Ein Tweet, 150 Milliarden Dollar
Es war der vielleicht politischste Kurssturz in der Geschichte eines Tech-Konzerns: Binnen Stunden büßte Tesla am Donnerstag über 150 Milliarden US-Dollar an Börsenwert ein.
Der Auslöser? Ein offener Schlagabtausch zwischen Donald Trump und Elon Musk. Während der Präsident mit dem Entzug staatlicher Aufträge drohte, konterte der Tesla-Chef mit einem Vorschlag zur Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens.
Ein beispielloser Machtkampf – und ein Geschenk für alle, die gegen Musk gewettet hatten.
Die große Wette gegen Tesla
Leerverkäufer hatten das Geschehen mit Argusaugen verfolgt – und blitzschnell reagiert. Daten des Analysehauses Ortex zufolge brachte allein der Kursrutsch von 14,3 Prozent am Donnerstag den Shortsellern rund vier Milliarden Dollar ein.
Es war der zweitgrößte Leerverkaufsgewinn der Tesla-Geschichte. Nur im September 2020 war der Ertrag mit 5,4 Milliarden Dollar noch höher.
Die Mechanik hinter der Wette ist altbekannt: Händler leihen sich Aktien, verkaufen sie sofort und hoffen darauf, sie später billiger zurückzukaufen. In Musks Fall war das Risiko offenbar kalkulierbar. Der Markt hatte geahnt, dass der Streit mit Trump Konsequenzen haben würde – und er behielt recht.
Trump droht, Musk zündet die Lunte
Was war passiert? Auslöser der Eskalation war ein Gesetzentwurf zur Steuer- und Ausgabenreform, den Musk öffentlich kritisierte. Trump wiederum warf Musk illoyales Verhalten vor – und drohte offen damit, Tesla und SpaceX von Regierungsaufträgen auszuschließen.
Die Folge: institutionelle Investoren warfen Papiere panikartig ab, Hedgefonds witterten die Gelegenheit.

Brisant: Noch vor wenigen Wochen waren Trump und Musk öffentlich als Kooperationspartner aufgetreten – es gab sogar Spekulationen über eine beratende Rolle Musks im Wahlkampfteam. Diese Episode dürfte sich nun erledigt haben.
Wenn Politik und Börse kollidieren
Dass politische Statements Unternehmenswerte in Sekunden pulverisieren können, ist kein Novum. Doch selten war die Fallhöhe so dramatisch. Tesla gilt als Symbolfigur des US-Technologieoptimismus – und als Lieblingsfeind vieler Leerverkäufer.
Die Episode zeigt erneut, wie empfindlich Tech-Aktien auf politische Unsicherheiten reagieren – gerade wenn Persönlichkeiten wie Trump und Musk beteiligt sind.
Für Anleger wirft der Vorfall unangenehme Fragen auf: Ist Tesla wirklich so robust aufgestellt, dass es politischen Druck aushalten kann? Oder ist das Unternehmen am Ende doch stärker von Washingtons Wohlwollen abhängig, als es der Mythos Musk vermuten lässt?
Erholung mit bitterem Beigeschmack
Zwar konnte sich der Kurs am Freitag leicht erholen – im US-Handel legte das Papier rund fünf Prozent zu. Doch der Schaden ist angerichtet. Analysten verweisen auf die Unsicherheit in der Auftragslage, sollten Trumps Ankündigungen Realität werden.
Auch Chinas Absatzmarkt, wo Tesla jüngst schwächelte, dürfte unter geopolitischen Spannungen weiter leiden.
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