28. August, 2025

Märkte

Unicredit auf Konfrontationskurs – Commerzbank-Übernahme kaum noch zu verhindern

Die Italiener haben ihren Anteil an der Commerzbank auf 26 Prozent erhöht und peilen 29 Prozent an. Damit ignoriert Unicredit-Chef Andrea Orcel nicht nur den Widerstand der Bundesregierung, sondern bringt Berlin in eine heikle Lage.

Unicredit auf Konfrontationskurs – Commerzbank-Übernahme kaum noch zu verhindern
26 Prozent und kein Zurück: Mit dem Anteilsausbau ist Unicredit größter Einzelaktionär der Commerzbank – und übergeht offen den Widerstand aus Berlin.

Orcel setzt Zeichen – Berlin verärgert

Unicredit hat Fakten geschaffen: Mit nun 26 Prozent der Commerzbank-Aktien ist der Konzern aus Mailand größter Einzelaktionär und lässt keinen Zweifel daran, dass er die Kontrolle ausweiten will.

Die Ankündigung, bald auf 29 Prozent zu gehen, ist mehr als ein bloßes Signal an die Finanzmärkte – es ist ein klarer Affront gegenüber der Bundesregierung, die sich wiederholt gegen eine Übernahme gestellt hat.

Kanzler Friedrich Merz hatte den Schritt öffentlich als „unfreundlich“ bezeichnet.

Drei Optionen, drei Risiken

Für Unicredit ergeben sich nur noch drei realistische Szenarien. Ein Rückzug durch den Verkauf des Aktienpakets wäre ein Gesichtsverlust, zumal ein solcher Abverkauf den Preis drücken würde.

Quelle: Eulerpool

Ein Komplettverkauf an einen strategischen Investor, etwa einen Staatsfonds, käme nur mit deutlichem Abschlag zustande. Am wahrscheinlichsten ist deshalb ein offizielles Übernahmeangebot an die restlichen Aktionäre – die Variante, die Berlin am wenigsten sehen will.

Bundesregierung am Rand

Mit ihren 12 Prozent bleibt die Bundesrepublik zwar ein relevanter Aktionär, entscheidend eingreifen kann sie jedoch nicht. Im Fall einer Mehrheitsübernahme durch die Italiener wäre Berlin zum Zuschauen verdammt, während die strategischen Weichen künftig in Mailand gestellt würden.

Politisch eine heikle Situation: Der Bund müsste erklären, warum er eine Schlüsselbank nicht schützen konnte – und das in einer Zeit, in der Milliarden für Bahn und Rüstung fehlen.

Machtkampf um die Zukunft der Coba

Für die Commerzbank steht mehr auf dem Spiel als bloß ihre Eigenständigkeit. Eine Übernahme würde tiefgreifende Veränderungen in der Unternehmensführung nach sich ziehen und könnte den Kurs gegenüber Kunden und Investoren massiv verändern.

Der Druck auf Orcel ist hoch: Scheitert der Versuch, muss er sich vor seinen Aktionären rechtfertigen. Gelingt er, steht die Bundesregierung als Verlierer da.

Eine Bank, drei Verlierer?

Das Szenario, dass am Ende alle Beteiligten verlieren, ist nicht ausgeschlossen. Die Commerzbank droht, ihre Eigenständigkeit zu verlieren. Unicredit muss tief in die Tasche greifen und könnte politisch isoliert werden. Der Bund bliebe mit einem Minderheitsanteil zurück, der kaum Einfluss garantiert.

Der Konflikt ist damit längst kein reines Finanzthema mehr. Er ist ein Lackmustest für die Frage, wie viel industriepolitische Souveränität Deutschland in Europa noch hat – und wie weit Banken wie Unicredit bereit sind zu gehen, um Machtansprüche durchzusetzen.

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