11. September, 2025

Education

So teuer ist ein Kind in Deutschland wirklich

Trotz Kinderwunsch bleiben die Geburtenraten niedrig. Hohe Kosten, unsichere Zukunftsaussichten und ein System, das die Last vor allem Eltern aufbürdet, treiben Deutschland in eine demografische Sackgasse.

So teuer ist ein Kind in Deutschland wirklich
Teure Realität: Ein Kind kostet in Deutschland durchschnittlich 763 Euro pro Monat – hochgerechnet bis zur Volljährigkeit sind das über 165.000 Euro.

Kinder kosten Geld – und zwar viel. Rund 763 Euro pro Monat gab ein Paar 2018 im Schnitt für ein Kind aus. Hochgerechnet bis zur Volljährigkeit sind das 165.000 Euro – heute, mit Inflation, noch mehr.

Doch die eigentliche Rechnung geht tiefer: Einkommen, die durch Teilzeit oder Jobpausen verloren gehen, summieren sich schnell auf zehntausende Euro jährlich. Vor allem Mütter tragen diese Kosten – mit schlechteren Renten und oft gebrochener Karriere.

Das schrumpfende Zeitfenster

Deutschland steckt in einem Dilemma: Frauen wünschen sich im Schnitt 1,76 Kinder, Männer 1,74. Tatsächlich liegt die Geburtenrate bei nur 1,35. Damit bleibt sie weit unter den 2,1 Kindern, die nötig wären, um die Bevölkerung stabil zu halten.

Während die Politik über Zuwanderung streitet, verschiebt sich die Realität: Familien wie die von „Leonie Jakob“ zögern, ob sie ein weiteres Kind stemmen können – nicht aus fehlendem Wunsch, sondern aus Angst vor finanzieller und organisatorischer Überlastung.

Karriere oder Kinder – ein falsches Dilemma

Der Knackpunkt: Vereinbarkeit. Länder mit konservativem Familienbild haben meist die niedrigsten Geburtenraten, etwa Italien mit 1,18 Kindern pro Frau. Dort, wo Beruf und Familie besser zusammenpassen – Frankreich oder Skandinavien – kommen mehr Kinder zur Welt.

In Deutschland aber zwingt das Zusammenspiel aus Ehegattensplitting, unzureichender Kinderbetreuung und unsicheren Jobbedingungen viele Frauen in Teilzeit und senkt die Geburtenrate.

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Zeit ist das neue Geld

Neben den direkten Kosten ist Zeit der knappste Faktor. Studien zeigen: Eltern verbringen heute doppelt so viel Zeit mit ihren Kindern wie noch vor 30 Jahren. Bei Müttern stieg die wöchentliche Betreuungszeit von vier auf acht Stunden, bei Vätern von 1,5 auf drei.

Frauen zahlen den Preis: Ab dem ersten Kind verlieren Mütter laut Studien im Schnitt 10.500 Euro Einkommen pro Jahr, während Väter ihr Einkommen sogar steigern.

Wer Karriere und Kinder unter einen Hut bringen will, stößt schnell an Grenzen – wie die Akademikerin Johanna Ahrens, die trotz vier Kindern Vollzeit arbeitet und offen von einem „System, das Familien allein lässt“ spricht.

Demografie als Risiko für den Wohlstand

Seit 1972 sterben in Deutschland mehr Menschen, als geboren werden. Die Folgen sind klar: Fachkräftemangel, steigende Soziallasten, Druck auf das Rentensystem. Derzeit profitieren alle von der Rente – doch die Kosten, Kinder großzuziehen, tragen fast ausschließlich die Eltern.

Ökonomen fordern deshalb einen Umbau: kostenlose Betreuung, stärkere Väterbeteiligung und sogar eine Rentenkomponente, die Kinderzahl berücksichtigt.

Deutschland ringt um die Zukunft – und um die Frage, ob Kinder ein Armutsrisiko bleiben oder endlich wieder als Investition in die Gesellschaft begriffen werden.

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