18. Juni, 2025

Börse

Shortseller greifen Allianz an – doch wie groß ist die Gefahr wirklich?

Die Allianz gerät zunehmend ins Visier spekulativer Investoren. Während Hedgefonds auf fallende Kurse setzen und Analysten erste Zweifel anmelden, baut der Versicherungskonzern unbeirrt sein Geschäft aus. Ein Blick hinter die Kulissen eines unterschätzten Machtkampfs.

Shortseller greifen Allianz an – doch wie groß ist die Gefahr wirklich?
Die Allianz gerät zunehmend ins Visier von Shortsellern: Das Leerverkaufsvolumen ist zuletzt um 93 Prozent auf rund 94.400 Aktien gestiegen.

Short-Positionen steigen sprunghaft

Die Zahlen sprechen für sich: Innerhalb weniger Wochen hat sich die Anzahl der leerverkauften Allianz-Aktien nahezu verdoppelt. Um 93 Prozent kletterte das Short-Volumen zuletzt auf rund 94.400 Aktien.

Quelle: Eulerpool

Hedgefonds und andere spekulative Investoren erhöhen den Druck und wetten auf fallende Kurse – ein klares Misstrauensvotum gegen die Kursentwicklung der vergangenen Monate.

Für einen DAX-Wert dieser Größenordnung ist der plötzliche Anstieg der Short-Aktivität ungewöhnlich. Zwar bleibt das absolute Niveau noch moderat, doch der schnelle Aufbau der Positionen zeigt: Einige Marktakteure rechnen kurzfristig mit weiteren Korrekturen.

Barclays senkt den Daumen

Parallel zur wachsenden Skepsis der Shortseller mehren sich auch kritische Analystenstimmen. Die britische Investmentbank Barclays hat die Allianz-Aktie zuletzt von „Equal Weight“ auf „Underweight“ abgestuft.

Quelle: Eulerpool

Das Kursziel blieb mit 325 Euro zwar stabil, doch Analystin Claudia Gaspari sieht das Rückschlagsrisiko deutlich erhöht.

Gaspari argumentiert, dass die jüngste Outperformance der Allianz gegenüber dem DAX nicht ausreichend durch fundamentale Entwicklungen gedeckt sei. Ihre Gewinnschätzungen liegen rund zwei Prozent unter dem Marktkonsens. Die Bewertung der Aktie sei ambitioniert, das Rückschlagpotenzial entsprechend hoch.

Strategisch gut aufgestellt

Während der Aktienkurs unter Druck gerät, verfolgt der Konzern seine langfristigen Expansionspläne konsequent weiter. Vorstandschef Oliver Bäte setzt vor allem auf zwei Wachstumstreiber: massive Infrastrukturinvestitionen und den Ausbau des Asset-Management-Geschäfts.

Allein im Infrastrukturbereich plant die Allianz, Milliardenbeträge in globale Projekte zu lenken. Stromnetze, Flughäfen, erneuerbare Energien – allesamt Bereiche mit langfristig stabilen Erträgen.

Parallel dazu prüft der Konzern Zukäufe im Asset-Management, um sich stärker von der klassischen Versicherungslogik zu lösen und zusätzliche Ertragsquellen zu erschließen.

Kursschwäche mit Perspektive

Charttechnisch präsentiert sich die Allianz derzeit angeschlagen. Seit dem Mai-Hoch hat die Aktie rund zehn Prozent an Wert verloren. Der Aufwärtstrend der vergangenen Monate ist ins Stocken geraten, die zunehmenden Short-Positionen wirken zusätzlich belastend.

Kurzfristig könnten weitere Rücksetzer folgen – vor allem, wenn makroökonomische Unsicherheiten oder Marktkorrekturen den Druck verstärken. Doch fundamental bleibt der Konzern stabil: solide Bilanz, hohe Kapitalpuffer, starke Marktposition und eine klare Strategie für die kommenden Jahre.

Das Grundproblem der Shortseller

Die Wette der Leerverkäufer ist letztlich vor allem ein Spiel auf die kurzfristige Kurspsychologie. Substanziell angeschlagen ist der Versicherungsgigant nicht. Im Gegenteil: Das Geschäftsmodell erweist sich in unsicheren Zeiten oft als stabilisierender Faktor in den Portfolios institutioneller Anleger.

Auch wenn die Allianz an der Börse momentan keine Höchststände feiert, bleibt sie für langfristig orientierte Investoren eine solide Halteposition – und ein defensives Rückgrat im DAX.

Die Shortseller mögen kurzfristig für Nervosität sorgen. Am langfristigen Geschäftsmodell des Münchener Konzerns ändert das wenig.

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