03. Oktober, 2025

Unternehmen

Starbucks streicht Hunderte Stellen – Abfindung sorgt für Diskussion

Der US-Kaffeeriese schließt über 100 Filialen in Nordamerika und kündigt gleichzeitig umfassende Abfindungspakete für entlassene Mitarbeiter an. Die Reaktionen sind gemischt: Lob für Großzügigkeit, Kritik an Symbolpolitik.

Starbucks streicht Hunderte Stellen – Abfindung sorgt für Diskussion
Starbucks schließt über 100 Filialen in Nordamerika – darunter die traditionsreiche Capitol Hill Roastery in Seattle, nur Minuten vom Hauptsitz entfernt.

Ein schmerzhafter Schnitt

Starbucks, weltgrößter Kaffeekettenbetreiber und einst unangefochtene Wachstumsstory, greift zum Rotstift. Mehr als 100 Filialen in Nordamerika sollen schließen, darunter auch das traditionsreiche Capitol Hill Roastery in Seattle – nur wenige Minuten vom Hauptquartier entfernt. Parallel werden 900 nicht im Verkauf tätige Stellen gestrichen.

Die Maßnahmen sind Teil des milliardenschweren „Back to Starbucks“-Programms, mit dem der neue CEO Brian Niccol den Konzern nach mehreren schwachen Quartalen wieder in die Spur bringen will. Für Starbucks ist es eine Zäsur – für die Beschäftigten ein tiefer Einschnitt.

Abfindung über Mindestmaß hinaus

Überraschend schnell nach Bekanntgabe der Schließungen legte Starbucks Details zu den Abfindungspaketen vor. Laut einem Dokument, das dem US-Wirtschaftsportal Business Insider vorliegt, erhalten Baristas 60 Stunden Gehalt, Schichtleiter 84 Stunden und Café-Angestellte immerhin 30 Stunden.

Zum Vergleich: Baristas verdienen je nach Standort 15 bis 22 Dollar pro Stunde, Shift Manager bis zu 29 Dollar. Damit entspricht die Abfindung grob einer bis zwei Wochenlöhne – für Teilzeitkräfte in den USA keineswegs selbstverständlich.

Darüber hinaus übernimmt Starbucks für drei Monate die Krankenversicherungsprämien der Betroffenen. In neun US-Bundesstaaten werden zudem nicht genommene Urlaubstage ausgezahlt. Beschäftigte haben 45 Tage Zeit, ein entsprechendes Abkommen zu unterzeichnen.

Der Konzern kalkuliert mit einer Milliarde Dollar Restrukturierungskosten, davon 150 Millionen für Abfindungen – die Börse bleibt skeptisch.

Juristen sehen positives Signal

Arbeitsrechtler wie Walker Harman bewerten das Paket positiv. Zwar sei Starbucks rechtlich nicht verpflichtet, stundenweise Angestellte überhaupt abzufinden. Doch das Unternehmen gehe über das Minimum hinaus und sichere zusätzliche Leistungen wie Krankenversicherung.

Gleichzeitig bleibt die Dimension begrenzt: Eine Abfindung von wenigen hundert Dollar reicht kaum aus, um den Übergang in neue Jobs zu überbrücken. Kritiker sehen darin daher eher eine symbolische Geste als eine ernsthafte soziale Absicherung.

Milliardenkosten für den Konzern

Für Starbucks sind die Einschnitte teuer. Laut einer SEC-Mitteilung rechnet der Konzern mit Kosten von rund einer Milliarde Dollar, davon 150 Millionen Dollar allein für Abfindungen. Niccol verteidigt den Schritt:

„Wir arbeiten hart daran, Mitarbeitern Transfers in nahegelegene Filialen anzubieten. Dort, wo das nicht möglich ist, steht Partner Care im Fokus.“

Der Hinweis auf „Partner Care“ ist nicht zufällig. Starbucks bezeichnet seine Mitarbeiter seit jeher als „Partner“ – und will mit großzügigeren Angeboten zeigen, dass dieser Anspruch auch in schwierigen Zeiten gilt.

Strategische Neuausrichtung statt Wachstum um jeden Preis

Die Schließungen sind kein reiner Sparkurs, sondern Teil einer strategischen Neuausrichtung. Starbucks prüfte die Profitabilität seiner Filialen sowie deren Kundenerlebnis und zieht nun einen harten Strich: Filialen, die nicht mehr ins Raster passen, werden geschlossen.

Das Ziel: Kosten senken, Effizienz steigern und die Marke neu aufladen. Die Börse bleibt skeptisch. Der Aktienkurs liegt 14 Prozent unter Vorjahr – ein Warnsignal, dass die Investoren noch nicht an den Erfolg der Reform glauben.

Ein Balanceakt zwischen Image und Realität

Die Maßnahmen offenbaren die Gratwanderung, vor der der Konzern steht. Einerseits muss Starbucks harte Entscheidungen treffen, um seine Strukturen zu modernisieren. Andererseits lebt die Marke stark vom Image einer „Community“, in der sich Kunden wie Mitarbeiter gleichermaßen aufgehoben fühlen sollen.

Die großzügig kommunizierte Abfindung soll diese Lücke schließen – doch am Ende dürfte entscheidend sein, ob Niccol es schafft, Starbucks wieder zum Wachstum zurückzuführen. Ein Konzern, der seine Ikone in Seattle schließt, setzt ein klares Signal: Das alte Selbstverständnis zählt weniger als die nackten Zahlen.

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