Vom unterschätzten SPAC-Überbleibsel zur Bank mit einem funktionierenden Ökosystem
Die Geschichte von SoFi beginnt mit Studentenkrediten, führte über den SPAC-Börsengang 2021 in eine Phase extremer Skepsis – und mündet nun in eines der erfolgreichsten FinTech-Börsenjahre weltweit. 2025 stieg die Aktie um fast 80 Prozent, getragen von einer Struktur, die im FinTech-Sektor selten vorkommt: einer voll lizenzierten Digitalbank mit eigener Refinanzierung, kombiniert mit einem Technologiegeschäft, das wie ein Softwareanbieter skaliert.
Während viele SPAC-Nachfolger implodierten, brachte die Banklizenz SoFi Unabhängigkeit von volatilen Kreditmärkten. Parallel entwickelte sich mit Galileo und Technisys ein zweites Standbein, das SoFi in die Lieferkette anderer Finanzhäuser katapultiert. Die operative Erzählung des Jahres 2025 ist daher nicht nur die eines Wachstums – sondern einer glaubwürdig gewordenen Plattformstrategie.
Die Wachstumszahlen erklären die Rally – und erhöhen den Druck für 2026
Das dritte Quartal 2025 zeigte die fundamentale Basis der Kursrally. SoFi steigerte die bereinigten Nettoerlöse auf rund 950 Millionen Dollar, fast 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Basis verbreitert sich rasant: 12,6 Millionen Mitglieder, dazu 18,6 Millionen aktive Produkte, von denen 1,4 Millionen allein im letzten Quartal neu hinzukamen.
Besonders relevant für die Bewertung ist die Verschiebung im Ertragsmix. Gebührenbasierte Einnahmen – für eine Bank ein struktureller Schutzwall – stiegen auf über 400 Millionen Dollar und legten im Jahresvergleich um 50 Prozent zu. Noch deutlicher wird die strategische Neuausrichtung im Plattformgeschäft: 3,4 Milliarden Dollar vermitteltes Kreditvolumen, das nicht auf der eigenen Bilanz landet. Diese kapitalleichte Struktur ist SoFis Antwort auf die Kapitalkosten, an denen andere FinTechs scheiterten.
Die Rally fußt also nicht auf Euphorie, sondern auf der Bestätigung, dass SoFi zum ersten Mal operative Hebel nutzt, die in Kombination tatsächlich funktionieren.
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Der Ausblick für 2026 wirkt ambitioniert – und wird zu SoFis Bewährungsprobe
Mit einem erwarteten Gewinn je Aktie zwischen 0,55 und 0,80 Dollar für 2026 setzt das Management den nächsten Eckpunkt. Die Botschaft ist eindeutig: Wachstum allein reicht nicht mehr, jetzt muss die Ertragskraft skalieren. Für Anleger bedeutet das: Das Risikoprofil verlagert sich von „Glaubt der Markt an SoFi?“ zu „Trifft SoFi die eigenen Ziele?“
Denn die Bewertung ist inzwischen kein Schnäppchen mehr. Das Kurs-Buch-Verhältnis liegt weit über klassischen Bankhäusern. Diese Prämie muss das Unternehmen rechtfertigen – Quartal für Quartal.
Für 2026 identifizieren Investoren zwei Spannungsfelder:
- Die Chance: eine weiter wachsende Einlagenbasis, ein ausgedehntes Produktuniversum und zunehmende Monetarisierung des Technologiegeschäfts.
- Das Risiko: makroökonomische Schwankungen oder eine Verschlechterung der Kreditqualität könnten bei einer derart ambitionierten Bewertung sofort durchschlagen.
SoFi muss damit beweisen, dass das FinTech-Modell mit Banklizenz nicht nur Wachstumsfantasie liefert, sondern auch zyklische Belastungen aushält.
Die Rally 2025 war außergewöhnlich – 2026 wird endgültig zeigen, was SoFi wirklich ist
SoFi steht an einem Punkt, an dem das Narrativ kippen kann – nach oben wie nach unten. Das Unternehmen hat 2025 geliefert, im Produktwachstum ebenso wie bei der Diversifizierung der Erlöse. Doch die Erwartungen sind so hoch wie nie.
Jetzt entscheidet sich, ob SoFi ein ehemaliger SPAC bleibt, der zufällig einmal glänzte – oder ein FinTech, das den Sprung in eine nachhaltige Profitabilitätsära tatsächlich schafft.
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