Ein Präsident gegen die Notenbank
US-Präsident Donald Trump hat den Konflikt mit der Federal Reserve auf eine neue Stufe gehoben. In einem Brief erklärte er, Fed-Gouverneurin Lisa Cook wegen angeblicher Falschangaben in Hypothekenverträgen entlassen zu wollen. Cook wiederum kündigte an, sich gegen den Vorstoß juristisch zu wehren.
Die Personalie ist mehr als nur ein Nebenschauplatz. Trump will die Fed enger an seine Linie binden: niedrigere Zinsen, mehr Spielraum für Konjunkturprogramme, weniger Unabhängigkeit der Notenbank.
Mit der Entlassung könnte er den Weg für eigene Kandidaten freimachen – ein Tabubruch in der Tradition der US-Notenbank.
Nervosität an der Börse
Die Unsicherheit schlägt sich unmittelbar auf den Märkten nieder. Der DAX eröffnete am Dienstag mit einem Minus von 0,67 Prozent bei 24.110 Punkten und blieb im frühen Handel angeschlagen.
Noch Anfang Juli hatte der deutsche Leitindex bei 24.639 Zählern ein neues Allzeithoch erreicht. Doch die Aussicht, dass die US-Notenbank in den Machtkampf des Präsidenten hineingezogen wird, lässt Anleger vorsichtig werden.
„Es geht nicht allein um die Vorwürfe gegen Lisa Cook“, sagt Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. „Es geht darum, ob Trump die Fed schneller auf seine Zinslinie bringen kann.“
Drohkulisse gegen China
Parallel zum Streit um die Fed verschärft Trump auch den Ton gegenüber Peking. Er droht mit Strafzöllen von bis zu 200 Prozent auf Produkte mit seltenen Erden, sollte China seine Lieferzusagen nicht erfüllen.

Ein derart drastischer Schritt könnte den Handel zwischen den beiden größten Volkswirtschaften praktisch zum Erliegen bringen. Trump selbst scheint diesen Bruch in Kauf zu nehmen:
„Wenn wir 200 Prozent Zölle erheben, treiben wir überhaupt keinen Handel mehr mit China. Das wäre auch in Ordnung, wenn es sein müsste.“
Für deutsche Exporteure wäre das ein Schock. Lieferketten würden erneut durcheinandergeraten, die ohnehin schwache Weltkonjunktur bekäme einen weiteren Dämpfer.
Was auf dem Spiel steht
Die Finanzmärkte müssen sich damit auf gleich zwei Unsicherheitsfaktoren einstellen: einen US-Präsidenten, der die Unabhängigkeit der Notenbank offen attackiert – und zugleich einen Handelskonflikt, der jederzeit eskalieren könnte.
Beides zusammen reicht, um den DAX in die Defensive zu zwingen. Anleger setzen zwar weiterhin auf robuste Unternehmensgewinne, doch der politische Lärm aus Washington macht klar: Die Ruhe an den Märkten ist brüchiger, als es die Rekordstände im Juli vermuten ließen.
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