Die Einführung eines geplanten staatlichen Tierhaltungslogos, das speziell für Schweinefleisch in Supermärkten bestimmt ist, erlebt eine Verzögerung. Ursprünglich war die verpflichtende Implementierung für den 1. August vorgesehen; jedoch sieht ein neuer Entwurf der Bundesregierung vor, den Starttermin auf den 1. März 2026 zu verschieben. Diese Anpassung erfolgt auf die Bitte der Länder, die aufgrund umsetzungsbedingter Herausforderungen mehr Zeit für die Umstellung benötigen. Ein entsprechender Gesetzesentwurf wird heute im Bundestag diskutiert, um die Einführung dieses Labels möglichst reibungslos zu gestalten.
Die Verschiebung stößt bei Verbraucherschützern auf Kritik. Sie betrachten diese Entwicklung als Rückschlag und fordern von der Regierung, den zusätzlichen Zeitraum dazu zu nutzen, um die Kennzeichnungspflicht über Schweinefleisch hinaus auf weitere Tierarten sowie auf gastronomische Betriebe wie Restaurants und Kantinen auszuweiten. Jochen Geilenkirchen vom Bundesverband der Verbraucherzentralen hebt die Bedeutung dieser Maßnahme für Konsumenten hervor, die darüber informiert werden möchten, unter welchen Bedingungen die Tiere gehalten werden und fordert gleichzeitig mehr Transparenz.
Das von der Regierung beschlossene Tierhaltungslogo soll mit einem fünfstufigen Kategoriesystem für Klarheit über die Haltungsbedingungen der Tiere sorgen. Dieses System erstreckt sich von der Kategorie „Stall“, die lediglich die gesetzlichen Mindestanforderungen abdeckt, bis hin zur Kategorie „Bio“, die den höchsten Standard repräsentiert. Die Gestaltung des Logos ist bewusst schlicht, rechteckig und in Schwarz-Weiß gehalten, um den Schwerpunkt auf die Vermittlung sachlicher Informationen zu legen. Bundesagrarminister Alois Rainer betont, dass die vollständige Funktionsfähigkeit aller im System erfassten Kategorien ab dem ersten Tag gewährleistet sein muss, um Akzeptanz und Vertrauen der Verbraucher zu sichern.
Trotz der aktuellen Verzögerung bleibt das seit August 2023 in Kraft getretene Gesetz umstritten. Während der ehemalige Agrarminister Cem Özdemir die Reform des Kennzeichnungssystems befürwortet, gibt es Kritiker wie Thomas Schröder vom Deutschen Tierschutzbund, die das bestehende Gesetz hart in Frage stellen. Schröder kritisiert, dass die momentane Regelung keine wesentliche Verbesserung für den Tierschutz darstelle, sondern lediglich den bestehenden Zustand festhalte.
Bereits seit 2019 existiert in Supermärkten ein freiwilliges Kennzeichnungssystem, das Konsumenten eine Orientierungshilfe bietet. Dieses System klassifiziert Fleisch von Schweinen, Rindern und Geflügel in fünf Kategorien, wodurch es den Verbrauchern erleichtert wird, die Haltungsbedingungen zu erkennen. Geilenkirchen merkt jedoch an, dass Transparenz allein nicht ausreiche. Es müsse ein entsprechendes Angebot an Fleisch aus tiergerechter Haltung bestehen, was tiefgreifende Umstrukturierungen in der Tierhaltung mit sich bringen würde. Eine nachhaltige Erweiterung der Kategorien hin zu einer umfassenden Informationspflicht bleibt unerlässlich für die Zukunft der Tierhaltungsstandards in Deutschland.