Ein historisches Signal – und eine riskante Einladung
Noch nie hat das Königshaus ein Staatsoberhaupt ein zweites Mal zu einem offiziellen Besuch eingeladen. Dass Trump diese Ausnahme erhält, ist mehr als höfische Geste.
Premierminister Keir Starmer hatte den Brief aus Windsor persönlich im Oval Office überreicht – kurz vor Selenskyjs Termin bei Trump. Der Versuch war offensichtlich: den US-Präsidenten durch royale Ehren an Europa zu binden. Bislang vergeblich, Trump blockiert weiterhin Militärhilfe für Kiew.
Zölle, Deals und britische Nervosität
Ökonomisch kommt der Besuch zu einer ungemütlichen Zeit. Trump hat umfassende Importzölle verhängt, die Briten handelten zwar rasch ein Abkommen aus, doch die Unsicherheit bleibt. Erst kurz vor Trumps Landung kassierte Washington eine zugesagte Zollbefreiung für Stahl und Aluminium.
Für Unternehmen bedeutet das: Planungen können über Nacht wertlos sein. In Westminster wächst die Sorge, dass die „special relationship“ nur noch eine Illusion ist.

AUKUS auf der Kippe
Auch sicherheitspolitisch hängt vieles am seidenen Faden. Das Pentagon prüft derzeit das AUKUS-Abkommen über U-Boot-Technologie. Offiziell eine Routinekontrolle, in Wahrheit aber ein Signal, dass Trumps „America First“ kaum Platz für langfristige Bündnisse lässt.
Ein Rückzug wäre für London ein Schlag ins Gesicht – und ein weiteres Zeichen für Europas Abhängigkeit von Washingtons Launen.
Pomp als Strategie
Trump liebt den königlichen Glanz, das ist kein Geheimnis. Schon 2019 genoss er die Parade mit Queen Elizabeth II. – auch wenn sein Auftritt damals durch peinliche Protokollfehler Schlagzeilen machte. Für den Republikaner sind Bilder mit Krone und Kutsche politische Munition für die Heimat. Ex-Beraterin Fiona Hill bringt es auf den Punkt:
„Trump sieht Monarchien als Spiegel für seine eigene Familie.“
Genau deshalb setzt Starmer auf Inszenierung. Windsor Castle, die Kutschfahrt mit William und Kate, das opulente Bankett – alles ist Choreografie für die Kameras. Die Hoffnung: Wenn Trump die Royals umarmt, wird er beim Handel und in der Außenpolitik weniger hart auftreten.
Schatten, die nicht verschwinden
Doch so sorgfältig die Kulisse gewählt ist – die Risiken sind nicht zu übersehen. Aktivisten projizierten vorab ein Bild von Trump und Jeffrey Epstein an die Schlossmauern, das Königshaus reagierte mit weiträumigen Sperrungen. Prinz Andrew, selbst tief in die Epstein-Affäre verstrickt, ist offiziell aus dem Programm gestrichen. Aber die Nähe des Skandals bleibt spürbar – und könnte jederzeit wieder hochkochen.
Mehr als nur ein Fototermin
Für König Charles und Premier Starmer ist der Besuch eine Gratwanderung. Sie müssen Trump hofieren, um wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Schaden zu vermeiden – und riskieren zugleich, sich von einem unberechenbaren Präsidenten vorführen zu lassen.
Am Ende wird Windsor glitzern, die Bilder werden makellos sein. Doch hinter den Kulissen bleibt das Gefühl, dass Europa seine Karten auf höfischen Prunk setzt – während die eigentliche Politik im Schatten des Mahagonitisches unsicherer denn je ist.
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