Der Durchbruch kam spät in der Nacht. Um 22:57 Uhr Ortszeit stand das Ergebnis fest: 60 Stimmen – genug, um den nächsten Schritt im parlamentarischen Verfahren einzuleiten. Nach mehr als einem Monat politischer Lähmung hat der Senat in Washington erstmals grünes Licht gegeben, über einen Übergangshaushalt zu verhandeln. Republikaner und Demokraten, bis zuletzt im erbitterten Infight gefangen, bewegen sich damit – millimeterweise – aufeinander zu.
Blockade mit Preis: Flughäfen im Chaos, Familien ohne Einkommen
Seit Anfang Oktober steht ein zentraler Teil der US-Bundesbehörden still. Beamte arbeiten ohne Gehalt oder wurden in den Zwangsurlaub geschickt. Flughäfen melden Verzögerungen und Flugausfälle, Lebensmittelprogramme für einkommensschwache Haushalte laufen auf Reserve.
Washington spielt Politik – der Rest des Landes zahlt die Rechnung.
Die Amerikaner wissen das. Umfragen zeigen: Die Mehrheit macht Präsident Trump und die Republikaner für das Desaster verantwortlich. Ein Risiko, das der GOP-Fraktion zunehmend ungemütlich wird. Wenn die öffentliche Stimmung kippt, wird ein Shutdown schnell von taktischer Waffe zum politischen Selbstschuss.
Der Deal: Ein Schritt vorwärts, aber nur bis Ende Januar
Was der Senat beschlossen hat, ist kein Haushalt – es ist ein Zeitkauf. Ein Übergangsetat, gültig bis 30. Januar 2026. Danach könnte alles wieder von vorne losgehen.
Zwar sieht der Entwurf vor:
– Bundesbedienstete erhalten rückwirkend ihr Gehalt.
– Entlassene Mitarbeiter sollen wieder eingestellt werden.
– Das Lebensmittelprogramm SNAP bleibt bis Ende September 2026 finanziert.
Doch eine zentrale Frage bleibt ungelöst: die Zuschüsse für Krankenversicherungsbeiträge. Millionen US-Bürger könnten ohne Unterstützung drastisch höhere Kosten tragen. Für manche Familien wären das 50 bis 300 Prozent mehr – laut dem demokratischen Abgeordneten Maxwell Frost „für die gleiche oder sogar schlechtere Versicherung“.

Warum dieser Streitpunkt so explosiv ist, zeigt ein Blick auf die politische Landkarte: Die Zuschüsse laufen im Steuerpaket aus, das Donald Trump als großen Erfolg feiert. Eine Verlängerung wäre politisches Zurückrudern – und genau das will die republikanische Parteiführung verhindern.
Der Moment, in dem ein Mann den Unterschied machte
Dass der Senat überhaupt abstimmte, lag an einem einzigen Republikaner: John Cornyn aus Texas. Minutenlang hielt er seine Stimme zurück, während Demokraten und Republikaner auf den Anzeigetafeln erstarrt waren. Dann – kurz vor 23 Uhr – sagte Cornyn „Ja“.
Damit war die Blockade gebrochen.
Chuck Schumer, Minderheitsführer der Demokraten im Senat, stimmte dagegen. Sein Nein stand symbolisch für den internen Konflikt der Democrats: Zugeständnisse an die Republikaner, ohne die Zuschüsse zu sichern? Für viele ein Verrat an der eigenen Wählerschaft.
Die Märkte reagieren – Börsen saugen jede Hoffnung auf
Die Finanzmärkte reagierten auf das Signal sofort. Der DAX eröffnete mit +1,5 %. Asiatische Börsen drehten ins Plus. Jeder Schritt Richtung Ende des Shutdowns wird gehandelt wie eine Zinssenkung.
Dass ein nicht-vereinbarter Haushalt Börsen bewegt, zeigt: Dieser Shutdown ist ein globales Ereignis, kein innenpolitisches Randthema.
Für Investoren bedeutet er Unsicherheit – über Staatsausgaben, Verbraucherlaune und das Wachstum des größten Marktes der Welt.
Der Senat muss den Übergangshaushalt final ausformulieren. Danach geht das Paket zurück ins Repräsentantenhaus. Dort ist der Widerstand nicht kleiner als im Senat. Abgeordnete beider Parteien drohen mit Blockade, falls ihre Bedingungen nicht erfüllt werden.
Der Shutdown könnte also trotz Abstimmung weiterlaufen.


