Die US-Notenbank steuert auf eine der heikelsten Sitzungen seit Jahren zu. Zwar gilt es als sicher, dass Fed-Chef Jerome Powell und seine Kollegen den Leitzins am Mittwoch um 0,25 Prozentpunkte senken werden. Doch was für Märkte eine klare Entlastung sein könnte, wird durch politische Ränkespiele in Washington überlagert.
Ein Trump-Vertrauter auf dem Sprung
Noch bevor die Notenbank entscheidet, will der Senat über Stephen Miran abstimmen. Der Ökonom und enge Berater Donald Trumps soll neuer Gouverneur werden – und könnte damit direkt beim Zinsentscheid mit am Tisch sitzen. Miran ist wie Trump ein Verfechter radikal niedriger Zinsen. Sein Einzug in das Gremium würde die fragile Balance im Offenmarktausschuss verschieben.

Ein New Yorker Fondsmanager bringt die Sorge vieler Investoren auf den Punkt: Uneinheitliche Signale aus der Fed könnten den Markt stärker destabilisieren als jede Zinserhöhung.

Machtprobe um Lisa Cook
Parallel läuft der nächste Konflikt. Gouverneurin Lisa Cook kämpft um ihr Amt, nachdem Trump sie wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten bei Hypothekengeschäften absetzen wollte. Ein Gericht stellte sich vergangene Woche auf ihre Seite, doch der Präsident zog in Berufung. Sollte Cook am Mittwoch nicht teilnehmen dürfen, wäre das nicht nur ein politischer Sieg für Trump – es würde auch die Unabhängigkeit der Fed nachhaltig beschädigen.
Für Investoren steht damit mehr auf dem Spiel als eine einzelne Personalie. Ein Eingriff des Präsidenten in die Notenbankarbeit würde den Dollar unter Druck setzen und könnte das Vertrauen internationaler Kapitalgeber erschüttern.
Zinsschritt in der Zwickmühle
Neben der Personalposse muss die Fed ihre wirtschaftliche Einschätzung für die kommenden Quartale vorlegen. Sie steht zwischen zwei Fronten: Auf der einen Seite ein Arbeitsmarkt, der schwächelt und nach geldpolitischer Unterstützung ruft. Auf der anderen Seite Börsenindizes, die auf Rekordhöhen klettern und von zusätzlicher Liquidität kaum profitieren sollten.
„Wir sehen die Anfänge von Stagflation“, warnt Kapitalmarktberater Kumal Sri-Kumar. Niedrigere Zinsen könnten die Konjunktur stützen, gleichzeitig aber den Preisauftrieb verstärken – ein Szenario, das Notenbanker fürchten wie kaum ein anderes.
Risiko für die Märkte
Für Anleger bedeutet das: Der Fokus liegt nicht auf dem Zinsschritt selbst, sondern auf den Signalen für die kommenden Monate. Werden weitere Senkungen angedeutet, könnte die Rally an den Aktienmärkten neue Nahrung erhalten – und damit die Inflationsgefahr. Bleibt es bei einem einmaligen Schritt ohne Perspektive auf mehr, droht Ernüchterung.
Die Fed ringt damit nicht nur um ihren Kurs, sondern auch um ihre Glaubwürdigkeit. Ein Zinsschritt mag die Schlagzeile liefern. Entscheidend ist aber, ob die Notenbank inmitten politischer Einflussnahme und wirtschaftlicher Zwickmühle noch als unabhängige Instanz wahrgenommen wird.
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