Der Energieriese RWE hat seine Strategie für zukünftige Investitionen angesichts eines unsicheren wirtschaftlichen Umfelds angepasst und dabei die Anforderungen an die Rendite angehoben. Der Vorstand des Unternehmens, mit Sitz in Essen, entschied, den erwarteten Kapitalerträgen noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken und verlangt nun eine Rendite von über 8,5 Prozent bei Neuinvestitionen. Diese strategische Anpassung führt dazu, dass RWE seine Investitionspläne bis 2030 revidiert und weniger Kapital als zuvor angekündigt in neue Projekte fließt.
Obwohl der Konzern im Jahr 2024 unerwartet gut abschneiden konnte und die Analystenprognosen übertraf, bleibt die Zukunftsaussicht durchwachsen. Für 2025 werden die Ergebnisziele zurückhaltender geschätzt, was auf dem Börsenparkett postwendend mit einem Kursverlust quittiert wurde: Die RWE-Aktie büßte mehr als drei Prozent ein und erwies sich als einer der schwächsten Titel im DAX.
RWE plant nunmehr mit 35 Milliarden Euro an Investitionen bis 2030, was einer Reduktion um 10 Milliarden Euro gegenüber den bisherigen Planungen entspricht. Gleichzeitig bleibt das Ziel eines bereinigten Gewinns von 4 Euro je Aktie bis zum Jahr 2030 bestehen. Analysten wie Javier Garrido von JPMorgan begrüßen diese umsichtige Kapitalallokation als positive Botschaft an die Aktionäre, unterstreichen jedoch, dass der Konzern mit fortschreitenden Herausforderungen wie Lieferkettenproblemen, geopolitischen Spannungen und steigenden Zinsen konfrontiert ist.
Der amerikanische Regierungswechsel übt zusätzlichen Druck auf RWE aus, da der designierte Präsident Donald Trump als Befürworter traditioneller Energieträger gilt. Dieses Umfeld erschwert Investitionen in erneuerbare Energieprojekte, insbesondere in den USA. RWE fokussiert sich nun auf die Flexibilität für das Jahr 2026 und plant, einen Teil der Offshore-Projekte im Nordseecluster, Norfolk, Thor und Sofia in absehbarer Zeit zu veräußern.
Parallel dazu hat RWE ein umfangreiches Aktienrückkaufprogramm initiiert, das bis 2026 abgeschlossen werden soll. Trotz eines heftigen Einbruchs des bereinigten operativen Gewinns auf 5,7 Milliarden Euro im letzten Jahr, zog RWE die Erwartungshaltung der Analysten auf seine Seite, die mit einem stärkeren Rückgang rechneten. Im Ausblick auf das laufende Jahr wird ein weiterer Rückgang des operativen Gewinns prognostiziert, während die Strommargen und der kurzfristige Kraftwerkseinsatzdruck zunehmen werden. Eine Dividende von 1,10 Euro je Aktie, zehn Cent mehr als im Vorjahr, wird den Aktionären als Trostpflaster angeboten.