08. August, 2025

Trump plant Powells Nachfolge?

Mit dem Rücktritt von Notenbankerin Adriana Kugler öffnet sich für Donald Trump ein strategisches Fenster: Noch vor der Wahl könnte er einen loyalen Kandidaten installieren – und damit Einfluss auf die Geldpolitik der nächsten Jahre nehmen.

Trump plant Powells Nachfolge?
Erst attackierte er die Fed öffentlich – jetzt besetzt Trump sie Schritt für Schritt um. Kuglers Rücktritt liefert das perfekte Timing.

Ein Platz wird frei – und Trump greift sofort zu. Der Rücktritt von Fed-Gouverneurin Adriana Kugler am 8. August kommt für Donald Trump zur rechten Zeit.

Noch bevor die heiße Phase des Wahlkampfs beginnt, erhält der Präsident die Möglichkeit, das Führungsgremium der US-Notenbank personell nach seinen Vorstellungen zu formen. Und womöglich auch: für die Zeit nach Jerome Powell vorzusorgen.

Einfluss durch Personalpolitik

Kuglers reguläre Amtszeit wäre erst 2026 ausgelaufen. Ihre Rückkehr an die Georgetown University schafft Trump jetzt aber die Gelegenheit, ihre Nachfolge zu regeln – ohne Umweg über ein neues Wahlergebnis.

Statt einer verwaltenden Übergangsbesetzung kann Trump einen Kandidaten präsentieren, der nicht nur für Kontinuität, sondern für Kurswechsel steht. Insbesondere bei den Leitzinsen, gegen die Trump seit Jahren polemisiert.

Seit Beginn seiner Präsidentschaft attackiert Trump die Zinspolitik der Federal Reserve regelmäßig und mit wachsender Schärfe. Zuletzt warf er Notenbankchef Jerome Powell sogar „wirtschaftliche Sabotage“ vor.

Der Vorwurf: Powell bremse mit zu hohen Zinsen absichtlich die Konjunktur, um Trump politisch zu schwächen. Dass Powells Amtszeit im Mai 2026 endet, ist für Trump nun mehr als ein Kalendereintrag – es ist ein strategisches Ziel.

Donald Trump nutzt den Rücktritt von Fed-Gouverneurin Adriana Kugler, um das Board neu zu besetzen – ausgerechnet vor Powells möglicher Abberufung.

Personalentscheidung mit Sprengkraft

Die Frage, ob Trumps neuer Kandidat nur das vakante Gouverneursamt ausfüllen soll oder von Anfang an als zukünftiger Notenbankchef aufgebaut wird, ist offen – aber brisant.

Ein möglicher Vorstoß: Stephen Moore, Trumps früherer Wirtschaftsberater und erklärter Kritiker der Fed, war bereits 2019 als Kandidat im Gespräch. Auch Judy Shelton, die sich öffentlich für eine Rückkehr zum Goldstandard aussprach, war damals im Rennen. Beide wurden abgelehnt. Doch diesmal dürfte Trump entschlossener agieren.

Die Märkte beobachten das mit Nervosität. Ein zu offensichtlicher Polit-Schachzug im geldpolitischen Zentrum der USA könnte Zweifel an der Unabhängigkeit der Notenbank nähren – ein Wert, der seit Jahrzehnten als Garant für die Stabilität des Dollars und des internationalen Finanzsystems gilt.

Was von Kugler bleibt

Adriana Kugler war erst im September 2023 von Präsident Biden in das Board of Governors berufen worden – als erste Latina überhaupt. Sie galt als pragmatisch, wirtschaftsnah, aber dennoch datengetrieben und analytisch.

Ihr Rücktritt kam unerwartet, zumindest offiziell aus rein persönlichen Gründen. „Ich habe meine Rolle mit Integrität, Engagement für die Öffentlichkeit und einem datengestützten Ansatz ausgeübt“, schrieb sie an Trump. Zwischen den Zeilen klingt jedoch mehr mit.


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Powells Zitterpartie

Jerome Powell, von Trump selbst 2018 als Fed-Chef nominiert, aber später öffentlich demontiert, steht seit Jahren unter politischem Dauerbeschuss.

Während Demokraten ihn teils zu zögerlich bei der Inflationsbekämpfung finden, kritisieren Republikaner – allen voran Trump – seine Zinspolitik als wirtschaftsfeindlich. Die bevorstehende Neubesetzung durch Trump könnte nun die Tonlage im Board of Governors kippen. Und die Nachfolgefrage Powells vorzeitig beantworten.

Was nun auf dem Spiel steht

Die USA befinden sich auf dem Weg in eine ungewisse geldpolitische Zukunft. Sollte Trump erneut die Zügel übernehmen, droht nicht nur ein radikaler personeller Umbau der Notenbank.

Auch ihr Selbstverständnis als politisch unabhängige Institution könnte beschädigt werden. Ein Fed-Chef auf Loyalitätskurs statt Datenbasis? Für die Finanzmärkte weltweit wäre das ein gefährliches Signal.

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