Der Mann, der Nvidia zur wertvollsten Halbleiterfirma der Welt gemacht hat, will Kasse machen. Jensen Huang, Mitgründer und CEO des KI-Konzerns, hat einen Verkaufsplan für bis zu sechs Millionen Nvidia-Aktien bei der US-Börsenaufsicht SEC hinterlegt.
Bei aktuellen Kursen geht es um rund 850 Millionen Dollar. Was wie eine schallende Ohrfeige für den Kapitalmarkt wirkt, ist in Wahrheit ein Vorgang mit System – und ohne Panikpotenzial.
850 Millionen Dollar – klingt nach Ausstieg, ist aber keiner
Das Timing ist brisant: Während Nvidia von Rekord zu Rekord eilt und die Aktie kürzlich ein neues Allzeithoch markierte, erscheint der Verkaufsplan des CEOs wie ein Warnsignal.
Dazu kommt politischer Gegenwind aus Washington: Die US-Regierung zieht Exportbeschränkungen für KI-Chips nach China an – ein Thema, das Investoren nervös macht.
Doch wer tiefer blickt, erkennt: Der geplante Verkauf entspricht nicht einmal einem Prozent von Huangs gesamtem Aktienpaket. Der Nvidia-Chef hält rund 3,5 % des Unternehmens – derzeit mehr als 115 Milliarden Dollar schwer. Die angekündigten Verkäufe wirken unter diesem Blickwinkel fast schon bescheiden.
SEC-Regel 10b5-1 – warum Huangs Verkauf kein Zufall ist
Die Verkäufe erfolgen nicht spontan, sondern über einen sogenannten 10b5-1-Plan. Dieses legale Instrument erlaubt es Insidern, Verkäufe zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt automatisiert auszulösen – unabhängig von späteren Kursentwicklungen.
Das Ziel: Transparenz und Schutz vor dem Verdacht auf Insiderhandel. Huangs Plan wurde bereits am 20. März verabschiedet – also lange vor der jüngsten Zahlenvorlage oder der Eskalation der China-Debatte.
Diese Verkaufsprogramme sind Routine – besonders bei Tech-Gründern mit Milliardenvermögen in Firmenaktien, aber vergleichsweise geringem Cashflow.
Schon früher verkauft – ohne Schaden für die Aktie
Es ist nicht das erste Mal, dass Huang Anteile verkauft. Bereits in den Vorjahren hatte der Nvidia-CEO Aktienpakete im dreistelligen Millionenbereich zu Geld gemacht – zuletzt über 700 Millionen Dollar.
Dem Aktienkurs schadete das nicht. Im Gegenteil: Die Nvidia-Aktie gehört mit über 200 % Kursplus im Jahresvergleich zu den absoluten Gewinnern am Markt.
Analysten sehen in Huangs Entscheidung daher eher ein persönliches Finanzmanagement als ein Misstrauensvotum gegen sein eigenes Unternehmen.
Ein Tech-Milliardär diversifiziert – und das zu Recht
Selbst Multimilliardäre zahlen Steuern, kaufen Immobilien oder investieren anderweitig. Insofern ist es ökonomisch logisch, wenn Huang einen Bruchteil seines Vermögens in liquide Mittel umwandelt – zumal sein restliches Vermögen fast vollständig an den Nvidia-Aktien hängt. Ein Verkauf von unter 1 % ist kein Exit, sondern Risikomanagement.
Dass der Markt das ebenso sieht, zeigen die Zahlen: Nach Bekanntwerden der Mitteilung legte die Nvidia-Aktie sogar weiter zu. Das Papier notiert aktuell bei rund 142 Dollar – über fünf Prozent im Plus.
Nvidia bleibt stark – unabhängig vom Huang-Plan
Fundamental bleibt Nvidia ein dominanter Akteur im KI-Boom. Der Konzern ist nicht nur Chip-Hersteller, sondern Taktgeber der gesamten KI-Infrastruktur.
Die Nachfrage nach den Hochleistungsprozessoren der „Hopper“-Generation übersteigt nach wie vor das Angebot. Wettbewerber wie AMD oder Intel kommen beim Technologievorsprung kaum hinterher.
Selbst mögliche Absatzprobleme in China gelten derzeit nicht als dramatisch – nicht zuletzt, weil Nvidia bereits an regionalspezifischen Alternativlösungen arbeitet, um US-Vorgaben zu erfüllen.
Was Investoren jetzt tun sollten? Nichts überstürzen
Wer in Tech-Aktien investiert, muss mit Volatilität leben – auch mit auffälligen Meldungen wie Insiderverkäufen. Doch im Fall Nvidia gibt es bislang keinen Grund zur Unruhe. Im Gegenteil: Die Verkaufspläne sind transparent, begrenzt und strategisch begründet.
Zudem bleibt Huang an Bord – nicht nur als CEO, sondern als mit Abstand größter Einzelaktionär. Sein persönlicher wirtschaftlicher Erfolg hängt weiterhin am Schicksal des Unternehmens. Wer aussteigt, weil Huang ein Prozent verkauft, verpasst möglicherweise die 99 Prozent, die noch im Spiel bleiben.
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