Die Unternehmensbesteuerung stellt einen zentralen Bestandteil des fiskalischen Rahmens in Europa dar. Innerhalb der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) machen die Einnahmen aus der Körperschaftssteuer im Durchschnitt etwa 4% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Allerdings schwankt die Bedeutung dieser Steuer erheblich zwischen den europäischen Nationen. So reicht der Anteil der Körperschaftssteuer am gesamten Steueraufkommen von lediglich 4,2% in Lettland bis hin zu beeindruckenden 28,3% in Norwegen.
Norwegens bedeutende Position ist vornehmlich durch die hohe Abhängigkeit von der Öl- und Gasindustrie begründet, was zu einem bemerkenswert hohen Anteil der Körperschaftssteuer beiträgt. Irland, das als wichtiger Standort für multinationale Unternehmen gilt, folgt mit einem bemerkenswerten Körperschaftssteueranteil von 21,7%, fast dicht hinter Norwegen. Die Liste der Top-Fünf-Länder in dieser Kategorie wird durch Tschechien, die Türkei und die Niederlande vervollständigt.
Bei der Betrachtung der größeren europäischen Volkswirtschaften ragt das Vereinigte Königreich mit einem Körperschaftssteueranteil von 10,1% an den gesamten staatlichen Einnahmen hervor, während Frankreich mit einem Anteil von nur 5,3% das Schlusslicht bildet. Dies illustriert die vielfältige Struktur dieser Volkswirtschaften, welche auf ein breites Spektrum an Einnahmequellen wie Einkommensteuern und die Mehrwertsteuer angewiesen sind.
Den Einfluss nationaler Steuerpolitik auf den Anteil der Körperschaftssteuer hebt Cristina Enache von der Tax Foundation Europe hervor. Die Varianz in den Anteilen resultiert nicht nur aus der wirtschaftlichen Struktur und der Rentabilität von Unternehmen, sondern auch aus politischen Entscheidungen zu den Steuersätzen und steuerlichen Anreizen. Länder, die aktiv Unternehmensinvestitionen anziehen möchten, setzen gezielt auf niedrigere Steuersätze oder vorteilhafte Abschreibungsregelungen, um die effektiven Steuereinnahmen zu modifizieren.
Eine besonders interessante steuerpolitische Strategie ist in Estland und Lettland zu beobachten, wo lediglich ausgeschüttete Unternehmensgewinne der Besteuerung unterliegen. Diese Regel erlaubt es Firmen, ihre Steuerverpflichtungen durch Wiedereinveranlagung dieser Gewinne hinauszuzögern, was kurzfristig zu einem reduzierten Steueraufkommen führt.
Im Vergleich der Einnahmen aus Körperschaftssteuern im Verhältnis zum BIP sticht Norwegen mit 11,7% als statistischer Ausreißer hervor, im Gegensatz zu einem durchschnittlichen Anteil von 3,5% unter den 27 Mitgliedsnationen. Was bedeuten solche Differenzen? Ein erhöhter Anteil kann auf die Existenz eines wesentlichen Sektors aus großen, lukrativen Unternehmen hinweisen und reflektiert oft politische Entscheidungen, die besonders auf Ertrag aus Unternehmenssteuern setzen.
Für 2024 konzentrieren sich die Steuersätze in Europa überwiegend zwischen 20% und 25%, mit Ungarn am unteren Ende der Skala bei lediglich 9% und Malta als Spitzenreiter mit einem Satz von 35%. Norwegen, bemerkenswert durch seinen hohen Einnahmenanteil, weist dagegen einen moderateren Steuersatz von 22% auf.