05. September, 2025

Börse

Stada sagt Börsengang ab – Finanzinvestor Capvest übernimmt Mehrheit

Der hessische Arzneimittelhersteller Stada wollte an die Börse, nun landet er bei einem neuen Eigentümer. Die geplatzte Platzierung zeigt, wie schwer sich Private-Equity-Firmen derzeit mit lukrativen Exits tun.

Stada sagt Börsengang ab – Finanzinvestor Capvest übernimmt Mehrheit
Geplatzter IPO: Stada sollte einer der größten Börsengänge Europas werden – stattdessen landet der Konzern bei Capvest.

Ein Börsentraum platzt

Noch vor wenigen Tagen hatte Stada-Chef Peter Goldschmidt öffentlich von einem Börsengang im Herbst gesprochen. Das Marktumfeld sei stabiler geworden, hieß es – ein Listing im MDax stand greifbar nahe.

Doch die Eigentümer Bain Capital und Cinven zogen nun die Reißleine: Statt an die Börse geht das Unternehmen mehrheitlich an den britischen Investor Capvest. Ein Schritt, der weit über Stada hinaus signalisiert, wie schwach der europäische IPO-Markt dasteht.

Bain Capital und Cinven verkaufen Mehrheit an STADA | STADA
Bain Capital und Cinven verkaufen Mehrheit an STADA an CapVest

Milliardendeal statt Aktienemission

Offizielle Zahlen nannten die Investoren nicht. Nach Informationen von Bloomberg beläuft sich der Kaufpreis inklusive Schulden jedoch auf rund zehn Milliarden Euro.

Für Bain und Cinven ist es dennoch ein lukrativer Ausstieg: 2017 hatten sie Stada für 5,3 Milliarden Euro von der Börse genommen. Seither stiegen Umsatz und Gewinn kräftig, getrieben durch Übernahmen und ein solides Generika-Geschäft. Der Schuldenberg wuchs allerdings parallel – zuletzt auf rund 5,7 Milliarden Euro.

Private Equity in der Zwickmühle

Der Fall Stada legt offen, was die gesamte Branche umtreibt. Nach Jahren billigen Geldes und rekordhoher Bewertungen fällt es Finanzinvestoren immer schwerer, ihre Beteiligungen über die Börse zu veräußern.

Das IPO-Barometer von EY zeigt: Im ersten Halbjahr 2025 sank die Zahl der Börsengänge in Europa um fast ein Viertel, das Emissionsvolumen brach sogar um 60 Prozent ein. Selbst gesunde Firmen wie Stada finden keinen passenden Preis am Kapitalmarkt – zu groß ist die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage.

Ein Konzern im Umbruch

Stada, bekannt für Marken wie Grippostad und Ladival, wächst im Kerngeschäft weiter. Über vier Milliarden Euro Umsatz, mehr als verdoppeltes Ebitda seit 2017 – auf dem Papier ist der Konzern ein Erfolg.

Doch der Preis dafür war hoch: riskante Übernahmen, hohe Verschuldung und geopolitische Altlasten wie das Russlandgeschäft, das inzwischen abgespalten wurde. Für Capvest ist der Einstieg Chance und Risiko zugleich: ein Portfolio voller Marken und Potenzial, aber auch ein Balanceakt auf hohem Schuldenniveau.

Ein schlechtes Omen für den IPO-Markt

Die abgesagte Platzierung ist mehr als nur ein Einzelfall. Sie zeigt, dass die Kapitalmärkte für Private-Equity-Exits noch lange nicht zurück sind. Für die Branche, die dringend funktionierende Ausstiegskanäle braucht, ist der Stada-Deal ein Rückschlag. Und für die Politik, die sich stabile Finanzmärkte wünscht, ein weiteres Warnsignal: Vertrauen in europäische Börsen bleibt ein knappes Gut.

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