Glänzender Schein, trügerischer Wert
Gold gilt als Fels in der Brandung. Wenn Aktienmärkte schwanken und Währungen an Vertrauen verlieren, flüchten Anleger in das Edelmetall. Doch was, wenn der vermeintlich sichere Hafen auf Sand gebaut ist? In den vergangenen Jahren ist die Zahl professioneller Goldfälschungen sprunghaft gestiegen. Besonders betroffen sind klassische Anlageformen wie Barren und Münzen.
Immer öfter stoßen Händler und Prüfinstitute auf täuschend echte Imitate – äußerlich makellos, im Kern jedoch wertlos. Die Fälscher setzen inzwischen industrielle Methoden ein: Goldschichten über billigem Metall, präzise Prägungen, perfekt gefälschte Zertifikate. Das Ergebnis: Barren, die selbst erfahrene Händler zunächst für echt halten.
Das gefährliche Geschäft mit Wolfram
Besonders tückisch sind Fälschungen mit einem Kern aus Wolfram. Das Metall ist fast genauso schwer wie Gold – ein Zufall, der Betrügern Milliardenmärkte eröffnet. Mit einer dünnen Goldbeschichtung versehen, lassen sich Wolframkerne kaum durch Gewicht oder Größe enttarnen. Nur Ultraschall- oder Röntgenmessungen zeigen, was wirklich im Inneren steckt.
In den USA und Asien wurden in den letzten Jahren mehrere Fälle aufgedeckt, bei denen sogar große Barrenlieferungen manipuliert waren. Selbst Banken und staatliche Prüfanstalten sind schon auf solche Tricks hereingefallen.
Verpackung als Täuschungswerkzeug
Ein weiterer Trick: die Blisterverpackung. Viele Goldkäufer öffnen sie aus Sorge vor Wertverlust nie – und genau das nutzen Fälscher aus. Professionell gestaltete Hüllen, angebliche Seriennummern und falsche Prüfzertifikate vermitteln Seriosität. Der Betrug bleibt oft unbemerkt, bis das Stück geprüft oder weiterverkauft wird.
Auch bei Münzen ist Vorsicht geboten. Klassiker wie der Krugerrand, Maple Leaf oder Wiener Philharmoniker werden besonders häufig imitiert. Die Fälschungen sind mittlerweile so detailgetreu, dass selbst der Farbton und Glanz dem Original gefährlich nahekommen.

Was echte Händler tun – und Anleger wissen sollten
Edelmetallhändler prüfen jedes Stück gründlich, bevor es in den Verkauf gelangt. Professionelle Geräte – von Röntgenfluoreszenz bis Leitfähigkeitsmessung – können Fälschungen ohne Beschädigung identifizieren. Stiftung Warentest rät daher, Gold ausschließlich bei renommierten Händlern, Banken oder zertifizierten Online-Plattformen zu kaufen.
Finger weg von Angeboten, die „zu gut, um wahr zu sein“ erscheinen. Ein Preis deutlich unter dem Spotkurs ist kein Schnäppchen, sondern fast immer ein Warnsignal. Auch Online-Auktionen oder Kleinanzeigen sind ein beliebtes Einfallstor für Fälscher – oft mit gefälschten Zertifikaten und manipulierten Fotos.
Heimtests mit begrenzter Aussagekraft
Wer zuhause prüfen will, ob sein Gold echt ist, kann sich mit einfachen Tests behelfen – etwa dem Magnettest oder einer Dichtemessung im Wasserglas. Echte Goldstücke sind nicht magnetisch und haben eine charakteristische Dichte von 19,3 Gramm pro Kubikzentimeter.
Doch Experten warnen: Diese Methoden liefern allenfalls Anhaltspunkte, keine Gewissheit. Nur eine professionelle Analyse zeigt, ob es sich um reines Gold oder um eine gut gemachte Fälschung handelt.
Vertrauen ist gut – Kontrolle ist Gold wert
Die Fälschungswelle zeigt: Selbst ein Metall, das für Sicherheit steht, ist nicht immun gegen Betrug. In einem Markt, in dem Milliarden umgesetzt werden, sind Täuschungen längst Teil des Geschäfts geworden.
Wer investieren will, sollte weniger auf Glanz und Zertifikate achten – und mehr auf die Seriosität des Händlers. Denn beim Goldkauf gilt mehr denn je: Echtheit ist kein Versprechen, sondern eine Frage der Prüfung.


