31. Oktober, 2025

Wirtschaft

Thyssenkrupp Steel Europe: Marie Jaroni wird erstmals zur Vorstandsvorsitzenden ernannt

Die Stahlindustrie in Deutschland erreicht einen bedeutenden Meilenstein in ihrer Geschichte: Zum ersten Mal nimmt mit Marie Jaroni eine Frau die Spitzenposition bei Thyssenkrupp Steel Europe ein, dem größten Stahlkonzern des Landes. Der Aufsichtsrat in Duisburg hat die bisherige Vertriebs- und Transformationsvorständin zur Vorsitzenden des Vorstandes ernannt. Sie übernimmt das Amt von Dennis Grimm, der überraschend nach nur 14 Monaten im Amt zurückgetreten ist.

Marie Jaroni, eine erfahrene Werkstofftechnikerin, ist seit 2014 im Vorstand von Thyssenkrupp Steel Europe tätig. Sie tritt damit in die Fußstapfen von Martina Merz, die von 2019 bis 2023 die Position der Konzernmutter-Chefin innehatte. In den vergangenen Jahren hat Jaroni entscheidende strategische Weichenstellungen geführt, insbesondere in Bezug auf den Sanierungstarifvertrag. Dieser Vertrag soll dem Unternehmen helfen, langfristig durch Stellenabbau und Outsourcing profitabel zu bleiben. Die Verträge von Jaroni und ihrem Finanzkollegen Philipp Conze wurden bis 2030 verlängert, was auf das Vertrauen in ihre Führungsstärke hindeutet.

Obwohl die globale Konjunktur schwächelt und die Stahlbranche durch preisgünstige Importe aus Asien unter Druck steht, genießt Jaroni sowohl innerhalb der Industrie als auch von Gewerkschaftsseite hohes Ansehen. Die Vorsitzende des Aufsichtsrats, Ilse Henne, hebt Jaronis visionäre Strategie und beeindruckende Verhandlungskompetenz hervor. Knut Giesler von der IG Metall lobt ihre faire und konsensorientierte Art der Verhandlungsführung.

Der Vorstand von Thyssenkrupp Steel Europe, der zudem Wilfried von Rath als neuen Personalchef begrüßt, steht jedoch vor weiteren Herausforderungen. Die laufenden Verhandlungen der Konzernmutter Thyssenkrupp mit dem indischen Unternehmen Jindal Steel über einen möglichen Verkauf der Stahlsparte deuten auf einen wahrscheinlichen Eigentümerwechsel hin. Diese potenziellen Veränderungen sind für die rund 27.000 Beschäftigten, deren Zahl bis 2030 drastisch reduziert werden soll, von enormer Bedeutung und markieren eine spannende Ära, die sowohl Unsicherheiten als auch Chancen birgt.