SAP gegen Salesforce: Der Showdown der Software-Giganten
SAP verteidigt die Datenfestung: Mit schwer zugänglichen Systemarchitekturen bindet SAP Kunden langfristig – doch Gartner schätzt, dass der ERP-Marktanteil von 21 % (2020) auf 14 % (2024) gefallen ist.

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SAP gegen Salesforce: Der Showdown der Software-Giganten

Die Grenzen zwischen Front- und Backoffice verschwimmen. Mit Hilfe von KI liefern sich SAP und Salesforce einen Milliarden-Kampf um die Vormachtstellung in der Unternehmenswelt. Doch wer dominiert am Ende das digitale Nervensystem der Konzerne?

Es geht um nichts weniger als die Schaltzentralen der globalen Wirtschaft. Jahrzehntelang war die Aufgabenteilung klar: SAP kümmerte sich um das Backoffice, Salesforce dominierte das Kundenmanagement im Frontend.

Doch Künstliche Intelligenz krempelt gerade die Architektur der Unternehmenssoftware um – und macht aus den beiden früheren Platzhirschen direkte Rivalen.

Die alten Grenzen lösen sich auf

Was bisher strikt getrennt war – Finanzbuchhaltung, Supply Chain und Personalverwaltung auf der einen, Vertrieb, Marketing und Kundenservice auf der anderen Seite – wächst unter dem Einfluss autonomer KI-Agenten zusammen.

Quelle: Eulerpool

Die Systeme der Zukunft versprechen integrierte Analysen, automatisierte Entscheidungen und eine durchgängige Nutzererfahrung.

Quelle: Eulerpool

Plötzlich zählt nicht mehr nur, wer den besten Teilbereich abdeckt – sondern wer das komplette Betriebssystem für Unternehmen liefert.

SAP mit Rückenwind, Salesforce unter Druck

An der Börse zeigt sich der Stimmungsumschwung bereits: Während SAP in den vergangenen sechs Monaten um 12 Prozent zulegen konnte, verlor Salesforce seit seinem Hoch im Dezember rund 30 Prozent an Wert.

Ironischerweise hat Salesforce 2023 zwar erstmals beim Umsatz SAP überholt. Doch während die Wachstumsraten bei den Amerikanern nachlassen, zieht SAP mit neuen Produkten und Kooperationen wieder an.

Besonders aggressiv geht SAP mit seiner Datenoffensive vor: Partnerschaften mit Databricks sollen helfen, die Datenflut auch außerhalb der SAP-Systeme nutzbar zu machen. Damit wird die hauseigene KI „Joule“ zur zentralen Schnittstelle, die alle Unternehmensdaten analysieren und steuern soll.

Salesforce versucht mit dem Kauf von Informatica für 8 Milliarden Dollar ein ähnliches Ziel zu erreichen – doch Analysten zweifeln, ob der Preis gerechtfertigt ist.

KI als neues Schlachtfeld: Sowohl SAPs „Joule“ als auch Salesforces „Agentforce“ setzen auf autonome KI-Agenten. Doch der Erfolg hängt entscheidend von der Integration externer Datenquellen ab.

Der Kampf um die Datenhoheit

SAPs Vorteil bleibt die schiere Datenbasis: Die Systeme der Walldorfer verwalten nicht nur Umsätze und Personalbestände, sondern tief eingebettete Prozesse bis hin zur Produktionsplanung.

Für viele Konzerne wäre ein Wechsel so aufwendig wie eine Herztransplantation. Auch deshalb entscheiden sich viele CIOs dafür, ihre KI-Offensiven lieber innerhalb der SAP-Welt zu starten.

Salesforce dagegen droht an der eigenen Wachstumsstory zu ersticken. Nach der milliardenschweren Slack-Übernahme 2021 bremst das hohe Schuldenniveau weitere Zukäufe.

Zudem wird dem Management um Marc Benioff immer wieder vorgeworfen, keine klare Strategie für das nächste Wachstumslevel zu liefern. Die Hoffnung ruht auf der neuen KI-Plattform Agentforce. Doch deren Erfolg bleibt bislang fraglich.

Die neuen Angreifer lauern bereits

Während SAP und Salesforce ihren Zweikampf austragen, schieben sich neue Player ins Blickfeld. Microsoft etwa rüstet Dynamics 365 mit hauseigener KI und dem Cloud-Vorsprung von Azure auf.

Workday nimmt SAP Marktanteile im ERP-Segment ab. Und Oracle fährt mit massiven Infrastrukturinvestitionen einen völlig anderen Kurs, der das klassische Cloud-Modell herausfordert.

Laut Gartner schrumpfte SAPs Anteil am ERP-Markt zwischen 2020 und 2024 von 21 auf 14 Prozent. Selbst bei CRM schwächelt SAP – während Salesforce seinen Marktanteil konstant bei 20 Prozent halten konnte.

Das Rennen ist offen

Noch profitiert SAP vom Vorteil der eingebauten Trägheit seiner Kundenbasis. Doch in einer Welt, in der künstliche Intelligenz zunehmend autonom agiert, könnte der Plattformwechsel künftig einfacher werden.

Salesforce wiederum muss beweisen, dass die enorme Kundennähe im Vertrieb und Marketing reicht, um auch in den Kernprozessen Fuß zu fassen.

Für die Investoren bleibt der Markt hochspannend. Es geht um weit mehr als nur Software: Wer das digitale Betriebssystem der Weltwirtschaft kontrolliert, bestimmt in den nächsten Jahrzehnten über Milliardenumsätze.

Die KI-Offensive hat den Startschuss für eine neue Ära der Unternehmens-IT gegeben. Wer am Ende die Führungsrolle übernimmt, ist alles andere als entschieden.

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