Ein Freitag wie gemacht für die Kurstafel
An der Wall Street macht sich Erleichterung breit. Nach Tagen voller Nervosität bringt der Arbeitsmarktbericht für Mai frischen Wind in die Indizes. 139.000 neue Jobs – das sind zwar weniger als im April, aber mehr als erwartet.
Die Reaktion der Märkte? Eindeutig: Der Dow legt zu, der Nasdaq dreht ins Plus, auch der S&P 500 zeigt sich erholt.
Was auf den ersten Blick wie ein nüchterner Konjunkturimpuls wirkt, hat in Wahrheit ein politisches Nachbeben ausgelöst, das tief in die geldpolitische Debatte hineinreicht.
Trump diktiert Geldpolitik per App
Kaum war der Bericht veröffentlicht, ließ Donald Trump die Märkte wissen, was er davon hält. Auf seiner Plattform Truth Social forderte der Präsident die US-Notenbank auf, den Leitzins „um einen vollen Punkt“ zu senken.
„Rocket Fuel“ nennt er das – also Raketenbenzin für die US-Wirtschaft. Dass Trump die Notenbank offen anweist, ist ungewöhnlich, aber nicht neu. Nur die Drastik der Forderung überrascht selbst für seine Verhältnisse.
Der Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt: Am 18. Juni steht die nächste Zinsentscheidung der Fed an. Noch signalisiert sie Zurückhaltung. Doch der politische Druck wächst – und mit ihm die Unsicherheit darüber, wie unabhängig Amerikas Geldpolitik wirklich noch ist.

Tesla zwischen Präsident und Provokation
Besonders heftig hatte es am Donnerstag Tesla erwischt. Nachdem Trump Elon Musk öffentlich attackiert hatte – wegen angeblicher Undankbarkeit und persönlicher Eitelkeiten –, rauschte die Aktie um über 14 Prozent ab.
Am Freitag folgte eine zumindest teilweise Erholung um 4,5 Prozent. Eine technische Gegenbewegung, mehr nicht.
Für Musk ist der politische Dauerbeschuss mittlerweile mehr als ein PR-Problem. Die Nähe zur Republikanischen Partei, einst ein Vorteil im regulatorischen Machtpoker, wird zunehmend zur Belastung. Investoren fragen sich: Wer profitiert eigentlich noch vom Musk-Faktor – Tesla oder Trump?
Fed in der Zwickmühle
Ökonomisch steht die Fed jetzt zwischen den Stühlen. Die Arbeitslosenquote liegt stabil bei 4,2 Prozent – für US-Verhältnisse nahezu Vollbeschäftigung. Der moderate Stellenzuwachs spricht eher gegen sofortige Zinssenkungen, doch die Börsen preisen längst eine Lockerung ein. Trumps Forderungen verstärken diese Erwartung.
Fed-Chef Jerome Powell muss im Juni liefern – oder sich dem Vorwurf aussetzen, die Märkte auszubremsen. Und das in einem Umfeld, in dem der Präsident öffentlich über die Zinsgestaltung diskutiert, als sei es Teil seines Wahlkampfteams.
Anleger zwischen Rallye und Risiko
Die Märkte zeigen sich im Moment belastbar – doch unter der Oberfläche brodelt es. Die wirtschaftliche Lage in den USA bleibt angespannt. Die Zölle belasten nicht nur Importe, sondern auch Unternehmen wie Lululemon, das am Freitag mit einem Kursrutsch von 20 Prozent die Schattenseite des Handelskonflikts offenlegte.
Auch für Tesla, Apple und andere Exporteure aus der Tech-Branche sind die neuen Handelsbarrieren eine ernsthafte Gefahr – unabhängig davon, wie oft Trump Zinssenkungen fordert.
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