25. August, 2025

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Temu und Shein trotzen Zollhammer

Donald Trump wollte die chinesischen Billigplattformen mit Strafzöllen ausbremsen. Doch aktuelle Zahlen zeigen: Statt Einbruch gibt es Wachstum – weil Temu und Shein ihr Geschäftsmodell in Rekordzeit umbauten.

Temu und Shein trotzen Zollhammer
Shein baut Amazon-Konkurrenz auf: Der Fast-Fashion-Händler lockt große Verkäufer wie den Elektronikhersteller Anker mit niedrigen Provisionen auf seine Plattform. Damit wird Shein zunehmend zum direkten Rivalen von Amazon.

Zölle als politische Waffe

Im April dieses Jahres strich Trump die Zollbefreiung für Pakete unter 800 Dollar und erhöhte gleichzeitig die Abgaben auf China-Importe – teils auf über 100 Prozent.

Es war ein klarer Angriff auf Temu und Shein, deren Geschäftsmodell jahrelang auf günstigen Direktlieferungen basierte. Viele Beobachter sagten damals den schnellen Niedergang der Plattformen in den USA voraus.

Die Realität sieht anders aus. Kreditkartendaten zeigen: Temu steigerte seinen Umsatz in den USA in den ersten sieben Monaten um mehr als sechs Prozent, Shein sogar um 14 Prozent. Von Krise keine Spur.

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Logistik als Antwort auf Politik

Der Schlüssel liegt in der Geschwindigkeit, mit der beide Unternehmen ihre Strukturen anpassten. Temu sicherte sich Lagerhäuser in Los Angeles, Dallas und Newark und befüllte sie mit Containern aus China. Seither werden Bestellungen nicht mehr einzeln verschickt, sondern aus US-Beständen ausgeliefert – für den Kunden kaum unterscheidbar, für die Zollbehörden aber ein völlig anderes Modell.

Shein hatte den Schritt schon früher vollzogen. Lager in Kalifornien, Indiana und Pennsylvania verkürzen Lieferzeiten und machen die Plattform weniger anfällig für Zollerhöhungen. Zusätzlich öffnete Shein seine Plattform für US-Händler – ein Zugeständnis an die neue Realität, das zugleich Marktanteile sichert.

Von Modehändlern zu Plattform-Giganten

Während Temu mit aggressiven Preisen punktet, baut Shein seine Plattform konsequent zum Allround-Marktplatz aus. Erfolgreiche Amazon-Händler wie Anker wechseln mit attraktiven Konditionen auf Sheins Marktplatz. Damit entwickelt sich die Firma schleichend von einer Fast-Fashion-App zu einem Generalisten, der Amazon direkt attackiert.

Die Zölle ändern daran wenig. Denn auch Walmart und Amazon importieren massenhaft aus China und mussten ihre Preise erhöhen. Ironischerweise belastet Trumps Zollpolitik damit auch die heimischen Händler – und verschafft den chinesischen Rivalen zusätzlichen Spielraum.

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Der unterschätzte Faktor Technologie

Handelsexperten verweisen darauf, dass die Zölle nur ein Teil der Geschichte sind. Entscheidender sei die technologische Überlegenheit von Temu und Shein. Ihre Algorithmen analysieren Nachfrage in Echtzeit, passen Sortimente an und optimieren Lieferketten – eine digitale Kompetenz, die klassischen US-Händlern fehlt.

„Die Zollvorteile waren wichtig, aber nicht allein ausschlaggebend“, sagt E-Commerce-Berater Nils Seebach. „Temu und Shein sind technisch schlicht besser aufgestellt als ihre US-Konkurrenten.“

Ein Pyrrhussieg für Trump

Trumps Zollpolitik zeigt damit eine paradoxe Wirkung: Statt die chinesischen Billigplattformen auszubremsen, zwingt sie diese zu Modernisierung und Diversifizierung – und macht sie damit noch widerstandsfähiger.

Das Kalkül, den amerikanischen Einzelhandel zu schützen, könnte sich am Ende ins Gegenteil verkehren. Während Walmart & Co. über steigende Kosten klagen, wachsen Temu und Shein unbeirrt weiter.

Die Zollschranken stehen – aber die Päckchenflut rollt.

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