Was wurde nicht alles versprochen. Der Iran sei „ausgelöscht“, die Nuklearanlagen „vollständig zerstört“, das Atomprogramm „vernichtet“ – sagte Donald Trump nach den massiven Luftangriffen der USA am vergangenen Wochenende.
14 bunkerbrechende Bomben, 75 Präzisionswaffen, über 125 Luftfahrzeuge im Einsatz. Doch hinter der martialischen Inszenierung steht offenbar ein ernüchterndes Ergebnis: Viel Rauch, wenig Wirkung.
Geheimbericht widerspricht Regierungslinie
Wie mehrere US-Medien berichten, kommt ein interner Bericht der Defense Intelligence Agency (DIA), dem wichtigsten Geheimdienst des Pentagon, zu dem Schluss, dass das iranische Atomprogramm durch die Angriffe lediglich um einige Monate zurückgeworfen wurde. Das ist alles – kein Rückschritt, kein Zusammenbruch, nur eine Verzögerung.
Besonders brisant: Selbst die unterirdische Atomanlage in Fordo, tief in den Fels gebaut, sei laut DIA weitgehend unversehrt. Getroffen wurden lediglich die Eingänge – nicht aber das Herz der Anlage. Auch die Zentrifugen blieben offenbar größtenteils intakt. Und das angereicherte Uran? Schon vor dem Angriff verlagert, so der Bericht.
Trump tobt – und schreit in Versalien
Für Trump ist das alles ein Angriff auf seine Inszenierung als entschlossener Oberbefehlshaber. Auf seiner Plattform Truth Social reagierte er wie gewohnt: mit Großbuchstaben und Vorwürfen gegen die Medien.
„DIE NUKLEARANLAGEN SIND VOLLSTÄNDIG ZERSTÖRT!“, schrieb er.
CNN und New York Times seien „Fake News“ – nichts Neues.
Auch das Weiße Haus schoss zurück. Sprecherin Karoline Leavitt erklärte, das „Durchsickern“ der DIA-Einschätzung sei ein „klarer Versuch, Präsident Trump zu erniedrigen“.

Und sie legte noch nach: Wer 14 Bomben mit je 30.000 Pfund Sprengkraft auf eine Anlage werfe, müsse kein Gutachten mehr lesen – das Ergebnis sei klar. Das Pentagon selbst bestätigt indes zumindest die Existenz des Geheimberichts, betont aber, man habe noch keine vollständige Schadensanalyse.
Militärisch eindrucksvoll, strategisch begrenzt
Die Angriffe auf Fordo, Natanz und Isfahan waren zweifellos präzise, groß angelegt und technisch auf höchstem Niveau. Sie waren militärisch gesehen ein Spektakel.
Doch was bringen 75 punktgenaue Bomben, wenn die entscheidenden Komponenten unversehrt bleiben? Die Antwort liefert der Bericht: nicht viel. Der Iran wird Zeit brauchen, um alles wieder hochzufahren – aber nicht viel.
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„Die Einschätzung ist, dass die USA sie vielleicht um einige Monate zurückgeworfen haben“, sagte ein Insider der Nachrichtenagentur AP. Eine Zäsur ist das nicht. Es ist ein Aufschub. Nicht mehr, nicht weniger.
Wahlkampf-Show statt Sicherheitsstrategie
Dass Trump den Angriff politisch ausschlachtet, überrascht niemanden. Die Bilder, die martialischen Aussagen, die Kampfjet-Ästhetik – all das passt ins Drehbuch seiner Wiederwahlkampagne. Nur: Wenn der militärische Nutzen hinter den Erwartungen zurückbleibt, wird aus dem großen Schlag schnell ein PR-Risiko.
Im schlimmsten Fall hat Trump mit den Angriffen das Risiko einer Eskalation erhöht – und dafür lediglich ein paar Tunnel versiegelt.
Zwischen Wahrheit und Wunschdenken
Die Reaktionen aus Regierungskreisen wirken teils fahrig, teils trotzig. Verteidigungsminister Pete Hegseth erklärte: „Unsere Bomben trafen jedes Ziel genau an der richtigen Stelle.“
Gleichzeitig räumte das Pentagon ein, dass die DIA-Einschätzung existiere. Das lässt Raum für Zweifel – und zeigt, wie groß die Diskrepanz zwischen öffentlicher Darstellung und interner Einschätzung ist.
Was bleibt, ist Unsicherheit
Die Angriffe sind vorbei, doch das Atomprogramm des Iran lebt – zumindest weitgehend. Das Vertrauen in Trumps militärische Strategie hat Risse bekommen, auch wenn diese nicht aus Beton, sondern aus Worten bestehen.
Im Nebel zwischen PR und Realität bleibt vor allem eine Erkenntnis: Wer mit der Wucht von B-2-Bombern Politik machen will, muss sich am Ergebnis messen lassen. Und das ist, Stand jetzt, vor allem eins – unklar.
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