27. August, 2025

Unternehmen

Schlank ohne Spritze? Eli Lillys Abnehmpille spaltet Experten und Anleger

Die Pharmaindustrie jagt dem Milliardenmarkt Adipositas hinterher. Eli Lilly legt neue Daten zu seiner Tablette Orforglipron vor – weniger wirksam als die Spritze, dafür komfortabler. Was Patienten hoffen, Investoren fürchten und Mediziner kritisieren.

Schlank ohne Spritze? Eli Lillys Abnehmpille spaltet Experten und Anleger
Milliardenmarkt im Blick: Trotz offener Fragen erwarten Analysten für den Adipositasmarkt jährliches Wachstum von 13–15 %. Bis 2034 könnte ein Volumen von 130 Mrd. $ erreicht werden – ein Grund, warum Investoren Eli Lilly weiter auf der Rechnung haben.

Der Milliardenmarkt Übergewicht

Noch vor wenigen Jahren galt Adipositas als medizinisches Randthema. Heute sprechen Analysten von einem Markt, der bis 2034 ein Volumen von bis zu 130 Milliarden Dollar erreichen könnte.

Novo Nordisk und Eli Lilly, einst vor allem für Insulin bekannt, liefern sich nun ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die nächste Produktgeneration: die Abnehmpille.

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Eli Lilly wagt den Schritt

Während Novo Nordisk mit Spritzen wie Wegovy den Markt eröffnete, setzte Eli Lilly mit Mounjaro noch eins drauf – Gewichtsverluste von bis zu 20 Prozent in klinischen Studien. Doch Spritzen sind unbequem. Deshalb arbeitet die Branche am einfacheren Format: einer Pille.

Lilly scheint vorn zu liegen. Die jüngsten Studiendaten mit Orforglipron zeigen einen durchschnittlichen Gewichtsverlust von 10,5 Prozent bei übergewichtigen Diabetikern innerhalb von 18 Monaten. Begleitend verbesserten sich Cholesterin und Blutdruckwerte.

Begeisterung mit Bremsspuren

Ganz so euphorisch, wie Eli Lilly es darstellt, sehen Fachleute die Ergebnisse nicht. Jeder zehnte Teilnehmer brach die Studie wegen Nebenwirkungen ab – Übelkeit, Durchfall, Erbrechen. Zudem fiel der Effekt schwächer aus als bei den Spritzen.

Quelle: Eulerpool

In einer zweiten Studie ohne Diabetespatienten sank das Gewicht im Schnitt nur um 12,4 Prozent, während Investoren mit mindestens 15 Prozent gerechnet hatten. Die Aktie verlor prompt.

Skepsis aus der Medizin

Viele Ärzte verweisen auf offene Fragen. Jojo-Effekt und Muskelabbau bleiben bestehen, sobald die Therapie endet. Der Düsseldorfer Diabetologe Stephan Martin spricht von „keinem Durchbruch“.

Auch methodische Kritik steht im Raum: Eli Lilly verglich seine Tablette mit einem Placebo – nicht mit Spritzen oder intensiven Ernährungstherapien, die ähnliche Ergebnisse liefern können.

Und es gibt Sicherheitsbedenken. Bei einem ähnlichen Präparat von Pfizer war in der Vergangenheit Lebertoxizität aufgefallen, was zur Einstellung des Projekts führte. Ob Orforglipron dieses Risiko teilt, ist offen – Lilly hat es bislang nicht umfassend geprüft.

Vergleich mit Spritzen ernüchternd: Während Mounjaro-Spritzen bis zu 20 % Gewichtsverlust erreichen, blieb Orforglipron bei 10,5 % bei Diabetikern – Patienten könnten den geringeren Effekt nur aus Bequemlichkeit in Kauf nehmen.

Produktionsvorteil für Lilly

Interessant ist der Produktionsaspekt: Während Novo Nordisk bei seiner Pille auf ein Peptid setzt, das in hoher Dosierung schwer herzustellen ist, basiert Eli Lillys Ansatz auf einem chemischen Molekül. Das könnte die Skalierung erleichtern – und zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden.

Konkurrenz rüstet auf

Novo Nordisk arbeitet weiter an seiner Tablette, ebenso wie Roche, AstraZeneca und zahlreiche Biotechfirmen. Der Bedarf ist riesig: Weltweit steigt die Zahl Übergewichtiger rasant, die Nachfrage nach Medikamenten wächst mit zweistelligen Raten. Klar ist: Es wird Platz für mehrere Anbieter geben.

Starker Markt, schwache Daten

Für Anleger bleibt das Bild zwiespältig. Eli Lilly könnte mit Orforglipron die erste zugelassene Abnehmpille liefern – schon 2026. Doch der klinische Vorteil gegenüber der Spritze bleibt gering, die Nebenwirkungen hoch. Das weckt Zweifel, ob die Pille den erhofften Milliardenumsatz tatsächlich bringt oder am Ende nur eine Ergänzung zum bestehenden Spritzenmarkt bleibt.

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