TotalEnergies, einer der größten Energie- und Rohstoffkonzerne Europas, hat am Montag für eine Überraschung am Markt gesorgt. Das Unternehmen veräußert 50 Prozent seines Nordamerika-Solargeschäfts an den US-Investor KKR – und sichert sich damit kurzfristig fast eine Milliarde Dollar.
An der Börse kam der Schritt zunächst nicht gut an: Die Aktie verlor in Paris zwischenzeitlich rund 1,3 Prozent und fiel auf 53,55 Euro.
Milliarden-Deal mit Signalwirkung
Das Geschäft ist gewaltig: Das verkaufte Portfolio umfasst sechs große Solaranlagen mit einer Gesamtkapazität von 1,3 Gigawatt sowie 41 kleinere dezentrale Stromerzeugungsanlagen, die zusammen auf rund 140 Megawatt kommen. Insgesamt wird das Paket mit 1,25 Milliarden Dollar bewertet, inklusive Schulden. Für TotalEnergies bedeutet der Deal einen Nettozufluss von 950 Millionen Dollar.
CEO Patrick Pouyanné sprach von einem „strategischen Schritt“, der sowohl Kapital freisetze als auch das Engagement im Bereich Erneuerbare Energien stärke. Denn: Trotz des Verkaufs bleibt TotalEnergies weiterhin zu 50 Prozent an den Projekten beteiligt – und wird auch künftig als Betreiber fungieren.
Warum jetzt?
Die Transaktion wirft Fragen auf. Schließlich hatte TotalEnergies in den vergangenen Jahren stark in den Ausbau seines Solargeschäfts investiert und die USA als Wachstumsmarkt bezeichnet. Dass nun ein großer Teil der Assets an einen Finanzinvestor abgegeben wird, deuten Analysten als Signal: Der Konzern will sein Risiko reduzieren, gleichzeitig aber die operative Kontrolle behalten.
„Es ist ein klassischer Asset-Rotation-Deal“, erklärt ein Branchenkenner gegenüber InvestmentWeek. „TotalEnergies zieht Kapital aus bestehenden Projekten, um in neue Anlagen investieren zu können – ohne die Bilanz zu stark zu belasten.“

Private Equity setzt auf Sonne
Für KKR ist der Deal ein weiteres Signal, wie massiv Private-Equity-Häuser inzwischen auf erneuerbare Energien setzen. Der US-Finanzriese hat in den vergangenen Jahren weltweit Milliarden in Solar- und Windparks investiert und gilt als einer der aggressivsten Player in diesem Feld. Mit dem Einstieg bei TotalEnergies verschafft sich KKR Zugang zu einem stabilen Cashflow-Geschäft in einem der größten Solarmärkte der Welt.
„Wir sehen langfristig steigenden Bedarf an sauberer Energie in Nordamerika – und wollen diesen Trend nutzen“, so ein KKR-Manager.
Anleger bleiben zurückhaltend
An der Börse sorgte die Nachricht für Ernüchterung. Viele Investoren hatten erwartet, dass TotalEnergies sein Engagement in Nordamerika eher ausweitet als reduziert. Dass nun ein Teil der Erträge an KKR abgegeben wird, wirft Fragen nach der langfristigen Wachstumsstrategie auf.
„Die Transaktion bringt kurzfristig Liquidität, schmälert aber die Ertragskraft“, sagt ein Analyst. Anleger hätten das offenbar eingepreist: Die Aktie verlor trotz stabiler Ölpreise.
Zwischen Öl und Erneuerbaren
Der Fall zeigt ein Grundproblem von TotalEnergies. Der Konzern steckt in einem Balanceakt zwischen fossilen Energien, die nach wie vor den Großteil der Gewinne liefern, und den Erneuerbaren, die kapitalintensiv, aber noch nicht so profitabel sind. Mit Deals wie diesem versucht das Management, die Transformation zu finanzieren, ohne die Renditeerwartungen der Aktionäre zu enttäuschen.
Doch die Geduld des Kapitalmarkts ist begrenzt. Anleger wollen sehen, dass TotalEnergies nicht nur Projekte verkauft, sondern tatsächlich Marktanteile in Zukunftsbranchen gewinnt.
