Das Jahr 2025 endet für N26 mit einem weiteren Rückschlag. Die Finanzaufsicht BaFin hat ein umfangreiches Maßnahmenpaket gegen die Berliner Neobank beschlossen. In ungewöhnlich deutlicher Sprache attestiert die Behörde dem Institut gravierende Defizite in der Organisation und im Risikomanagement.
Kern der Entscheidung: Die BaFin entsendet erneut einen Sonderbeauftragten, der die Umsetzung der Auflagen überwachen soll. Zudem wird das Geschäft der Bank spürbar eingeschränkt – ein klares Signal des Misstrauens.

Sonderbeauftragter und schärfere Auflagen
Nach Angaben der BaFin bestehen „gravierende Mängel insbesondere im Risiko- und Beschwerdemanagement sowie in der Organisation des Kreditgeschäfts“. Der eingesetzte Sonderbeauftragte soll sicherstellen, dass N26 die festgestellten Schwächen tatsächlich beseitigt.
Zusätzlich ordnete die Aufsicht höhere Eigenkapitalanforderungen an. Die Bank muss künftig mehr Kapital vorhalten, um Risiken abzudecken. Darüber hinaus untersagte die BaFin N26, in den Niederlanden neue Hypothekenkredite an Neukunden zu vergeben.
In der Summe ergibt sich ein deutliches Misstrauensvotum gegen die operative Stabilität der Neobank.

Ein Horrorjahr für die Neobank
Die neuen Maßnahmen krönen ein ohnehin schwieriges Jahr für N26. Bereits im Sommer war öffentlich geworden, dass Investoren auf einen Führungswechsel drängten. Im August zog sich Mitgründer Valentin Stalf vom CEO-Posten zurück und kündigte seinen Wechsel in den Aufsichtsrat an.
Co-Gründer Maximilian Tayenthal ist weiterhin Co-CEO, deutete aber bereits im Herbst an, ebenfalls einen Wechsel in das Kontrollgremium zu erwägen. Medienberichten zufolge könnte er den Vorstand zum Jahreswechsel verlassen.
Die Eskalation der Aufsicht dürfte diesen Druck weiter erhöhen.
Maßnahmen mit Ansage
Überraschend kommt das Eingreifen der BaFin nicht. Bereits seit Monaten war in der Branche über eine erneute Entsendung eines Sonderbeauftragten spekuliert worden. Grundlage ist eine Sonderprüfung aus dem Vorjahr, deren Ergebnisse nun in konkrete Auflagen mündeten.
Nach Informationen aus dem Umfeld der Bank sollen die Kritikpunkte der BaFin auch eine zentrale Rolle bei der Investorenrevolte im Spätsommer gespielt haben. Insbesondere Defizite im niederländischen Immobilienkreditgeschäft standen demnach im Fokus.
Zudem sollen sich die Aufseher an hohen Marketingausgaben gestört haben – entweder aus Sorge vor einem zu schnellen Kundenwachstum oder wegen möglicher Auswirkungen auf die Profitabilität. Offiziell äußerte sich die BaFin dazu nicht.
N26 zeigt sich nach außen kooperativ
In einer Stellungnahme betonte N26, die Maßnahmen kämen nicht überraschend. Seit Anfang 2025 arbeiteten alle relevanten Bereiche an der Umsetzung eines Maßnahmenplans. Man befinde sich in einem „engen und konstruktiven Austausch“ mit den Aufsichtsbehörden und dem Sonderbeauftragten.
Diese Worte dürften auch als Signal an Investoren gemeint sein. Entscheidend wird jedoch sein, ob die BaFin diesmal tatsächlich nachhaltige Fortschritte erkennt.
Eine lange Vorgeschichte mit der Aufsicht
N26 steht seit Jahren unter besonderer Beobachtung. Bereits 2021 hatte die BaFin Mängel im Risikomanagement festgestellt, einen Sonderbeauftragten eingesetzt und das Wachstum der Bank gedeckelt. Zeitweise durfte N26 nur 50.000 neue Kunden pro Monat aufnehmen.
Zudem verhängte die Aufsicht ein Bußgeld von 9,2 Millionen Euro wegen verspäteter Geldwäsche-Verdachtsmeldungen. Erst 2024 hob die BaFin die Wachstumsbeschränkung wieder auf – nun folgt die nächste Eskalationsstufe.
Neustart mit neuen Gesichtern – aber alten Fragen
Personell versucht N26 gegenzusteuern. Seit September lenkt neben Tayenthal der frühere Aufsichtsratschef Marcus Mosen die Bank. Den Vorsitz im Aufsichtsrat übernahm Andreas Dombret, ein erfahrener Branchenkenner mit Stationen bei Deutschen Bank, JP Morgan und Bank of America.
Doch ausgerechnet der geplante Wechsel der Gründer Stalf und Tayenthal in den Aufsichtsrat könnte neue Skepsis auslösen. Denn genau jene Manager, unter deren Führung N26 wiederholt ins Visier der BaFin geriet, sollen künftig das Institut kontrollieren.
Ob diese Konstruktion auch bei den Aufsehern Vertrauen schafft, ist offen.



