30. Mai, 2025

Unternehmen

Uber startet Kurier-Offensive in deutschen Großstädten

Der Fahrdienstvermittler Uber will künftig auch Kisten statt Kundschaft befördern – mit einem neuen Kurierdienst, der gezielt kleine Unternehmen anspricht. In der Taxi-Branche sorgt das für neue Spannungen.

Uber startet Kurier-Offensive in deutschen Großstädten
Uber startet mit „Courier“ den nächsten Markteinstieg: In neun deutschen Städten will der Konzern jetzt auch Pakete statt Passagiere vermitteln – die Taxi-Branche warnt vor einem Verdrängungswettbewerb.

Uber liefert jetzt auch Pakete

Ohne große Ankündigung, aber mit ehrgeizigem Ziel hat Uber in dieser Woche ein neues Kapitel aufgeschlagen: „Uber Courier“ – ein Kurierdienst für Gegenstände bis 60 Kilogramm – ist ab sofort in neun deutschen Großstädten aktiv.

Ob Berlin oder München, Hamburg oder Frankfurt: Wer etwas verschicken will, kann das nun direkt über die Uber-App tun. Der Transport erfolgt mit Fahrrad oder Auto – je nach Entfernung und Größe der Sendung.

Uber nutzt dafür sein bestehendes Partnernetzwerk, das bislang vor allem Essen oder Fahrgäste befördert hat. Die Preisberechnung erfolgt wie gewohnt automatisiert und vorab, auf Basis von Zeit und Strecke. Für viele kleine Händler und lokale Dienstleister könnte das Angebot ein echter Gewinn sein. Für andere ist es vor allem eines: ein Angriff.

Fokus auf kleine Unternehmen

Deutschland-Chef Christoph Weigler positioniert den neuen Dienst klar:

„Wir wollen lokalen Kleinunternehmern helfen, ihre Produkte schnell und unkompliziert zu den Kunden zu bringen.“

Statt auf klassische Logistikstrukturen setzt Uber auf Geschwindigkeit, Flexibilität und seine App, die sich längst als universelle Mobilitätsplattform versteht.

Tatsächlich trifft Uber damit einen Nerv. Die Nachfrage nach taggleichen Lieferungen steigt, nicht nur im urbanen Raum. Klassische Paketdienste stoßen hier oft an ihre Grenzen. Uber sieht darin eine Marktlücke – und ein Geschäftsmodell, das sich mit geringem Aufwand schnell skalieren lässt.

Taxi-Branche reagiert gereizt

Doch der neue Vorstoß ruft altbekannte Gegner auf den Plan. Seit dem Markteintritt 2013 steht Uber in Deutschland unter Beobachtung – juristisch, politisch und gewerkschaftlich.

Quelle: Eulerpool

Die Taxi-Innungen sehen den US-Konzern weiterhin als Bedrohung ihrer Existenz. Nun auch im Kurierbereich. Schon heute ist die Konkurrenz durch Lieferdienste hart – mit Uber könnte sie nochmals verschärft werden.

Zwar kooperiert Uber inzwischen in einigen Städten mit Taxiunternehmen – deutschlandweit sind es rund 4.000 Taxis, die ihre Fahrten auch über Uber erhalten. Doch von einer echten Partnerschaft spricht kaum jemand. Zu groß ist das Misstrauen, zu tief die Gräben. Die Einführung von „Uber Courier“ dürfte diese Debatte erneut befeuern.

Investoren zeigen sich begeistert

An der Börse kommt der Schritt gut an. Die Uber-Aktie legte im vorbörslichen Handel an der NYSE zeitweise um über zwei Prozent zu und notierte zuletzt bei 89,63 US-Dollar. Analysten sehen in dem Ausbau der Plattform-Strategie einen logischen Schritt – und eine willkommene Diversifizierung.

Quelle: Eulerpool

Denn auch wenn Fahrdienste das Kerngeschäft bleiben, verspricht der Kuriermarkt höhere Margen und geringere Regulierung.

Gerade in Deutschland, wo Uber in der Vergangenheit regelmäßig vor Gericht landete, könnten neue Angebote wie der Kurierdienst helfen, das Image als rein disruptive Kraft abzulegen. Statt Fahrgast gegen Taxifahrer – Paket gegen Paketdienst. Es ist ein Spielfeld, auf dem Uber bislang kaum beachtet wurde. Und genau deshalb so großes Potenzial sieht.

Eine App, viele Wege – aber wohin?

Der Ausbau von Uber zur universellen Plattform für Mobilität und Lieferung ist konsequent. In London vermittelt Uber mittlerweile auch Bahnreisen. In den USA kooperiert das Unternehmen mit Apothekenketten. Und in Deutschland geht es nun eben um Pakete – und um Marktanteile.

Doch mit jeder neuen Funktion wächst auch die gesellschaftliche Verantwortung. Arbeitsbedingungen, Bezahlung, Versicherungsschutz – all das bleibt auch beim Kurierdienst ein Thema. Uber betont, dass Partner fair behandelt und nur tatsächlich erbrachte Leistungen vergütet würden. Kritiker sehen das anders.

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