26. Juni, 2025

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Terror gegen Christen – 25 Tote bei Anschlag auf Gottesdienst in Syrien

Islamistischer Selbstmordanschlag in Damaskus erschüttert die christliche Gemeinde – Experten warnen vor eskalierender religiöser Gewalt im Nahen Osten

Terror gegen Christen – 25 Tote bei Anschlag auf Gottesdienst in Syrien
Die Gesellschaft für bedrohte Völker kritisiert die unzureichenden Schutzmaßnahmen der Übergangsregierung und warnt vor weiteren Angriffen auf Kirchen.

Selbstmordanschlag in der St.-Elias-Kirche

Damaskus steht erneut im Brennpunkt eines brutalen Anschlags: Am Sonntag sprengte sich während eines Gottesdienstes in der orthodoxen St.-Elias-Kirche ein Islamist in die Luft. Mindestens 25 Menschen verloren ihr Leben, weitere 63 wurden verletzt.

Nach Angaben des syrischen Innenministeriums begann der Täter seinen Angriff mit Schüssen, bevor er sich inmitten der Gläubigen in die Luft sprengte. Die Tat ist eine der tödlichsten Attacken auf religiöse Minderheiten in Syrien seit Jahren.

Fotos aus sozialen Medien dokumentieren das Ausmaß der Zerstörung im Kircheninneren: Trümmer, verkohltes Holz und Aschereste bedecken das Kirchenschiff, das einst ein Ort des Friedens und der Zusammenkunft war.

Reaktionen aus Syrien und der Region

Das syrische Außenministerium verurteilte den Anschlag als bewussten Versuch, das fragile Miteinander verschiedener Religionen im Land zu zerstören und die Stabilität Syriens zu untergraben.

Unterstützung und Solidarität mit den Opfern sowie Syrien bekundeten zahlreiche Staaten der Region, darunter Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Katar, Irak und Jordanien. Kardinal Béchara Rai, Patriarch der maronitischen Kirche, beschrieb die Attacke als Angriff auf die reiche historische Vielfalt und das kulturelle Erbe des Nahen Ostens.

Die orthodoxe St.-Elias-Kirche in Damaskus nach dem Selbstmordanschlag. Die Zerstörung symbolisiert die zunehmende Gewalt gegen religiöse Minderheiten in Syrien.

Im Libanon forderte Präsident Joseph Aoun konkrete Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz religiöser Minderheiten. „Die Einheit Syriens ist der Schlüssel zur Stabilität im gesamten Nahen Osten“, erklärte er. Auch Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD) äußerte sich scharf gegen den Anschlag:

„Dieser Terror richtet sich gegen die gesellschaftliche Vielfalt Syriens. Der Wiederaufbau muss rasch voranschreiten, um Extremisten keinen Nährboden zu bieten.“

Das Bundesministerium unterstützt weiterhin Programme zur Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Christen in Syrien unter zunehmendem Druck

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, warnte, dass viele Christen in Syrien sich aufgrund zunehmender Gewalt zur Flucht gezwungen sehen könnten. Er forderte die syrische Regierung auf, Minderheiten besser zu schützen.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) sieht in der jüngsten Gewalt einen Ausdruck der weiterhin unsicheren Lage für religiöse Gemeinschaften in Syrien. In der Provinz Hama wurden Drohungen gegen Kirchen entdeckt.

GfbV-Nahostexperte Kamal Sido kritisierte die Übergangsregierung unter Präsident Ahmed al-Scharaa scharf: Trotz Versprechen zum Schutz von Minderheiten habe die IS-Terrormiliz weiterhin Freiräume, und religiöse Gruppen wie Christen, Kurden, Drusen, Alawiten und Schiiten seien massiv gefährdet.

Zweifel am Schutzversprechen des Präsidenten

Al-Scharaa, der seit Januar im Amt ist, hatte zugesichert, den Schutz ethnischer und religiöser Minderheiten zu gewährleisten. Doch die Realität sieht anders aus: Auch staatliche Akteure sind immer wieder an Angriffen beteiligt.

Der Präsident selbst hat eine Vergangenheit mit islamistischen Gruppierungen, was seine Glaubwürdigkeit in der Minderheitengemeinschaft deutlich schmälert.

Dramatischer Bevölkerungsrückgang der Christen

Vor Ausbruch des Bürgerkriegs im Jahr 2011 lebten etwa drei Millionen Christen in Syrien. Heute schätzt die GfbV ihre Zahl auf rund 300.000 – ein drastischer Rückgang durch Krieg, Vertreibung und Gewalt.

Dieser Anschlag ist kein isoliertes Ereignis, sondern Teil einer wachsenden Welle religiöser Spannungen, die das ohnehin fragile Gefüge im Nahen Osten weiter bedrohen.

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