08. Dezember, 2025

Unternehmen

UBS schrumpft weiter und stößt an die Grenzen ihrer eigenen Integrationslogik

Der nächste große Stellenabbau rückt näher – und die UBS kämpft gleichzeitig mit Effizienzproblemen, regulatorischem Druck und dem Erbe der Credit Suisse.

UBS schrumpft weiter und stößt an die Grenzen ihrer eigenen Integrationslogik
Die UBS will bis 2027 rund 10.000 weitere Stellen streichen und kämpft mit Integrations- und Effizienzdruck.

Der Personalabbau wird zum zentralen Steuerungsinstrument

Die UBS plant offenbar, bis 2027 weitere 10.000 Stellen zu streichen. Das berichtet der „SonntagsBlick“ unter Berufung auf interne Informationen. Der Konzern äußert sich nur vage, bestätigt aber, den Abbau über mehrere Jahre zu strecken und ihn möglichst über natürliche Fluktuation und Frühpensionierungen zu erreichen.

Klar ist dennoch: Die Dimension geht über kosmetische Anpassungen hinaus. Bereits seit der Notübernahme der Credit Suisse hat die Gesamtzahl der Mitarbeitenden von rund 119.000 auf knapp über 104.000 abgenommen. Fällt die Marke von 100.000, wäre das ein psychologisch wie organisatorisch bedeutender Einschnitt – der erste seit Beginn der Integration.

Besonders betroffen bleibt die Schweiz, wo weiterhin rund 3000 Stellen zur Disposition stehen. Für die UBS ist das heikel: Die Bank soll gleichzeitig stabilisieren, Synergien heben und politisch vermittelbar bleiben.

Einsparziele bestimmen den Takt der Integration

UBS-Chef Sergio Ermotti hat die Richtung vorgegeben: 13 Milliarden Franken sollen bis Ende 2026 eingespart sein, zehn Milliarden davon stehen bereits im Buch. Der Zeitplan ist ambitioniert, doch der Konzern führt ihn als Beleg an, dass die Integration der Credit Suisse im Plan liege.

Dazu passt, dass die Bank ihre Effizienzkennziffern offenlegt. Die Kosten-Ertrags-Relation verharrt bei 77 Prozent – ein Wert, der im globalen Wettbewerb schwer zu verteidigen ist. Morgan Stanley kommt auf 67 Prozent und zeigt damit, was in hochskalierten Vermögensverwaltungen möglich ist. Die UBS will bis Ende 2026 unter 70 Prozent rutschen.

Dieser Wert ist nicht nur eine Kennzahl, sondern der Maßstab, an dem der Kapitalmarkt die Logik der Credit-Suisse-Übernahme misst. Fällt die Quote nicht deutlich, bleibt der Zusammenschluss für viele Investoren ein defensiver Notakt.

Erste Reibungen in der Integration werden sichtbar

Die Integration galt bisher als nahezu störungsfrei. Doch laut Reuters kommt es erstmals zu Verzögerungen – ausgerechnet im Vermögensgeschäft, dem Kernbereich der neuen UBS. Der Transfer wohlhabender Credit-Suisse-Kunden auf UBS-Systeme laufe langsamer als erwartet.

Die Bank widerspricht dem und spricht von plangemäßem Fortschritt. Doch der Hinweis ist bemerkenswert: Das Wealth Management sollte jene Einheit sein, in der Synergien am schnellsten und sichtbarsten realisierbar sind. Jeder Verzug zeigt, wie sensibel die operative Migration in einem Geschäft ist, das auf Vertrauen und Diskretion basiert.

Regulierung und Rechtsrisiken engen den strategischen Spielraum ein

Neben der Integration muss die UBS einen deutlich härteren regulatorischen Rahmen einkalkulieren. Der Bundesrat plant strengere Kapitalanforderungen, die den Konzern zwingen könnten, zusätzlich mehr als 20 Milliarden Franken Eigenkapital aufzubauen. Das wäre ein deutlicher Eingriff in die künftige Kapitalallokation – und konträr zu Ermottis Ziel, die Bank nach Jahren der Transformation wieder in Richtung Wachstumsinvestitionen zu führen.

Parallel bleibt die juristische Aufarbeitung der Credit-Suisse-Rettung ein Unsicherheitsfaktor. Ein Schweizer Gericht stellte jüngst klar, dass die Abschreibung der AT1-Anleihen rechtmäßig war. Doch die Frage möglicher Schadensersatzforderungen ist weiter offen. Die noch ungelösten Risiken stehen wie ein Kommentar am Rand jeder Diskussion über die Finanzkraft der UBS.

Der Kapitalmarkt registriert die Lücke zwischen Anspruch und Realität

Die Aktienentwicklung zeigt, wie stark sich Erwartungen entkoppeln können. Während zahlreiche europäische Bankaktien erheblich zugelegt haben, darunter die Deutsche Bank mit einem Plus von mehr als 80 Prozent, notiert die UBS im Zwölfmonatsvergleich nur rund acht Prozent höher.

Der Markt sieht eine Bank, die groß, profitabel und dominant im globalen Wealth Management ist – aber zugleich schwerfällig, regulierungsbelastet und abhängig von einer Integration, deren Erfolg erst 2026 wirklich messbar wird.

Ohne sichtbare Fortschritte bei Effizienz und Kapitalstruktur droht der Konzern, trotz überlegener Marktposition, an Börsenwert gegenüber früheren Kriseninstituten zurückzufallen.

Der Ausgang der Transformation entscheidet über die Machtbalance im Bankensektor

Der geplante Stellenabbau ist kein technischer Nebeneffekt der Fusion, sondern das Ergebnis eines Systems, das auf Skalierung, Vereinheitlichung und Effizienz basiert. Die UBS muss beweisen, dass sie diese Mechanik beherrscht, ohne die Struktur des Hauses zu überdehnen.

Gelingt das, entsteht ein Institut, das aus der Notübernahme der Credit Suisse eine Bankenarchitektur formt, die global Maßstäbe setzt. Misslingt es, bleibt ein Konzern zurück, der seine Größe verteidigt, aber die damit verbundene Schlagkraft nur unvollständig abrufen kann.

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