07. Juni, 2025

Unternehmen

Trumps Rache trifft Musk – und seine Milliardenprojekte

Der Streit zwischen Donald Trump und Elon Musk wird zur existenziellen Gefahr für Tesla und SpaceX. Subventionen wackeln, Aufträge stehen auf der Kippe – und Musks politische Wette droht zu platzen.

Trumps Rache trifft Musk – und seine Milliardenprojekte
Mit einem Tweet verlor Tesla 153 Milliarden Dollar an Börsenwert – der größte Tagesverlust in der Geschichte des Unternehmens.

Ein Tweet – 153 Milliarden Dollar

Am Donnerstag krachte die Tesla-Aktie um über 14 Prozent nach unten. Innerhalb von Stunden waren 153 Milliarden Dollar Börsenwert vernichtet – so viel wie nie zuvor an einem einzelnen Tag in der Geschichte des Unternehmens. Der Auslöser? Ein Streit auf offener Twitter-Bühne.

Elon Musk hatte auf seinem Netzwerk X Donald Trump frontal attackiert – dieser revanchierte sich auf Truth Social mit der Androhung, milliardenschwere Subventionen und Steuervorteile zu streichen.

Was wie ein egozentrischer Schlagabtausch zweier Alphatiere aussieht, offenbart bei genauerem Hinsehen eine gefährliche ökonomische Abhängigkeit. Denn so visionär Musk nach außen auftritt – viele seiner Projekte stehen finanziell auf einem Fundament, das in Washington gegossen wurde.

Tesla lebt vom Staat – mehr als Musk zugibt

Besonders in Kalifornien war Tesla lange nicht nur Technologieführer, sondern auch einer der größten Profiteure regulatorischer Sonderwege. Allein 2,76 Milliarden Dollar verdiente der Konzern 2024 mit dem Handel von Verschmutzungsrechten.

Diese „Windfall Profits“ drohen nun zu versiegen: Republikaner im Bundesstaat fordern bereits ein Ende des Zertifikatehandels, Trumps neues Haushaltsgesetz zielt auf die bundesweite Streichung von Kaufprämien für E-Autos.

J.P.Morgan-Analyst Ryan Brinkman warnte bereits im Mai, dass der Wegfall dieser Programme die Hälfte von Teslas Jahresgewinn ausradieren könnte – und das in einem Markt, der ohnehin unter Preisdruck und Konkurrenz aus China leidet. Der frühere Absatzstar verliert an Tempo: In Europa sind die Verkäufe zuletzt um mehr als 50 Prozent eingebrochen.

SpaceX: Raketen, Dollars, Abhängigkeit

Noch stärker als Tesla ist Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX auf staatliche Gelder angewiesen. Laut Washington Post flossen in den vergangenen 15 Jahren rund 22 Milliarden US-Dollar an Regierungsaufträgen allein in dieses Unternehmen. Derzeit laufen über 100 Verträge mit 17 Behörden – von der NASA bis zum Verteidigungsministerium.

Elon Musk gilt als einer der größten Subventionsempfänger der USA – seine Firmen profitierten in 15 Jahren von rund 38 Milliarden Dollar Staatsgeld.

Zu den bekanntesten gehört der Milliardenvertrag für den Transport von Astronauten zur ISS. Noch 2020 präsentierte Trump stolz eine SpaceX-Kapsel als Symbol amerikanischer Führungsstärke im All.

Heute spricht er davon, die Aufträge neu zu vergeben. Boeing, der einst unterlegene Konkurrent, reibt sich bereits die Hände – die Aktie legte im vergangenen Monat um 12 Prozent zu.

Die Wette auf Trump – und der Bruch

Dabei war Elon Musk noch vor einem Jahr einer der prominentesten Unterstützer Trumps. Laut New York Times flossen 275 Millionen Dollar an Spenden in dessen Wahlkampf. Musk trat als wirtschaftsliberaler Verbündeter auf, rechnete mit regulatorischer Rückendeckung – nicht mit Konfrontation.

Doch das politische Kalkül ging nicht auf. Seit der Wahl mischte sich Musk zunehmend öffentlich in Regierungsfragen ein, kritisierte Wirtschaftspläne, kommentierte außenpolitische Entscheidungen. Der Bruch war programmiert – und nun ist er da.

Ackman als Vermittler – doch der Schaden ist da

In der Nacht zum Freitag schaltete sich Hedgefonds-Milliardär Bill Ackman ein. Auf X appellierte er an beide Seiten, den Streit zu beenden: „Gemeinsam sind wir stärker.“

Doch an den Märkten interessiert sich niemand mehr für Versöhnungsgesten. Die Investoren rechnen durch – und ziehen Konsequenzen.

Denn eines wird klar: Ein Konzern wie Tesla, der sich über Jahre als unabhängig und unangepasst inszenierte, steht heute mit Milliarden an öffentlichen Mitteln im Rückspiegel der Politik. Wer sich mit Washington anlegt, spielt mit dem Geschäftsmodell.

Ein CEO auf dünnem Eis

Für Musk kommt das zur Unzeit. Die internationale Konkurrenz bei E-Autos wächst rasant, bei Raumfahrtaufträgen zieht Europa nach, und auch in China verliert Musk an Strahlkraft.

SpaceX ist zwar nicht börsennotiert, aber viele Tech-Fonds und institutionelle Investoren haben indirekt auf dessen Erfolg gewettet – eine zunehmende Unsicherheit dort strahlt auf andere Assets aus.

Noch gefährlicher: Der Reputationsschaden. Wenn ein Präsident öffentlich über die Kündigung von Regierungsverträgen spricht, wird selbst ein so medienerprobter Unternehmer wie Musk nervös. Seine Drohung, SpaceX-Transporte im Konfliktfall zu stoppen, musste er wenige Stunden später bereits zurückziehen.

Der Preis der Nähe zur Macht

Musks Fall zeigt, wie schnell politische Nähe zur Last werden kann – besonders, wenn sie nicht auf stabilen Institutionen, sondern auf persönlichen Deals basiert. Wer zu sehr in politische Lager investiert, verliert in Zeiten des Machtwechsels seine Unabhängigkeit. Das ist keine neue Erkenntnis. Aber für Silicon Valley ist es eine ungewohnte.

Ob Tesla sich wirtschaftlich neu erfindet – oder ob SpaceX die Fördermilliarden ersetzen kann – steht in den Sternen. Eines ist aber jetzt schon sicher: Der Bruch mit Trump war teuer. Und er wird teurer, je länger er dauert.

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