13. September, 2025

Wirtschaft

Schuldenklick: Wie „Buy now, pay later“ die Gen Z in die Kreditfalle lockt

Die neue Raten-Revolution wirkt harmlos – und frisst sich in Haushalte, Bonitäten und Lebensläufe. Klarna & Co. versprechen Freiheit beim Checkout, liefern aber Kosten, die oft erst später sichtbar werden.

Schuldenklick: Wie „Buy now, pay later“ die Gen Z in die Kreditfalle lockt
Schuldenfalle im Warenkorb: Bis zu 13,6 % Effektivzins bei Klarna-Ratenkäufen machen Konsumkredite teurer als so mancher Dispo.

Sofortkauf, späterer Schmerz

Das Muster ist immer gleich: Ein Wisch, ein Klick, die Rechnung „später“. Auf TikTok und Instagram sammeln sich unter #Klarnaschulden inzwischen Beichtstühle der digitalen Konsumgesellschaft: 1.530 Euro nur für Parfum, 4.657 Euro für Nahrungsergänzungsmittel und Torten, 11.470 Euro in Fast Fashion. „Hölle und Segen zugleich“, schreibt ein Nutzer – und meint damit nicht das Produkt, sondern die Zahlungsfunktion.

„Buy now, pay later“ (BNPL) – von Klarna popularisiert, von PayPal und anderen kopiert – verschiebt den Schmerzpunkt. Erst kommt der Warenkorb, dann die Rechnung, im Zweifel gestückelt in Raten. Das fühlt sich an wie mehr Freiheit. Es ist Kredit.

Die Mechanik: Bequem im Frontend, teuer im Backend

  • Rechnungskauf mit Aufschub: Häufig 30 Tage Frist. Verlängerungen kosten Gebühren.
  • Ratenkauf: Bis zu 36 Monate. Effektivzinsen: Klarna ca. 13,6 % p. a., PayPal ca. 12,49 % p. a.
  • Kleine Summen, große Wirkung: 800 € über 24 Monate? Monatsrate ~38 €, Gesamtkosten ~911 € – rund 11 % Mehrpreis nur für Zeit. 2.000 € über 24 Monate: >277 € Zinslast.

Für Anbieter ist BNPL ertragreich – Händler zahlen Gebühren, Ratenkunden Zinsen. Für Konsumenten ist es bequem – bis die kumulierten Kleinstbeträge als Inkassobrief zurückkommen.

Psychologie am Checkout: Warum es so leicht fällt

Eine aktuelle Marketingforschung zeigt, was die Praxis bestätigt: Zahlungsaufschub senkt die wahrgenommene Schmerzschwelle. Mit BNPL steigt die Wahrscheinlichkeit eines Kaufs von 17 % auf 26 %, die Warenkorbgröße wächst um ~10 %.

Kleinteilige Raten verschleiern die Gesamtkosten. Das Gehirn bewertet die unmittelbare Freude höher als den verteilten Abfluss in der Zukunft – klassischer Present Bias.

Klarna IPO 2025 – Alle Daten, Bewertung und Chancen für Anleger
Klarna hat den Sprung an die New York Stock Exchange geschafft – und liefert den wohl spannendsten Fintech-Börsengang des Jahres. Doch lohnt sich der Einstieg in die Klarna Aktie? Wir haben alle Zahlen, Fakten und Analysen für dich zusammengestellt.

Die Lage der Generation Z: Daten, die alarmieren

  • Verschuldung: Rund 20 % der 14–29-Jährigen leben mit Schulden – ein Höchststand, nach 16 % im Vorjahr.
  • Kleinkredite boomen: Der Anteil unter 1.000 € hat „drastisch“ zugelegt, berichten Auskunfteien.
  • Zahlungsdisziplin: Jeder zweite jüngere Schuldner hat schon Fristen gerissen.
  • Beratungspraxis: Unter-25-Jährige in der Schuldnerberatung: Ø 11.300 € Schulden; 25–35-Jährige: Ø 22.200 €.
  • Ausfälle: Klarna nennt ~0,4 % Kreditausfälle; die Gesamtquote über alle Anbieter liegt laut Auskunfteien bei ~1,9 %.
  • Limits & Salden: BNPL-Anbieter starten oft mit ~100 € Limit und heben es bei pünktlicher Zahlung an; Ø Saldo pro Kunde bei Klarna: ~250 €.
Teurer Trend: Unter-25-Jährige, die Schuldnerberatung aufsuchen, haben im Schnitt 11.300 € Schulden, bei den 25–35-Jährigen sind es sogar 22.200 €.

Die Mikrosummen wirken harmlos – bis mehrere Dienste parallel laufen und Gebühren, Zinsen und Mahnkosten den Rhythmus des Girokontos bestimmen.

Fall Anna D.: Wenn Konsum zum Dauerjob wird

Neue Shirts, neue Schuhe, neue Kosmetik – und irgendwann war der erste Zahltermin „nur“ verschoben. Dann der zweite. Schließlich 2.000 € Monatsrechnungen, 25.000 € Gesamtschulden.

AlleAktien gewinnt Prozess gegen Verbraucherzentrale – vollständiger Erfolg
Das Analysehaus AlleAktien hat im Rechtsstreit mit der Verbraucherzentrale einen klaren Sieg errungen. Sämtliche von der Verbraucherzentrale vorgebrachten Punkte wurden vom Gericht abgewiesen. Für das Unternehmen ist dies nicht nur ein juristischer Erfolg, sondern auch ein Signal an Mitglieder und Investoren.

Dispo, Kreditkarte, Altersvorsorge auflösen, Eltern um Hilfe bitten. Heute zahlt Anna D. 500 € monatlich zurück. Schuldenfrei voraussichtlich 2038. Das eigentliche Pfand ist nicht das Geld – es ist die Zeit.

Politik & Aufsicht: Die Regulierung zieht nach

  • EU-Mikrokreditregeln: Künftig Bonitätsprüfung auch <200 €, im Zweifel Ablehnung.
  • Verbraucherschutz: Warnung vor „schnell abgeschlossenen Kreditverträgen“ und intransparenter Kostenspirale.
  • Anbieter-Position: „Überzogene Kritik“, heißt es. Ausfallquoten seien niedrig, Limits defensiv, Risiko bepreist.

Die Regeln adressieren einen Kernfehler: Kleinkredite sind Kredite – mit Schufa-Spuren, die Mietvertrag, Handyvertrag, Jobchecks und Immobilienfinanzierung beeinflussen.

Das Einfallstor: Social Media als Zahlungsbeschleuniger

BNPL ist kein Produkt, es ist ein Konversionshebel. Checkout-Funktionen sind tief in Apps und Shops verdrahtet; Creator-Ökosysteme pushen Impulskäufe, Affiliate-Modelle belohnen Klickraten. Das Ergebnis: höhere Frequenz, größere Körbe, schlechtere Budgetkontrolle.

„Klarna gewinnt immer“ – stimmt das?

Ökonomisch profitieren Händler (höhere Conversion), BNPL-Plattformen (Gebühren, Zinsen), Marktplätze (mehr Umsatz). Verluste entstehen dort, wo Zeitwert falsch bepreist wird: beim Konsumenten. Dennoch gilt: BNPL ist nicht per se toxisch. Pünktlich gezahlt, bleibt es ein Zahlungswerkzeug. Problematisch wird es, wenn Bequemlichkeit das Budget ersetzt.

Attentat auf Charlie Kirk erschüttert US-Politik
Der Gründer von Turning Point USA, Charlie Kirk, ist bei einem Auftritt an der Utah Valley University erschossen worden. Der 31-Jährige galt als einer der einflussreichsten konservativen Aktivisten in den USA und hinterlässt Frau und zwei kleine Kinder.

Der stille Preis: Bonität, Lebensziele, Karriere

Jede verpasste Rate kann Scorewerte drücken. Inkasso-Einträge sind langlebig. Vermieter, Telcos, Banken, teils Arbeitgeber prüfen Schufa-Historien. Wer heute bei Kleinstkrediten die Disziplin verliert, könnte morgen an Wohnung, Finanzierung oder Jobchance scheitern.

Finanzbildung: Wo der Unterricht ausfällt, unterrichtet der Algorithmus

80 % der 14–24-Jährigen geben an, in der Schule wenig bis nichts über Finanzen gelernt zu haben. Elternhäuser schweigen zu oft. Ehrenamtliche Initiativen schließen Lücken – mit Budgettraining, ETF-Grundlagen, Kostenrealität. Ihre wichtigste Lektion klingt banal und ist es nicht: „Gib nie mehr aus, als du einnimmst.“ In BNPL-Zeiten ist das Widerstand.

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