16. Dezember, 2025

Unternehmen

Unilever nach dem Eis-Abschied: Neustart mit offenem Ausgang

Nach der Abspaltung von Magnum und Ben & Jerry’s setzt Unilever auf höhere Margen, gezielte Zukäufe und ein fokussiertes Markenportfolio. Analysten sind uneins, ob die Rechnung aufgeht.

Unilever nach dem Eis-Abschied: Neustart mit offenem Ausgang
Unilever hat die Abspaltung der Eissparte vollzogen und richtet den Konzern neu aus. CEO Fernandez verspricht höhere Margen, gezielte Übernahmen und fokussiertes Wachstum. Doch Analysten sind sich uneins, ob der Neustart überzeugt.

Abschied von zwei der bekanntesten Marken des Konzerns – und trotzdem Optimismus im Vorstand. Mit dem Börsengang der „Magnum Ice Cream Company“ hat Unilever einen der tiefgreifendsten Umbauten seiner Geschichte abgeschlossen. Zurück bleibt ein verschlankter Konsumgüterkonzern, der höhere Margen, schnelleres Wachstum und klarere Prioritäten verspricht. Doch ob der Neustart trägt, ist offen.

Der Spin-off verändert die Statik des Konzerns

Mit der Abspaltung der Eissparte trennt sich Unilever von einem margenärmeren, logistisch komplexen Geschäft. Tiefkühlketten, saisonale Schwankungen und hohe Fixkosten belasteten über Jahre die Profitabilität. Der Schritt ist daher mehr als kosmetisch – er verändert die wirtschaftliche Struktur des Konzerns.

Die neue Magnum-Gesellschaft ist seit Wochenbeginn eigenständig an der Börse notiert. Unilever hält zunächst noch 19,9 Prozent der Anteile, die schrittweise verkauft werden sollen, um Trennungs- und Restrukturierungskosten zu finanzieren. Parallel wurde eine Aktienzusammenlegung im Verhältnis 8 zu 9 vorgenommen, um die Kursvergleichbarkeit zu wahren.

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Höhere Margen als zentrales Leistungsversprechen

CEO Fernando Fernandez macht die operative Marge zur entscheidenden Kennzahl des Neustarts. Für die zweite Jahreshälfte 2025 stellt er mindestens 19,5 Prozent in Aussicht – rund 100 Basispunkte mehr als inklusive Eisgeschäft. Das ist ambitioniert, aber nicht unrealistisch, sofern die Kostenbasis tatsächlich dauerhaft sinkt.

Der Konzern will sich stärker auf margenstarke Segmente konzentrieren: Beauty, Personal Care und Haushalt. Marken mit Preissetzungsmacht sollen den Kern bilden, weniger profitable Randaktivitäten verlieren an Bedeutung. Der Umbau ist damit auch eine Abkehr vom früheren Anspruch, in möglichst vielen Konsumkategorien präsent zu sein.

Wachstum soll künftig gezielt zugekauft werden

Organisches Wachstum allein reicht Unilever nicht. Rund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr sollen künftig für Übernahmen bereitstehen. Der Fokus liegt klar auf dem US-Markt, wo margenstarke Nischenmarken schneller skalierbar sind als im fragmentierten Europa.

Als Blaupause gilt Liquid I.V., 2020 übernommen, inzwischen nahe an der Umsatzmarke von einer Milliarde Dollar. Auch etablierte Marken wie Vaseline sollen stärker monetarisiert werden. Die Strategie: weniger Breite, mehr Tiefe – und eine stärkere Verzahnung von Marketing, Innovation und Preisdisziplin.

Analysten bewerten den Neustart unterschiedlich

An der Börse stößt die Neuausrichtung auf ein geteiltes Echo. Die Bank of America bleibt bei ihrer Kaufempfehlung und verweist auf die starke Marktposition in den USA und Europa. Auch die Deutsche Bank sieht weiteres Potenzial und nennt ein Kursziel von 5.150 Pence.

Deutlich skeptischer zeigt sich die UBS. Sie hält an ihrem Verkaufsvotum fest und zweifelt an der Umsetzbarkeit der Wachstumspläne. In einem hart umkämpften Konsumgütermarkt sei es alles andere als sicher, dass Unilever dauerhaft Marktanteile gewinnt – selbst mit einem fokussierteren Portfolio.

Der Februar wird zur Bewährungsprobe

Der 12. Februar 2026 wird zum ersten echten Belastungstest für den neuen Unilever. Dann legt der Konzern die Zahlen für das vierte Quartal und das Gesamtjahr 2025 vor – erstmals vollständig ohne das Eisgeschäft.

Im Fokus stehen zwei Fragen: Kann Unilever das angekündigte Umsatzwachstum von 3 bis 5 Prozent halten? Und zeigt sich die versprochene Margenausweitung bereits in den Zahlen? Erst dann wird klar, ob der Abschied von Magnum und Ben & Jerry’s ein Befreiungsschlag war – oder ein riskanter Verzicht auf starke Cashflows.

Der Neustart ist vollzogen. Ob er trägt, entscheidet nicht die Strategie, sondern ihre Umsetzung.

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