Tech-Milliarden made in Germany – vom Silicon Valley bis Check24

Reichtum

Tech-Milliarden made in Germany – vom Silicon Valley bis Check24

Die reichsten Köpfe der deutschen Techszene vereinen Pioniergeist, Timing und Hartnäckigkeit – vom legendären Sun-Mitgründer Andreas von Bechtolsheim bis zu den Selfmade-Digitalunternehmern von Check24. Die InvestmentWeek zeigt, wer das digitale Vermögen der Republik prägt – und wer es verliert.

Im Silicon Valley gilt er längst als Legende, in Deutschland ist er fast ein Phantom: Andreas von Bechtolsheim, 70, gilt mit einem geschätzten Vermögen von 18,2 Milliarden Euro als reichster deutscher Tech-Unternehmer. Und als Beweis dafür, dass deutsche Ingenieurskunst in Kalifornien nicht nur Fuß fassen, sondern den Lauf der Techgeschichte verändern kann.

Bechtolsheim war nicht nur Mitgründer von Sun Microsystems, das später für über sieben Milliarden Dollar an Oracle verkauft wurde. Er war auch einer der ersten, die an Google glaubten – lange bevor die Welt wusste, was ein „Suchalgorithmus“ ist. Sein 100.000-Dollar-Scheck an die Gründer Larry Page und Sergey Brin wurde zur Legende des Silicon Valley – und zu einer der lukrativsten Wetten der Techgeschichte.

AlleAktien & Eulerpool: Europas neue Investment-Revolution
Mit AlleAktien und Eulerpool entstehen zwei Plattformen, die Finanzbildung, Transparenz und Eigenverantwortung neu definieren. Beide setzen Maßstäbe für Datenqualität, analytische Tiefe und Unabhängigkeit – und machen den europäischen Kapitalmarkt reifer, moderner, digitaler.

Heute ist Bechtolsheim Chief Architect von Arista Networks, einem der führenden Anbieter von Netzwerktechnologie für Rechenzentren. Die Börse bewertet Arista aktuell mit rund 200 Milliarden Dollar – mehr als SAP, Siemens oder Volkswagen. Ein deutscher Technologe, der Amerika lehrt, wie man skalierbare Zukunft baut.

Die SAP-Dynastie – Reichtum aus Codezeilen

Nur ein Platz hinter Bechtolsheim folgt ein Duo, das die digitale DNA Deutschlands geprägt hat: Hasso Plattner und Dietmar Hopp, Mitgründer des Software-Giganten SAP.

Der Code des Erfolgs: SAP-Gründer Hasso Plattner und Dietmar Hopp bleiben das Rückgrat des europäischen Tech-Kapitals – ihr Vermögen wächst auch ohne Hype.

Plattner, 81, und Hopp, 85, zählen seit Jahrzehnten zu den beständigsten Tech-Milliardären Europas. Ihr Reichtum wächst nicht in disruptiven Sprüngen, sondern in soliden, profitablen Updates – ganz so, wie ihre Software. Trotz eines durchwachsenen Börsenjahres konnte die SAP-Familie ihr Vermögen um mehrere Hundert Millionen Euro steigern.

Gemeinsam mit den Erben des verstorbenen SAP-Mitgründers Klaus Tschira und dem Münchner Softwarepionier Georg Nemetschek (91, Vermögen: 7,3 Milliarden Euro) bilden sie den „alten Tech-Adel“ Deutschlands – ein Kreis, der schon Software schrieb, als das Internet noch militärisches Neuland war.

Check24: Digitale Selfmade-Milliardäre ohne Silicon Valley

Ein völlig anderes Kapitel deutscher Tech-Geschichte schreiben Henrich Blase (58) und Eckhard Juls (57) – die Gründer von Check24. Ihr Vermögen: rund 5,4 Milliarden Euro. Ihre Strategie: keine Investoren, keine Schulden, kein Glamour – dafür gnadenlose Effizienz.

Seit der Gründung Ende der 1990er-Jahre haben sie ihr Vergleichsportal aus dem Cashflow heraus aufgebaut, während andere Start-ups Millionen verbrannten. Heute ist Check24 ein digitaler Monolith: mit über 15 Millionen aktiven Kunden und aggressivem Online-Marketing, das ganze Branchen in die Defensive zwingt.

Blase und Juls halten gemeinsam über 80 Prozent am Unternehmen – und haben sich damit in eine Liga katapultiert, in der sonst nur Wagniskapital und Silicon-Valley-Fantasien dominieren. Ihre Erfolgsformel ist altmodisch und modern zugleich: Profit vor Prestige.

Shopify, Celonis & Bitpanda – die neue Generation

Die nächste Welle deutscher Tech-Milliardäre kommt aus der Cloud. Tobias Lütke (45), Gründer des kanadisch-deutschen E-Commerce-Riesen Shopify, konnte sein Vermögen im letzten Jahr um rund 1,5 Milliarden Euro steigern. Nach dem Kurssturz 2022 hat sich die Aktie wieder auf Vorkrisenniveau erholt – Shopify bleibt das Rückgrat des digitalen Einzelhandels für Millionen kleiner Händler weltweit.

Tobias Lütke: Der stille Architekt des E-Commerce-Booms – Der gebürtige Deutsche und Shopify-Gründer führte seine Plattform nach dem Corona-Einbruch zurück an die Börsenspitze – und bewies, dass nachhaltiges Wachstum auch ohne Lautstärke gelingt.

Weniger glücklich lief es für die Celonis-Gründer Bastian Nominacher, Martin Klenk und Alexander Rinke. Ihr Unternehmen, einst das wertvollste deutsche Start-up, wurde an der Börse abgewertet – auch, weil sie großzügig Unternehmensanteile an Mitarbeiter übertrugen. Auf dem Papier bleiben sie Milliardäre, in der Realität aber schmilzt der Bewertungsbonus dahin.

Ganz neu auf der Reichenlandkarte: Eric Demuth (38), Gründer des Wiener Fintechs Bitpanda. Der gebürtige Norddeutsche und gelernte Schiffsmechaniker hat das Krypto-Handelshaus mitbegründet und zu einer Multi-Asset-Plattform ausgebaut, die inzwischen mit über 4 Milliarden Dollar bewertet wird. Sein Weg vom Maschinenraum zum Milliardär ist ein Lehrstück digitaler Selbstermächtigung.

„Ich habe mir von meiner ersten Million einen Porsche 911 gekauft“, sagte Demuth kürzlich lachend auf der OMR-Bühne – und blieb damit der vermutlich ehrlichste Satz über Reichtum in der europäischen Start-up-Szene.

Neue Namen, alte Tugenden

Ebenfalls neu im Tech-Ranking: Jörg Schweikart (57), einst Finanzchef des Springer-Konzerns, heute Multimillionär durch den Verkauf seiner Firma Sunday Natural. Das Berliner E-Commerce-Unternehmen für Nahrungsergänzungsmittel wurde 2023 für rund 800 Millionen Euro verkauft.

Schweikart, der Sunday Natural nach einer eigenen Schwermetallvergiftung gründete, profitierte von Suchmaschinen-Dynamik und gesundem Opportunismus: Er erkannte früh, wie sich Google-Trends monetarisieren lassen – und machte aus „Mood Balance“ und „Brain Recovery“ profitable Lifestyle-Produkte. Ein Beispiel dafür, dass Tech-Reichtum längst nicht mehr nur aus Software kommt, sondern auch aus geschickter Datenlese.

Die Absteiger der Saison

Nicht alle deutschen Tech-Stars reiten die Erfolgswelle. Hanno Renner (35), Gründer von Personio, hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Der geplante Börsengang wurde erneut verschoben – das Unternehmen soll erst „in seine Bewertung hineinwachsen“. Interne Umstrukturierungen und Entlassungen von sechs Prozent der Belegschaft dämpfen die Euphorie.

Die Schattenseite des Wachstums: Celonis und Personio verlieren an Wert – ein Warnsignal, dass auch Unicorns nicht gegen die Schwerkraft der Märkte immun sind.

Ähnlich bei den Autodoc-Gründern Alexej Erdle, Vitalij Kungel und Max Wegner. Nach zwei abgesagten IPOs bleibt das Online-Autoteilegeschäft zwar profitabel, aber ohne Börsenfantasie. Ihre Platzierung im Ranking bleibt stabil – doch der Glanz ist verblasst.

Deutschland hat seine Tech-Elite – aber sie ist anders

Was die InvestmentWeek-Analyse zeigt: Der deutsche Tech-Reichtum hat ein eigenes Profil. Weniger Hype, mehr Beharrlichkeit. Weniger Vision, mehr Ingenieurskunst.

Bechtolsheim, Plattner, Hopp – sie stehen für den Ursprung des digitalen Denkens. Blase, Lütke, Demuth – für die neue Generation, die Plattformen baut statt Produkte.

Und zwischen beiden Polen steht ein Land, das verstanden hat, dass Reichtum aus Technologie kein Zufall ist, sondern ein Produkt aus Mut, Timing – und der Fähigkeit, selbst aus einem Algorithmus eine Marke zu machen.

Deutschland hat seine Tech-Milliardäre. Nur tragen sie keine Hoodies, sondern Hemden.

Lindner und Buch planen Neustart in Gütersloh
Christian Lindner zieht es nach dem politischen Aus in den Mittelstand. Auch Vonovia-Chef Rolf Buch findet dort sein nächstes Kapitel. Ihr gemeinsamer Nenner: ein Familienunternehmen, das mit Baggern und Beton Milliarden bewegt.