Ein Saal für 650 Gäste – und einen Mann
Während die USA unter Haushaltsblockaden, Investitionsstau und einer ungelösten Sozialstaatskrise ächzen, schafft Donald Trump neue Fakten: Im September soll im Ostflügel des Weißen Hauses der Bau eines fast 8.400 Quadratmeter großen Ballsaals beginnen – mehr Fläche als der Buckingham Palace an Empfangsraum bietet.
Die Ausschmückung? Goldene Kronleuchter, Marmorböden, viel Weiß, noch mehr Blattgold.
Die Investitionssumme: 200 Millionen Dollar. Offiziell soll das Projekt aus privaten Quellen finanziert werden, darunter „Spender und der Präsident selbst“. Wer genau für das Prestigeobjekt zahlt, bleibt wie üblich im Trump-Universum vage.
Vom Präsidentensitz zum Privatpalast
Trump nennt es ein „großartiges Vermächtnisprojekt“. Seine Sprecherin Karoline Leavitt verweist auf einen „historischen Bedarf“: Seit 150 Jahren wünsche man sich einen repräsentativen Saal für größere Empfänge im Weißen Haus.
Die Kritik: Laut dem New York Magazine „verwandelt Trump das Weiße Haus in Mar-a-Lago“, seinen privaten Golf- und Hotelkomplex in Florida, berüchtigt für goldene Wasserhähne, plüschige Vorhänge und einen Designmix aus Versailles und Vegas.
Für Trump selbst ist die optische Nähe offenbar kein Zufall – im Gegenteil: Der Ballsaal ist nicht bloß Veranstaltungsort, sondern Ausdruck seiner Marke. Stilistisch erinnert der Entwurf an europäische Barockschlösser, politisch an ein Amerika, das nur noch eine Person feiert: Donald J. Trump.

Symbolpolitik mit Samtvorhängen
Dass der Bau ausgerechnet 2025 beginnt – zu Beginn seiner zweiten Amtszeit – und rechtzeitig vor dem Wahlkampfabschluss 2028 fertig werden soll, ist kein Zufall.
Der neue Ballsaal wird damit zur Bühne – nicht nur für Empfänge, sondern auch für Inszenierung und Selbstvermarktung. Auch beim ersten Spatenstich im September dürften Kameras dabei sein – und Trump selbst.
In Zeiten politischer Polarisierung, hoher Verschuldung und tiefem Vertrauenstief in Washington wirkt ein solcher Bau wie aus der Zeit gefallen. Aber genau darin liegt auch das Kalkül: Während andere Präsidenten um Sozialreformen und Infrastrukturprojekte rangen, schafft Trump eine bleibende Kulisse – aus Kalkstein und Kitsch.
Ein Bauwerk, viele Fragen
Wer genau den Bauauftrag erhält, ist noch nicht bekannt. Kritiker fragen bereits: Wird es ein Freund aus der Trump-Umgebung sein? Welche Unternehmen profitieren vom Projekt – und welchen Einfluss erhalten sie dafür im Gegenzug?
Auch juristische Fragen stellen sich. Weil der Bau im Ostflügel, aber auf staatlichem Gelände entstehen soll, ist unklar, wie viel Mitsprache der Kongress haben müsste – oder haben wird. Und obwohl das Weiße Haus auf Privatinvestoren verweist, wird bereits spekuliert, ob öffentliche Gelder zumindest indirekt einfließen.
Das könnte Sie auch interessieren:
