Etwa 100 Tage nach der Einigung auf ein weitreichendes Zollabkommen zwischen der Europäischen Union und dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump präsentiert sich die EU in uneinheitlichem Licht. Während die EU-Kommission den Erfolg ihrer Verhandlungen lobt, zeigt sich sowohl im Europaparlament als auch innerhalb der Mitgliedsstaaten zum Teil deutliche Kritik an dem Abkommen.
Ein Sprecher der EU-Kommission betonte, dass das Abkommen den transatlantischen Handel stabilisiert habe und die Marktstellung der europäischen Exporteure stärkt. Darüber hinaus eröffne es Möglichkeiten für innovative 'Win-Win-Gelegenheiten'. Nichtsdestotrotz zweifeln viele Parlamentsmitglieder an der Effektivität des Deals, während sie sich mit den Strategien zur Umsetzung auseinandersetzen.
Bernd Lange, der Verhandlungsführer des Europaparlaments aus der SPD, ist eine der lautesten Stimmen innerhalb dieser Kritik. Er äußerte seine Unzufriedenheit über erneute Zollerhöhungen seitens der USA und fordert die Einführung eines gemeinsamen Stillhalteabkommens. Ein solches Abkommen solle präventiv gegen neue Zölle und andere Arten von Handelsbarrieren wirken, um die Interessen der EU zu schützen.
Das Bundeswirtschaftsministerium hingegen bewertet die Situation differenzierter. Es lobt die Entspannung der Beziehungen zwischen der EU und den USA durch die politische Einigung des Sommers. Der vereinbarte Zolldeckel von 15 Prozent für strategische Sektoren wird als spürbare Entlastung wahrgenommen. Gleichzeitig laufen jedoch noch Verhandlungen über amerikanische Zölle auf europäische Stahl- und Aluminiumimporte.
Unter den EU-Mitgliedsstaaten sind, wenn auch zurückhaltend, ebenfalls kritische Stimmen zu hören. Ein EU-Diplomat drückte seine Skepsis bezüglich der langfristigen Tragfähigkeit des Abkommens aus, da es momentan insbesondere den amerikanischen Verbrauchern zugutekommt. Zudem wird darauf hingewiesen, dass die hohe Bewertung des Euro die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Exporteure auf dem amerikanischen Markt beeinträchtigt, indem es die Preise für US-Käufer erhöht.