Boeings Engpass belastet Ryanair
Die anhaltenden Produktionsprobleme bei Boeing treffen Ryanair härter als erwartet. Die Fluglinie, die nahezu ausschließlich auf Jets des amerikanischen Herstellers setzt, musste ihre Prognose für das kommende Geschäftsjahr erneut senken.
Statt der ursprünglich geplanten 210 Millionen Passagiere bis Ende März 2026 rechnet Ryanair nun mit 206 Millionen Fluggästen.
Grund dafür sind Verzögerungen bei der Auslieferung der bestellten Boeing 737-Max-Maschinen, darunter auch die Langversion 737-Max-10. Diese befindet sich aufgrund regulatorischer Hürden weiterhin in der Zulassungsphase und wird frühestens Ende 2025 verfügbar sein.
Fakten im Überblick
- Passagierziel gesenkt: Ryanair rechnet für das Geschäftsjahr 2025/26 mit 206 Millionen Passagieren, statt der ursprünglich geplanten 210 Millionen – Grund sind Lieferverzögerungen bei Boeing.
- Starke Quartalszahlen: Im dritten Geschäftsquartal 2024/25 konnte Ryanair 44,9 Millionen Fluggäste befördern, der Umsatz stieg um 10 Prozent auf 2,96 Milliarden Euro, der Gewinn kletterte auf 149 Millionen Euro.
- Abhängigkeit von Boeing: Ryanair setzt fast ausschließlich auf Boeing-Jets der 737-Reihe und wartet weiterhin auf 29 ausstehende Maschinen. Die Langversion 737-Max-10 wird frühestens Ende 2025 ausgeliefert.
- Aktie im Plus: Trotz der Herausforderungen legte die Ryanair-Aktie um 3,09 Prozent auf 20,34 Euro zu. Anleger honorieren das Wachstum und die Profitabilität des Billigfliegers.
Probleme mit tiefen Wurzeln
Boeing hat seit Jahren mit den Nachwirkungen seiner 737-Max-Krise zu kämpfen. Zwei Abstürze der Modellreihe mit insgesamt 346 Toten hatten 2019 und 2020 weltweit zu einem Flugverbot geführt.
Auch nach der Wiederzulassung hat sich das Vertrauen in die Marke nicht vollständig erholt, und neue Qualitätsmängel sowie ein längerer Streik haben die Produktion weiter zurückgeworfen.
„Wir arbeiten intensiv daran, die Auslieferungen zu beschleunigen“, erklärte Ryanair-Chef Michael O'Leary, zeigte sich aber zuversichtlich, dass die noch ausstehenden 29 Jets des aktuellen Großauftrags bis März 2026 ausgeliefert werden.
Wachstum trotz Widrigkeiten
Trotz der anhaltenden Lieferprobleme konnte Ryanair im dritten Geschäftsquartal bis Ende Dezember beachtliche Ergebnisse erzielen. Die Zahl der Fluggäste stieg um neun Prozent auf 44,9 Millionen, während der Umsatz um zehn Prozent auf 2,96 Milliarden Euro zulegte. Auch der Gewinn kletterte von 15 Millionen auf 149 Millionen Euro.
Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Ryanair nun 198 bis 200 Millionen Fluggäste und einen Gewinn zwischen 1,55 und 1,61 Milliarden Euro. Zwar liegt dieser unter dem Vorjahresniveau von 1,92 Milliarden Euro, doch die Zahlen belegen, dass der Billigflieger trotz der widrigen Umstände solide wirtschaftet.
Aktie trotzt den schlechten Nachrichten
Die Börse reagierte überraschend positiv auf die Zahlen: Die Ryanair-Aktie legte im Londoner Handel um 3,09 Prozent auf 20,34 Euro zu. Auch die Boeing-Aktie konnte leicht zulegen, trotz der Produktionsprobleme.
Ein Grund für die Zuversicht der Anleger könnte die klare Wachstumsstrategie von Ryanair sein. Mit günstigen Preisen und einem immer breiter werdenden Streckennetz bleibt die Airline ein wichtiger Player in der europäischen Luftfahrtbranche.
Zudem sorgen die Lieferverzögerungen bei Boeing für ein knapperes Flugangebot, was die Ticketpreise in der gesamten Branche in die Höhe treibt.

Ein Blick auf die Konkurrenz
Die Probleme mit Boeing wecken allerdings auch bei Ryanair Überlegungen, den europäischen Flugzeughersteller Airbus als möglichen Partner ins Boot zu holen. Airbus ist mit seiner A320neo-Familie inzwischen Marktführer, kann jedoch frühestens Ende des Jahrzehnts neue Großaufträge bedienen. Bis dahin bleibt Boeing für Ryanair die einzige realistische Option.
Nur die Ryanair-Tochter Lauda setzt bislang auf Airbus-Maschinen – ein kleiner Vorgeschmack auf mögliche zukünftige Kooperationen?
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