19. Oktober, 2025

Wirtschaft

Sanierung von Bahnstrecken führt zu vermehrter Pkw-Nutzung im Rahmen des Mobilitätswandels

Das derzeit in Umsetzung befindliche Großprojekt der Generalsanierung der Bahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin zeigt signifikante Auswirkungen auf die Wahl der Verkehrsmittel und verändert die Reisemuster der Bevölkerung. Eine umfangreiche Analyse anonymisierter Mobilfunkdaten des Unternehmens O2 Telefónica legt offen, dass die Anzahl der Bahnreisenden auf dieser Strecke einen deutlichen Rückgang verzeichnet. Im Vergleich zur Zeit vor Beginn der Sanierungsarbeiten ist die Anzahl der Zugreisenden um etwa ein Viertel gesunken, was pro Tag rund 6.800 weniger Bahnreisende bedeutet.

Im Gegensatz dazu zeigt sich im Bereich des Straßenverkehrs ein gegenteiliger Trend. Die Nutzung von Autos sowie die Inanspruchnahme von Mitfahrgelegenheiten haben um drei Prozent zugenommen, was einer durchschnittlichen Tageszahl von 6.500 Personen entspricht. Dies ist nicht nur auf der Strecke zwischen Hamburg und Berlin festzustellen, sondern auch auf weiteren Routen, wo der Individualverkehr zunehmend den Platz des Bahnverkehrs einnimmt.

Ein bemerkenswertes Beispiel ist die Strecke zwischen Hamburg und Schwerin, auf der die Anzahl der PKW- und Busreisenden um 46 Prozent gestiegen ist, während sich die Zahl der Bahnpassagiere um 56 Prozent reduziert hat. Ähnlich verhält es sich auf der Verbindung von Hamburg nach Rostock, wo die Nutzung von Autos und Bussen um zwölf Prozent zugenommen hat, während die Zahl der Bahnreisenden um nahezu ein Drittel zurückgegangen ist.

Diese Entwicklungen verdeutlichen die Veränderungen in der Mobilitätslandschaft, die Alfons Lösing von O2 Telefónica als ein eindrucksvolles Ergebnis der erhobenen Daten bezeichnet. Die umfassende Sanierung der Bahnstrecke, die seit August in Kraft ist und bis Ende April 2026 andauern soll, bringt tiefgreifende Veränderungen im Zugverkehr mit sich. So werden sowohl ICE- als auch IC-Züge umgeleitet, verkehren seltener und benötigen durchschnittlich 45 Minuten länger als vor den Bauarbeiten.

Der regionale Bahnverkehr ist ebenfalls stark von den Sanierungsmaßnahmen betroffen, was viele Pendler dazu veranlasst, auf den Ersatzverkehr mit Bussen auszuweichen. Diese Alternative ist jedoch nicht ohne Risiken, wie ein Zwischenfall im August auf der Autobahn A24 demonstrierte, bei dem ein Busunfall mehrere Verletzte zur Folge hatte.

Die aktuellen Entwicklungen auf den betroffenen Strecken und deren Auswirkungen auf das Verkehrsverhalten unterstreichen die Komplexität und die Herausforderungen, die mit Großprojekten im Verkehrssektor verbunden sind. Sie werfen auch die Frage auf, wie alternative Verkehrsangebote attraktiv gestaltet und effektiv kommuniziert werden können, um dem gestiegenen Mobilitätsbedarf gerecht zu werden.