In einem bedeutsamen Appell hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, angesichts der eskalierenden Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine, zu einer Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen in Istanbul aufgerufen. Erdogan unterstrich die immense Wichtigkeit dieser Gespräche in Anbetracht der "zermürbenden Konsequenzen des Krieges für beide Parteien". Die türkische Hauptstadt war in der Vergangenheit bereits Schauplatz bedeutender diplomatischer Bemühungen in dieser Angelegenheit, und Erdogan deutet an, dass die Türkei bereit ist, erneut eine vermittelnde Rolle zu spielen.
An Erdogans Seite bekräftigte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj während seines Besuchs in Ankara das Vertrauen der Ukraine in die Effektivität der türkischen Diplomatie. Selenskyj äußerte die Hoffnung, dass diese diplomatischen Initiativen auch in Moskau auf Verständnis stoßen würden. Er verwies darauf, dass neben den Bemühungen um eine diplomatische Lösung auch konkrete Schritte unternommen werden, wie beispielsweise die Initiativen zur Reaktivierung eines Gefangenenaustauschs mit Russland bis Ende des Jahres.
Im Verlauf mehrerer internationaler Konsultationen, darunter auch in der Türkei, hatte der ukrainische Sicherheitsratssekretär Rustem Umjerow angekündigt, dass Vorbereitungen für die Freilassung von 1.200 ukrainischen Gefangenen getroffen werden. Allerdings bleibt eine offizielle Bestätigung aus Moskau bislang aus. Selenskyj sprach zudem davon, dass trotz der Abwesenheit russischer Vertreter in der Türkei die Bestrebungen zur Förderung des Friedensprozesses nach Kräften intensiviert wurden.
Die Türkei hat bereits wiederholt als neutraler Boden für Friedensverhandlungen in der Region fungiert. Präsident Erdogan verfügt über ein umfassendes Netzwerk von Kontakten zum russischen Präsidenten Wladimir Putin, was die Türkei in einer vorteilhaften Position für diplomatische Vermittlungen platziert. Trotz dieser Entwicklungen verschärfte sich die militärische Lage, wobei Russland einen der bisher schwersten Luftangriffe auf die westlichen Teile der Ukraine durchführte.
Selenskyj berichtete von einer Nacht intensiver Angriffe, bei welchen über 470 Drohnen, Raketen und Marschflugkörper zum Einsatz kamen. Als Antwort auf diese Angriffe setzte die Ukraine erstmals erneut die US-ATACMS-Raketen auf russischem Boden ein, wobei die Region Woronesch gezielt wurde. Das russische Verteidigungsministerium meldete Angriffe auf militärische und infrastrukturelle Ziele in der Ukraine, verzichtete jedoch darauf, Informationen zu zivilen Verlusten bereitzustellen.