Die Liste wächst. Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump hat ihre Einreiseverbote erneut ausgeweitet und weitere Herkunftsgruppen von der Einreise in die Vereinigten Staaten ausgeschlossen. Neu betroffen sind Syrer sowie Palästinenser, die mit Reisedokumenten der Palästinensischen Autonomiebehörde unterwegs sind. Die Maßnahme fügt sich nahtlos in eine zunehmend restriktive Einwanderungs- und Visapolitik ein, die Trump seit Beginn seiner zweiten Amtszeit konsequent verfolgt.
Die Entscheidung ist politisch wie symbolisch aufgeladen. Sie zielt nicht auf einzelne Personen, sondern auf ganze Herkunftsgruppen – mit begrenzten Ausnahmeregelungen im Einzelfall.
Sicherheitsargumente stehen im Mittelpunkt der Begründung
Das Weiße Haus begründet die Ausweitung des Einreiseverbots mit dem Schutz der nationalen und öffentlichen Sicherheit. In der entsprechenden Verfügung wird mehreren Staaten vorgeworfen, keine ausreichenden Standards bei der Ausstellung und Überprüfung von Pässen und anderen Reisedokumenten zu gewährleisten. Dies erschwere eine verlässliche Sicherheitsprüfung bei der Einreise.

Neben Syrern und Palästinensern gilt das grundsätzliche Einreiseverbot nun auch für Bürger aus Burkina Faso, Laos, Mali, Niger, Sierra Leone und dem Südsudan. Individuelle Ausnahmen bleiben möglich, sollen jedoch restriktiv gehandhabt werden.
Syrien bleibt aus Sicht Washingtons ein Sonderfall
Für Syrien verweist die US-Regierung auf strukturelle Defizite. Es fehle weiterhin an einer funktionierenden zentralen Behörde zur Ausstellung von Pässen und zivilen Dokumenten. Zudem gebe es keine angemessenen Überprüfungsmechanismen. Auch Fälle von Visaüberziehungen werden angeführt.
Ein möglicher Zusammenhang mit einem jüngsten tödlichen Angriff in Syrien, bei dem zwei US-Soldaten und ein US-Dolmetscher getötet wurden, wird in der Verfügung nicht hergestellt. Offiziell bleibt die Maßnahme präventiv und systemisch begründet, nicht reaktiv.
Palästinensische Autonomiebehörde gerät unter Druck
Besonders sensibel ist die Ausweitung auf Palästinenser mit Reisedokumenten der Palästinensischen Autonomiebehörde. Die US-Regierung kritisiert eine aus ihrer Sicht unzureichende Kontrolle über das Westjordanland und den Gazastreifen. Dort seien mehrere von den USA als Terrororganisationen eingestufte Gruppen aktiv, die in der Vergangenheit auch US-Amerikaner getötet hätten.
Hinzu komme, dass der Gaza-Krieg die ohnehin begrenzten Überprüfungsmöglichkeiten weiter beeinträchtigt habe. Angesichts einer schwachen oder faktisch nicht vorhandenen Kontrolle über Teile des Gebiets könnten Personen mit entsprechenden Dokumenten derzeit nicht zuverlässig überprüft werden. Damit sei eine Einreise in die USA nicht zu verantworten.

Die Verbotsliste wird systematisch länger
Die neuen Regelungen erweitern eine bereits umfangreiche Liste. Schon im Sommer hatte die Trump-Regierung vollständige Einreiseverbote gegen zahlreiche Länder verhängt. Weitestgehend aufrechterhalten bleiben diese Maßnahmen unter anderem gegen Afghanistan, Myanmar, Tschad, Kongo, Äquatorialguinea, Eritrea, Haiti, Iran, Libyen, Somalia, Sudan und den Jemen. Für weitere Staaten gelten abgestufte Einschränkungen.
Das Muster ist klar erkennbar. Washington verknüpft Einreiseerlaubnisse zunehmend mit staatlicher Funktionsfähigkeit, Dokumentensicherheit und Kooperationsbereitschaft bei Rückführungen und Sicherheitsprüfungen.
Trumps zweite Amtszeit setzt auf Abschottung
Seit seinem Amtsantritt im Januar verfolgt Trump eine deutlich verschärfte Linie in der Migrations- und Visapolitik. Frühere Programme wurden gestoppt, Verfahren verlangsamt, Zuständigkeiten neu geordnet. Einreiseverbote dienen dabei nicht nur der Sicherheitsargumentation, sondern auch als politisches Signal an die eigene Wählerschaft.
Die Ausweitung auf Syrer und Palästinenser markiert eine weitere Eskalationsstufe. Sie zeigt, dass die Regierung bereit ist, auch geopolitisch hochsensible Gruppen pauschal zu erfassen, solange sie dies mit administrativen und sicherheitspolitischen Defiziten begründen kann.
Rechtliche und diplomatische Folgen bleiben offen
Ob die neuen Regelungen juristisch Bestand haben, ist offen. Frühere Einreiseverbote Trumps waren in seiner ersten Amtszeit mehrfach vor Gericht gelandet. Auch diplomatisch dürfte die Maßnahme Spannungen erzeugen, insbesondere mit Partnern im Nahen Osten und in Europa.
Für die Betroffenen bedeutet sie vor allem eines: zusätzliche Unsicherheit. Die Möglichkeit individueller Ausnahmen ändert nichts daran, dass die Einreise in die USA für ganze Bevölkerungsgruppen faktisch versperrt wird.
Die Botschaft aus Washington ist eindeutig. Einreise ist kein Recht, sondern ein Privileg – und dieses Privileg wird enger gefasst als je zuvor.



