Ein Präsident als Mobilfunkmarke
Donald Trump verkauft jetzt Handys. Genauer: Seine Familie lanciert mit Trump Mobile einen eigenen Mobilfunktarif – samt dazugehörigem goldglänzendem Smartphone namens T1.
Das Ziel ist klar: Patriotische Inszenierung, technische Unabhängigkeit und ein Seitenhieb auf Apple. Das Trump-Phone soll in den USA gefertigt werden – so zumindest die Botschaft. Doch wie viel Amerika steckt wirklich im T1?
Die Frage ist nicht nur wirtschaftlich relevant, sondern auch geopolitisch brisant. Denn hinter der Smartphone-Initiative steckt weit mehr als ein Gag mit Gold. Es ist ein Angriff auf Big Tech, ein symbolisches Industrieprojekt – und ein kommerzielles Kalkül, das auf die emotionale Loyalität von 77 Millionen Wählerinnen und Wählern baut.
Made in USA – oder Made by Marketing?
Donald Trump nutzte das Versprechen, Jobs zurück nach Amerika zu holen, bereits 2016 erfolgreich für seine erste Wahlkampagne. Das goldene Smartphone-Projekt soll dieses Narrativ jetzt neu aufladen. Doch schon die ersten Details werfen Fragen auf.
Denn laut Eric Trump sollen die ersten Modelle des T1 „möglicherweise noch nicht“ in den USA gefertigt sein. Später sei das Ziel, alle Geräte dort zu produzieren.
Hinter dieser Formulierung steckt viel Unsicherheit – und ein Realitätsschock, den Apple selbst bereits erlebt hat: Ein vollständig in den USA hergestelltes Smartphone wäre doppelt so teuer wie eines aus China oder Indien.

Foxconn – der alte Hoffnungsträger
Als wahrscheinlicher Fertigungspartner gilt Foxconn – ein taiwanesischer Elektronikkonzern, der bereits in Trumps erster Amtszeit mit viel PR-Tamtam eine Fabrik im US-Bundesstaat Wisconsin errichtete.
Damals war von 13.000 Arbeitsplätzen die Rede, unterstützt mit drei Milliarden Dollar Subventionen. Heute arbeiten dort rund 1.000 Menschen – und produziert wird fast nichts.
Ob die Produktion des Trump-Telefons tatsächlich dort angesiedelt wird, ist fraglich. Wahrscheinlicher ist ein Mischmodell: US-Zusammenbau, internationale Lieferkette. Viele Komponenten – darunter Displays, Akkus, Chips – stammen ohnehin aus Asien.
Selbst beim Sicherheits-Phone Liberty von Purism, einem der wenigen „echten“ Made-in-USA-Handys, kommen Bauteile aus Taiwan, Südkorea und Japan.
Nationalismus trifft auf Netzneutralität
Der begleitende Mobilfunktarif ist mit 47,45 US-Dollar im Monat preislich deutlich über dem Marktstandard – eine Anspielung auf Trump als 45. und 47. Präsidenten der USA.
Dafür gibt es unbegrenztes Datenvolumen, Anrufe und SMS. Die Trump-Marke setzt dabei auf Netzkapazitäten von AT&T, Verizon und T-Mobile US – ein interessantes Detail.
Denn gerade T-Mobile US – eine Tochter der Deutschen Telekom – könnte am Ende zu den größten Profiteuren gehören. Die Netztochter ist besonders offen gegenüber Drittanbietern wie Mint Mobile oder jetzt Trump Mobile.
Da MVNOs keine eigenen Netzwerke besitzen, sondern diese lediglich anmieten, bleiben bei einer attraktiven Preisgestaltung bis zu 70 % der Endkundenumsätze beim Netzbetreiber hängen – bei minimalen Marketingkosten.
Wahlkampf auf dem Home-Screen
Das Trump-Phone ist mehr als ein Gadget – es ist ein politisches Signalgerät. Mit goldener Hülle, „America First“-Marketing und einem angedeuteten Boykott gegen Apple trifft es einen Nerv bei Trumps Wählerschaft. Die Ankündigung zielt damit exakt auf das identitätspolitische Bedürfnis seiner Kernklientel. Hier geht es nicht um Features – es geht um Zugehörigkeit.
Kritiker sehen in der Aktion dennoch eher ein Projekt aus der Abteilung „Symbolpolitik mit Absatzchance“. Technisch ist das T1 eher Mittelklasse, preislich aber ambitioniert.
Die Tarifstruktur ist zudem wenig ausgereift – es gibt nur einen einzigen, starren Plan, keine Familienmodelle, keine Skalierung. In einem hart umkämpften Markt ist das ein Nachteil.
Was bleibt vom goldenen Traum?
Der Mobilfunkmarkt in den USA ist in Bewegung – doch das Trump-Phone dürfte eher ein Nischenprodukt bleiben. Analysten wie Roger Entner gehen davon aus, dass die Zielgruppe begrenzt ist: „Die Leute, die Trump lieben und ein goldenes Telefon haben wollen, werden interessiert sein – aber es wird keine Marktverwerfungen geben.“
Trotzdem ist das Projekt ein wirtschaftspolitischer Fingerzeig. Es wirft ein grelles Licht auf die Abhängigkeit westlicher Hersteller von Asien, auf die Schwächen amerikanischer Industriepolitik – und auf die zunehmende Vermischung von Konsumgütern mit ideologischer Markenbindung.
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