Machtvakuum nach Aksels Abgang
Kaum drei Jahre nach seinem Wechsel von Wolfsburg nach München ist Murat Aksel am Ende.
Der Einkaufschef wollte die Beschaffung im Konzern zentralisieren, doch sein Vorhaben scheiterte am Widerstand – und am fehlenden Rückhalt von CEO Christian Levin. Für viele ist der Rückzug Symbol einer Konzernführung, die mehr blockiert als gestaltet.

McKinsey deckt Missmanagement auf
Das zentrale Traton Modular System (TMS), ein Milliardenprojekt zur Vereinheitlichung von Lkw-Bauteilen, entwickelt sich zum Fass ohne Boden.
Die Kosten explodierten von geplanten 3,5 Milliarden auf über 5 Milliarden Euro, die Fertigstellung verschiebt sich von 2027 auf 2029. McKinsey bescheinigt dem Projekt gravierende Managementfehler – und den Aufsehern fehlt der Glaube an Besserung.
Scania first – MAN verliert Geduld
CEO Levin, zugleich Scania-Chef, gilt als Vordenker einer Strategie, die die Schweden bevorzugt. Neue Kabinen und Technik sollen zuerst in Södertälje eingeführt werden, während MAN warten muss. Das könnte die Münchner bis zu 20.000 Fahrzeuge kosten – ein Wettbewerbsnachteil, der den Konzernfrieden weiter gefährdet.
Standortfrage als Zündstoff
Die Frage, wo künftig Fahrerhäuser gebaut werden, sorgt für offene Konflikte. Polen lockt mit niedrigeren Kosten, doch Scania blockiert eine Verlagerung nach Krakau. MAN wiederum verweigert sich einem halbgaren Kompromiss. Während VW-Finanzchef Arno Antlitz strikte Sparauflagen macht, droht Traton im Standortpoker die Handlungsfähigkeit zu verlieren.
Ein Schwede als Hoffnungsträger?
Mit Karl Bernquist übernimmt erneut ein Scania-Mann die Beschaffung. Er kennt auch MAN und International, was Hoffnung auf Ausgleich weckt. Doch die Personalie allein wird die strukturellen Probleme nicht lösen. Traton steht an einer Wegscheide: Entweder gelingt die Integration – oder der Konzern bleibt ein zerstrittenes Sammelbecken, in dem Scania den Ton angibt.
