Die Möglichkeit eines Waffenstillstands in dem seit Monaten anhaltenden Gaza-Konflikt scheint in greifbarer Nähe zu rücken. Laut jüngsten Berichten hat Israel in den Gesprächen in Katar ein bedeutendes Entgegenkommen gegenüber der Hamas signalisiert und zeigt sich nun bereit, eine größere Zahl palästinensischer Häftlinge freizulassen. Im Zuge eines potenziellen Abkommens könnten bis zu 800 palästinensische Gefangene für 40 israelische Geiseln entlassen werden. Dies stellt eine wesentliche Ausweitung des Verhandlungsangebots gegenüber dem zuvor zugestandenen Freilassungsrahmen dar. Die erhöhte Zahl von 700 bis 800 Häftlingen schließt auch Personen ein, die wegen Terrorismus zu lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt wurden. Eine Antwort der Hamas wird zeitnah erwartet, während der UN-Sicherheitsrat dringend zu einer "von allen Seiten respektierten sofortigen Waffenruhe" aufrufen will. Die Besprechungen werden von umfangreichen diplomatischen Bemühungen begleitet, einschließlich eines Besuchs der Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in der Region und anstehenden Gesprächen in Ägypten und Israel.
Parallel dazu wächst die internationale Besorgnis über eine mögliche Militäreskalation in der überfüllten Stadt Rafah. US-Vizepräsidentin Kamala Harris ließ die Option auf Konsequenzen im Falle einer israelischen Bodenoffensive offen und die USA bieten Alternativen an, um die Hamas ohne zusätzliche militärische Gewalt zu schwächen. Israels Verteidigungsminister Joav Galant plant dazu Gespräche mit US-Amtskollegen Lloyd Austin. Baerbock fordert derweil von allen beteiligten Parteien, die Verhandlungen ernst zu nehmen und setzt sich für eine unverzügliche humanitäre Feuerpause ein.
Der bevorstehende Montag wird von dem Votum über die Resolution des UN-Sicherheitsrats dominiert sein, die auf eine sofortige Waffenruhe drängt und verstärkte Hilfsmaßnahmen für die Menschen im Gazastreifen verlangt. Doch trotz der diplomatischen Bestrebungen warnt das "Wall Street Journal" vor einem festgefahrenen Guerillakrieg, der die israelische Armee zu binden droht. Eine klare Strategie, vor allem im Hinblick auf die Eroberung und Kontrolle von Territorien im Gazastreifen, bleibt eine Herausforderung für Israel, wie kürzlich auch von US-Außenminister Antony Blinken angemerkt wurde.