Syngenta-Chef Jeff Rowe spart nicht mit Selbstbewusstsein. „Wir wollen ganz an die Spitze der Branche“, verkündete der Manager zuletzt gegenüber der NZZ am Sonntag und ließ dabei wenig Zweifel an den Ambitionen des Konzerns.
„Wir wollen ganz an die Spitze der Branche“
Mit Unterstützung des chinesischen Staatskonzerns ChemChina plant Syngenta, Bayer in der globalen Agrarchemie die Führungsrolle streitig zu machen – ein Markt, in dem der Leverkusener DAX-Konzern bislang den Ton angibt, nicht zuletzt seit der vielkritisierten Übernahme von Monsanto.
Börsengang nur eine Frage der Zeit
Syngenta hatte ursprünglich für 2024 ein Börsenlisting in Shanghai angestrebt. Der Plan wurde jedoch kurzfristig auf Eis gelegt. Dennoch bleibt der Gang aufs Parkett ein Thema.
„Wenn die Zeit reif ist, werden wir einen neuen Antrag stellen“, so Rowe. Ein konkreter Zeitplan fehlt zwar, doch die Botschaft ist eindeutig: Erst sollen Umsatz, Profitabilität und Marktanteile weiter gesteigert werden, dann erfolgt der nächste Vorstoß an die Börse.
Übernahmefantasien inklusive
Während sich Syngenta operativ neu aufstellt, denkt das Management auch an externe Wachstumsoptionen. Über konkrete Zielobjekte schweigt sich Rowe zwar aus – auch zu einem möglichen Interesse an der zum Verkauf stehenden Agrarsparte von BASF äußert er sich nicht.

Brancheninsider gehen jedoch davon aus, dass Syngenta im Hintergrund sehr wohl die Marktoptionen sondiert. Schließlich würde ein solcher Deal die Position gegenüber Bayer erheblich stärken.
US-Markt als Wachstumsbremse
Ganz reibungslos läuft die Expansion jedoch nicht. Vor allem in den USA, dem wichtigsten Agrarmarkt der Welt, stößt Syngenta an regulatorische Grenzen. Aufgrund von Budgetkürzungen unter der Regierung Trump verzögern sich Zulassungsverfahren für neue Produkte spürbar.
Länder wie Argentinien und Brasilien agieren hier deutlich schneller, was den Marktzugang vereinfacht.
Bayer bleibt unter Druck
Für Bayer kommt die wachsende Aggressivität des Rivalen zur Unzeit. Das Agrargeschäft des Konzerns, das unter dem Namen Crop Science firmiert, kämpft weiterhin mit hohen Rechtskosten aus den Glyphosat- und PCB-Verfahren.
Zwar konnte die Aktie zuletzt technische Erholungen verzeichnen, doch aus Sicht der InvestmentWeek bleibt die Lage angespannt.
Unsere Bewertung
Wir beobachten sowohl Bayer als auch Syngenta weiterhin mit großer Aufmerksamkeit. Während Bayer fundamental über solides Know-how und attraktive Assets verfügt, bleiben die Rechtsrisiken und die damit verbundenen finanziellen Belastungen ein schwer kalkulierbarer Unsicherheitsfaktor.
Syngenta wiederum punktet derzeit mit einem aggressiven Expansionskurs, profitiert von den strategischen Rückendeckungen aus China und zeigt sich auch finanziell gut aufgestellt für mögliche Übernahmen.
Der avisierten Börsengang könnte hier zum zusätzlichen Kurstreiber werden – sofern das Marktumfeld mitspielt.
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