bewerten. Exportkontrollen, geopolitische Spannungen und industriepolitische Programme erhöhen den Wert gesicherter Lieferketten.
Almonty steht nun genau an dieser Schnittstelle. Nicht als Junior-Explorer, sondern als Produzent eines kritischen Rohstoffs. Ob daraus ein dauerhaftes Bewertungsniveau entsteht, hängt nicht von Ankündigungen ab – sondern von Tonnen, Gehalten und Kosten.
Die erste Erzlieferung ist kein Ende. Sie ist der Anfang der eigentlichen Bewährungsprobe.



