09. Juni, 2025

Politik

Überprüfung der Wehrpflicht: Wüstner fordert rasche Vorbereitungsmaßnahmen

Der Bundeswehrverbandsvorsitzende, André Wüstner, hat die Dringlichkeit betont, strategische Pläne für eine potenzielle Wiedereinführung der Wehrpflicht zu entwickeln. In einem kürzlich geführten Interview hob Wüstner die Bedeutung hervor, nicht nur auf die aktuelle Bedrohungslage aufmerksam zu machen, sondern auch proaktiv die notwendigen Schritte zur Verstärkung des Bundeswehrpersonals zu initiieren. Insbesondere sei es von entscheidender Bedeutung, unverzüglich mit dem Aufbau von erforderlichen Strukturen im Bereich des Personalmanagements sowie der militärischen Infrastruktur zu beginnen, um auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet zu sein.

Wüstner argumentierte, dass ein signifikanter Anstieg der Zahl von Zeit- und Berufssoldaten entscheidend für die Qualität und Effizienz der Ausbildung bei der Bundeswehr sei. Diese Maßnahmen müssten unabhängig davon getroffen werden, ob der zukünftige Zugang zur Bundeswehr auf freiwilliger Grundlage oder durch eine Verpflichtung erfolgen wird. Er unterstreicht die Dringlichkeit der Umsetzung dieser Schritte, um den Anforderungen einer veränderten sicherheitspolitischen Lage wirksam begegnen zu können.

Im Gegensatz zu Wüstners Vorstoß verkündete der SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch eine abweichende Haltung. In der laufenden Legislaturperiode sei eine Diskussion über die Wiedereinführung der Wehrpflicht nicht vorgesehen. Der aktuelle Koalitionsvertrag betone ausdrücklich die Förderung der Freiwilligkeit, und eine erneute Debatte über die Wehrpflicht sei frühestens in der nächsten Legislaturperiode möglich. Miersch hielt an der im Koalitionsvertrag festgelegten Linie fest und wies auf die politische Priorität hin, in der aktuellen Amtszeit diesen Konsens zu bewahren.

Angesichts der gegenwärtigen geopolitischen Spannungen und der Einleitung des umfangreichsten Aufrüstungsprogramms seit dem Kalten Krieg durch die NATO unterstreicht Wüstner die Notwendigkeit, die Diskussion um die Wehrpflicht neu zu bewerten. Laut ihm könnte der Personalbedarf der Bundeswehr von derzeit etwa 181.000 Soldaten auf bis zu 260.000 steigen. Er äußerte Zweifel daran, dass ein rein auf Freiwilligkeit basierendes System in der Lage sei, diesen gesteigerten Anforderungen gerecht zu werden. Wüstner kritisierte die ideologische Ablehnung einer neuen Wehrpflicht als unverantwortlich und plädierte dafür, dass die Politik in der Lage sein müsse, pragmatisch auf sich wandelnde sicherheitspolitische Bedingungen zu reagieren.