Donald Trump braucht keinen Namen zu nennen, um die Richtung klarzumachen. Auf dem Rückflug nach Washington erklärt der Präsident, er habe seinen Favoriten für die Führung der Federal Reserve gefunden. Dass Jerome Powell nicht dazugehört, ist seit Monaten deutlich. Trump will eine Notenbank, die Zinsen schneller senkt – und er sucht eine Person, die genau das umsetzt.
Die Politik drängt die Geldpolitik in eine neue Rolle
Trumps Kritik an Powell ist ein Dauerbrenner: Die Fed habe zu spät und zu zaghaft auf sinkende Inflationsraten reagiert, die Zinsen nicht energisch genug zurückgeführt und damit Kredite für Unternehmen und Haushalte unnötig verteuert. Hinter der Personalentscheidung steht deshalb ein machtpolitisches Projekt. Der Präsident will den Kurs der amerikanischen Geldpolitik enger an seine wirtschaftspolitischen Ziele koppeln.

Die Märkte haben das verstanden. Allein die Aussicht auf eine Führung, die Trumps Zinssenkungswunsch teilt, ließ die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen kurzzeitig unter vier Prozent fallen. Der Präsident weiß, welch starkes Signal ein Fed-Chef sendet – und wie sehr er damit die Erwartungen der Wall Street beeinflussen kann.
Kevin Hassett gilt als Favorit für den Umbau der Fed
Auch wenn Trump noch keinen Namen nennt, richtet sich der Blick auf Kevin Hassett, den Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats und langjährigen Vertrauten des Präsidenten. Bloomberg berichtet, dass Hassett intern als führender Kandidat gilt. Dieser spielt Spekulationen herunter, betont aber zugleich, dass die Märkte positiv auf erste Hinweise reagiert hätten.
Hassett bringt ein Profil mit, das Trump nützen könnte: Er ist loyal, erfahren und aus Sicht vieler Marktteilnehmer glaubwürdig genug, um vom Senat bestätigt zu werden. Der Ökonom arbeitete in den 1990er-Jahren selbst bei der Fed und kennt die internen Prozesse. Während seiner ersten Amtszeit war er einer der wichtigsten wirtschaftspolitischen Berater Trumps.
Hassetts Position ist eindeutig: Die Amerikaner könnten mit einer Führung rechnen, die Kredite günstiger mache – vom Autokauf bis zur Hypothek. Damit passt er exakt in das Bild, das Trump von der künftigen Zentralbank zeichnet.
Die Märkte wägen Chancen und Risiken eines radikaleren Kurses ab
An der Wall Street ist die Reaktion gemischt. Niedrigere Zinsen treiben normalerweise die Aktienkurse, erhöhen Investitionsbereitschaft und entlasten Haushalte. Doch mehrere Strategen warnen vor einem zweiten Effekt: Sollte die Fed auf politischen Druck zu aggressiv handeln, könnte eine erneute Inflationswelle folgen – und das Vertrauen in die Geldpolitik beschädigen.
Die internen Machtverhältnisse sind ein weiterer Unsicherheitsfaktor. Der Offenmarktausschuss arbeitet traditionell auf einstimmige Entscheidungen hin. Ein Fed-Chef, der den Kurs des Präsidenten stärker betont als die institutionelle Kontinuität, könnte diese Einstimmigkeit gefährden. Eine gespaltene Fed würde in den Märkten als Zeichen der Instabilität gelten.
Die Shortlist zeigt, dass Trump zwischen Loyalität und Stabilität abwägt
Neben Hassett stehen weitere Kandidaten im Raum. Genannt werden die Fed-Gouverneure Christopher Waller und Michelle Bowman, der frühere Notenbanker Kevin Warsh und der BlackRock-Investor Rick Rieder. Finanzminister Scott Bessent hatte angekündigt, noch vor Weihnachten eine Entscheidung vorzubereiten. Er selbst lehnt den Posten ab – trotz Trumps Zuspruch.
Die Wahl zwischen internen Fed-Kräften und externen Ökonomen spiegelt einen Zielkonflikt wider. Ein externer Kandidat könnte ein stärker politisiertes Signal senden, würde aber zugleich für eine volle 14-jährige Amtszeit als Gouverneur vorgeschlagen werden müssen. Ein interner Kandidat stünde stärker für Kontinuität, könnte jedoch weniger bereit sein, Trumps Zinspolitik aggressiv umzusetzen.

Trumps Personalentscheidung wird den Charakter der Fed neu definieren
Powells Amtszeit endet im Mai. Doch Trumps Entscheidung fällt weit früher – und prägt die Erwartungen an die amerikanische Geldpolitik bereits jetzt. Dass der Präsident eine Person sucht, die seinen Kurs nicht nur akzeptiert, sondern in institutionelle Realität übersetzt, ist unverkennbar.
Wer auch immer Powell nachfolgt, wird mit einer zentralen Herausforderung starten: Glaubwürdigkeit nach innen zu bewahren und gleichzeitig den politischen Druck aus dem Weißen Haus auszubalancieren. Trump hat seine Richtung klar markiert. Die Frage ist nur, ob die Fed ihr traditionelles Selbstverständnis behaupten kann, wenn der Präsident den nächsten Vorsitzenden schon vor Amtsantritt zu einem Teil seiner Agenda macht.

