02. Juni, 2025

Politik

UN kündigt Kahlschlag an: 6.900 Stellen stehen vor dem Aus

Nach Jahren finanzieller Schieflage zieht die Weltorganisation die Notbremse – der größte Jobabbau ihrer Geschichte steht bevor. Hintergrund ist der Zahlungsrückzug der USA und ein überfälliger Umbau der Strukturen.

UN kündigt Kahlschlag an: 6.900 Stellen stehen vor dem Aus
Die UN gibt jährlich rund 3,7 Milliarden Dollar für Verwaltung und Programme aus. Nun soll das Budget um 740 Millionen Dollar gekürzt werden – ein Fünftel weniger.

Sparhammer trifft die Vereinten Nationen

Die Zahl steht im Raum und lässt keinen Spielraum zur Interpretation: 6.900 Stellen sollen gestrichen werden.

Die UN will sparen – und zwar radikal. Laut einem internen Schreiben, das Reuters zugespielt wurde, plant die Weltorganisation eine Kürzung ihres 3,7-Milliarden-Dollar-Haushalts um ganze 20 Prozent.

Bis Mitte Juni sind alle Abteilungen aufgefordert, konkrete Vorschläge zu machen, wie genau dieser Sparkurs umgesetzt werden kann.

Die Stimmung innerhalb der UN? Angespannt. Denn der Schritt ist nicht nur tiefgreifend – er ist historisch. Und ein Warnsignal.

Ein Erbe der Trump-Jahre

Was sich jetzt als struktureller Umbau tarnt, ist auch ein Nachbeben der Ära Trump. Als US-Präsident kürzte Donald Trump massiv die Zahlungen an die UN.

Rund ein Viertel des Budgets steuerten die Vereinigten Staaten einst bei. Das Loch, das sie hinterlassen haben, klafft bis heute. Auch unter Präsident Biden wurde nur ein Teil der Beiträge wieder aufgestockt.

UN-Generalsekretär António Guterres steht vor einem historischen Einschnitt: 6.900 Stellen könnten wegfallen – der größte Personalabbau seit Gründung der Vereinten Nationen 1945.

Der Rückzug der USA trifft die Organisation ins Mark. Die Vereinigten Staaten waren nicht nur wichtigster Geldgeber, sondern auch Taktgeber. Nun hat sich Washington von der Rolle als globaler Schirmherr weitgehend verabschiedet – und die UN muss sich neu sortieren.

Guterres kündigt unbequeme Entscheidungen an

UN-Generalsekretär António Guterres macht keinen Hehl daraus: Der Sparkurs wird weh tun. In einem Schreiben an die Belegschaft warnt er vor „schwierigen Entscheidungen“ – und davor, den Umbau aufzuschieben.

Die Organisation müsse sich neu aufstellen, effizienter werden, Kosten senken. Im Raum stehen neben Stellenkürzungen auch Zusammenlegungen von Abteilungen und der Umzug ganzer Standorte in günstigere Städte.

Die Botschaft: Es geht nicht nur ums Sparen – es geht ums Überleben. Und darum, den Multilateralismus für das 21. Jahrhundert fit zu machen. Das klingt ambitioniert. Doch es wirft auch die Frage auf, ob der eingeschlagene Weg der richtige ist.

Wer entscheidet, was überlebt?

Wo gespart wird, ist noch offen – aber klar ist: Irgendwer wird verlieren. In New York, Genf oder Nairobi sitzen Menschen, deren Jobs bald auf dem Spiel stehen.

Programme, die in Krisengebieten für Sicherheit, Bildung oder Ernährung sorgen, könnten zusammengestrichen oder ganz aufgegeben werden. Und ausgerechnet in einer Zeit, in der die Welt mehr internationale Zusammenarbeit braucht denn je, droht ausgerechnet deren stärkste Institution ausgedünnt zu werden.

Besonders heikel: Die UN kämpft nicht nur mit Geldproblemen, sondern auch mit einem Glaubwürdigkeitsverlust. Zahlreiche Staaten – nicht nur die USA – zweifeln offen am Nutzen der Organisation. Der geplante Sparkurs dürfte diesen Zweifel nicht kleiner machen.

Verwaltung abbauen – Vertrauen retten?

Gleichzeitig ist die Kritik an der internen Struktur der UN nicht neu. Zu viel Bürokratie, zu wenig Wirkung, zu viele Hierarchien – das ist seit Jahren bekannt.

Der nun geplante Umbau könnte auch eine Chance sein, Ballast abzuwerfen und Prozesse zu verschlanken. Doch ob es gelingt, ausgerechnet durch Einschnitte in Personal und Präsenz mehr Schlagkraft zu erzeugen, bleibt offen.

Denn: Vertrauen lässt sich nicht sparen. Und Glaubwürdigkeit entsteht nicht durch leere Büros. Wenn die UN wirklich zukunftsfähig werden will, braucht sie mehr als nur eine kleinere Verwaltung – sie braucht ein neues Selbstverständnis.

Ein Testfall für die Weltordnung

Die Vereinten Nationen gelten als Symbol für Zusammenarbeit, Diplomatie, globale Lösungen. Wenn selbst diese Institution sich zurückziehen muss, weil die Mittel fehlen, was bedeutet das für den Zustand der Welt?

Die jetzt angekündigten Kürzungen sind mehr als eine Reaktion auf ein Haushaltsdefizit. Sie sind ein Symptom für ein tiefer liegendes Problem: Die Bereitschaft zur globalen Verantwortung nimmt ab. Und damit steht mehr auf dem Spiel als nur Arbeitsplätze.

Es steht die Frage im Raum, die keiner offen aussprechen will: Wollen wir diese Weltorganisation eigentlich noch?

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