In einer massiven Abkehr von spekulativen Anlagen haben Investoren rund eine halbe Milliarde Dollar aus kryptowährungsgebundenen Fonds abgezogen. Diese Bewegung markiert den ersten signifikanten Verkauf seit der breiten Einführung von Krypto-ETFs zu Beginn dieses Jahres.
Exchange-Traded Funds (ETFs), die direkt in Bitcoin investieren, verzeichnen seit vier Tagen in Folge Mittelabflüsse in Höhe von insgesamt etwa 423 Millionen Dollar, wie aus Daten von Bloomberg hervorgeht. Diese Abflüsse haben zu dem größten wöchentlichen Exodus seit Anfang Mai geführt.
Die Ursache für diesen globalen Abwärtstrend sind Rezessionsängste, die durch schwache Arbeitsmarktdaten aus den USA am Freitag ausgelöst wurden. Dies gesellt sich zu enttäuschenden Unternehmensgewinnen und ungünstigen saisonalen Trends, was auch den Kryptomarkt stark belastet: Bitcoin ist um mehr als 16% eingebrochen, was in den letzten 36 Stunden mehr als 150 Milliarden Dollar an Marktwert vernichtet hat. Ether, die zweitgrößte digitale Währung, erlebte den stärksten Rückgang seit 2021.
Dieser Ausverkauf stellt den ersten großen Stresstest für digitale Vermögenswerte in der Ära der US-Krypto-Produkte dar, die es Privatanlegern ermöglicht haben, problemlos in Bitcoin zu investieren. Spot Ether ETFs, die im Juli nach einer Genehmigung durch die SEC eingeführt wurden, verzeichnen ebenfalls Abflüsse, wobei deren Nettoabflüsse inzwischen die 500-Millionen-Dollar-Grenze überschritten haben.
"Diese bleiben spekulative Vermögenswerte", kommentierte Barry Knapp, Managing Partner bei Ironsides Macro. "Zu denken, dass es in einer solchen Situation nicht volatil sein würde, ist, glaube ich, naiv."
Trotz des massiven Verkaufs sind Verzerrungen bislang nicht von großer Bedeutung gewesen. Ein Liquiditätsmaß, bekannt als Geld-Brief-Spanne, blieb bei BlackRocks iShares Bitcoin Trust (Ticker IBIT) in einer engen Spanne von nur einem Basispunkt, obwohl die Aktien um 11,5% fielen.
Auch andere Krypto-gebundene Produkte erleiden Verluste. Der 2x Bitcoin Strategy ETF (BITX), der in diesem Jahr Zuflüsse von 1,8 Milliarden Dollar hatte, ist in den letzten zwei Wochen um 20% gefallen. Der 340 Millionen Dollar schwere ProShares Ultra Bitcoin ETF (BITU), der in diesem Jahr etwa 400 Millionen Dollar aufgenommen hat, brach am Montag allein um 30% ein.
Einige Beobachter finden den Krypto-Absturz verwirrend, da Bitcoin nach der globalen Finanzkrise als alternative zum als defizitär empfundenen globalen Finanzsystem entstand. Zach Pandl, Forschungsleiter bei Grayscale, betont: "Der undisziplinierten Ansatz bei Geld- und Finanzpolitik ist einer der Gründe, warum Investoren überhaupt Bitcoin halten. Daher gibt es keinen Grund, den langfristig optimistischen Ausblick für diese Anlageklasse in Frage zu stellen."
Stephane Ouellette, CEO von FRNT Financial, meinte, dass der 24/7-Handel von Bitcoin die Anlage kurzfristig anfälliger für adverse globale Ereignisse mache und somit die Volatilität erhöhe. Er verwies auf jüngste geopolitische Krisen und den pandemiebedingten Absturz im Jahr 2020.
"Für Händler, die letzte Nacht schnelles Geld suchten, wäre BTC eine äußerst attraktive Option gewesen," schrieb er in einer Mitteilung. "Doch das aktuelle Umfeld stützt die Kernthese des Assets. Für diejenigen, die glauben, dass die Geldpolitik seit der Finanzkrise schlecht gemanagt wurde, stellt dies genau das Szenario dar, das sie bei ihrer Investition in BTC vor Augen hatten."