Abreise mit Signalwirkung
Es war der Paukenschlag, mit dem niemand gerechnet hatte: US-Präsident Donald Trump verließ am Montag den G7-Gipfel im kanadischen Kananaskis vorzeitig.
Begründet wurde der überraschende Abbruch offiziell mit der eskalierenden Kriegslage im Nahen Osten. In Wahrheit dürfte es einmal mehr eine Mischung aus Inszenierung, Taktik und Trump’scher Impulsivität gewesen sein.
Nach Angaben des Weißen Hauses habe Trump kurzfristig den Nationalen Sicherheitsrat einberufen. Der Grund: die sich verschärfenden Kämpfe zwischen Israel und dem Iran, die seit Tagen den gesamten Nahen Osten destabilisieren.
Macron wird öffentlich abgekanzelt
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte noch während des Gipfels, Trump habe die G7 verlassen, um an einem Waffenstillstand zu arbeiten. Eine Darstellung, die Trump nicht auf sich sitzen ließ.
Über sein Netzwerk Truth Social wies er Macron scharf zurecht:
„Emmanuel versteht es nie.“ Und: „Es hat nichts mit einem Waffenstillstand zu tun. Viel größer als das.“
Damit demütigte Trump seinen französischen Amtskollegen nicht nur, er diskreditierte auch dessen diplomatische Ambitionen in aller Öffentlichkeit. Für Macron eine peinliche Szene am internationalen Parkett, für Trump kalkulierte Machtdemonstration.

Evakuierungsaufruf an Teheran
Noch während der Gipfeltage legte Trump verbal nach. In einem weiteren Truth-Social-Post rief er alle Bewohner Teherans pauschal zur Flucht auf – eine Drohung, die international für Aufsehen sorgte.
Zwar hatte die israelische Armee zuvor Evakuierungsaufrufe für Teile Teherans veröffentlicht, Trumps pauschaler Aufruf jedoch ließ Spekulationen über einen möglichen US-Militäreinsatz gegen Iran aufflammen.
Verteidigungsminister Pete Hegseth bestätigte lediglich, dass weitere US-Truppen in den Nahen Osten verlegt wurden. Einen Angriff auf den Iran wies die US-Regierung ausdrücklich zurück: Man bleibe „in defensiver Position“.
Putin „beleidigt“ – China willkommen
Trumps Auftritt beim G7-Gipfel zeigte einmal mehr, wie radikal er die internationale Ordnung infrage stellt. In einer weiteren Aussage bedauerte er den Ausschluss Russlands aus der G7 nach der Krim-Annexion 2014.
Ohne diesen Ausschluss, so Trump, wäre der Krieg in der Ukraine möglicherweise nie ausgebrochen, da Wladimir Putin „beleidigt“ worden sei.
Noch bemerkenswerter: Trump sprach sich offen dafür aus, künftig auch China in den Kreis der führenden Industrienationen aufzunehmen. „Es ist keine schlechte Idee“, erklärte er.
Ein Vorschlag, der unter den anwesenden Partnern für Kopfschütteln sorgte. Gerade angesichts der wachsenden Systemkonkurrenz zwischen dem Westen und Peking ist Chinas Aufnahme in die G7 für die meisten Mitgliedsstaaten derzeit kaum vorstellbar.
G7-Gemeinschaft nur noch ein formeller Rahmen?
Trotz der Turbulenzen gelang es den G7 am Ende, zumindest eine gemeinsame Stellungnahme zum Nahost-Konflikt zu verabschieden. Darin bekennen sich die Mitgliedstaaten zur Sicherheit Israels, mahnen aber auch Deeskalation an. Auffällig ist, wie wenig die G7 noch als geschlossene Einheit auftreten.
Trumps Soloaktionen, seine verbalen Entgleisungen und sein Alleingang in geopolitischen Fragen lassen die G7 zunehmend zu einer Bühne für individuelle nationale Interessen werden.

Mehr als nur Außenpolitik
Trumps Verhalten ist dabei nicht nur außenpolitisches Störfeuer. Mit Blick auf die US-Wahlen 2026 inszeniert sich der Präsident einmal mehr als starker Mann, der keine Kompromisse scheut und sich von multilateralen Formaten löst, wenn sie seinen Interessen zuwiderlaufen.
Für die internationalen Märkte wird damit ein bekanntes Problem akut: zunehmende geopolitische Volatilität bei gleichzeitig wachsender Unberechenbarkeit der US-Außenpolitik. Gerade in der derzeit angespannten Lage im Nahen Osten verstärken solche Soloaktionen die Unsicherheiten an den Energie- und Finanzmärkten weiter.
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